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FC Bayern München: Ist Wunschstürmer Dusan Vlahovic der beste Kompromiss bei der Suche nach einem Neuner?

  • Aktualisiert: 07.06.2023
  • 10:53 Uhr
  • ran.de
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Dusan Vlahovic soll auf der Wunschliste des FC Bayern München ganz oben stehen. Der serbische Stürmer blickt auf eine schwierige Zeit bei Juventus Turin zurück und könnte deshalb im Sommer verfügbar sein. Doch welche Stärken und Schwächen zeichnen den Nationalspieler aus und würde er zum System von Thomas Tuchel passen?

von Justin Kraft

158 Minuten. So lange dauert es durchschnittlich, bis Dusan Vlahovic bei Juventus Turin an einem Tor direkt beteiligt ist. Eine Zahl, die abschreckend ist. Zumindest für Top-Klubs, die mit einem Transfer des 23-Jährigen liebäugeln.

Auch der FC Bayern München soll auf der Liste der Interessenten ganz weit oben stehen. Thomas Tuchel sei ein Befürworter des Serben, heißt es. Doch was sehen die Münchner in ihm, was seine Scorerpunkte nicht erzählen?

Vermutlich in erster Linie einen Stürmer, der bei der AC Florenz zuvor mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machte. Einer, für den Juventus Turin bereit war, rund 80 Millionen Euro auf den Tisch zu legen – wohlgemerkt in einem Wintertransferfenster.

Auf 38 Tore und sechs Vorlagen in 58 Spielen kam Vlahovic in der Zeit vor seinem Wechsel zu Juve.

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Dusan Vlahovic: Darum ist der FC Bayern interessiert

Was zumindest die reine Torquote nicht zeigt: Vlahovic hat einen überragenden Abschluss. In der Serie A erzielte er in den beiden Spielzeiten zwischen 2020 und 2022 in 73 Partien 45 Tore. Interessant ist dabei der Vergleich zu seinen Expected Goals (xG-Wert), die anhand von Durchschnittswerten zeigen, wie wahrscheinlich ein Tor mit einem jeweiligen Abschluss ist.

Vlahovic kam laut dem Datenanbieter "Opta" hier auf einen Wert von 36,6, erzielte also mehr Tore, als erwartbar gewesen wären. Ähnlich deutlich ist der Unterschied, wenn man seine zwölf Elfmeter (elf verwandelt) abzieht. Auf seine 34 restlichen Treffer kommt ein xG-Wert von 27,2. Viele Topstürmer zeichnet es aus, dass sie auch mit geringer Chancenqualität oder -quantität in der Lage sind, viele Tore zu erzielen.

Der Juve-Stürmer hat im Strafraum einen extrem guten ersten Kontakt. Viele seiner Tore erzielte er per Direktabnahme oder spätestens nach der Annahme. Gerade bei Florenz war die Genauigkeit seiner Abschlüsse beeindruckend. Egal ob Volley, Kopfball oder vom Boden: Vlahovic fand zielsicher die Ecken des Tores. Diese Sachlichkeit beim Abschluss vermissten die Bayern in dieser Saison häufig. Auch deshalb dürfte man ihn auf der Liste haben.

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Dusan Vlahovic: Bei Juventus Turin schlecht eingebunden

Dass seine Trefferquote nicht deutlich höher ist, hat maßgeblich zwei Ursachen: Bei der AC Florenz hatte er durchschnittlich weniger als drei Abschlüsse pro 90 Minuten. Für einen Angreifer ist es schwerer, viele Tore zu erzielen, wenn das eigene Team im Ligavergleich eher dem Mittelfeld angehört.

Und bei Juventus Turin? Diese Geschichte ist etwas komplizierter. Zweifel an Vlahovic entstehen vor allem, weil er sich bei einem vermeintlichen Top-Klub nicht beweisen konnte. Doch streng genommen ist Juve kein solcher mehr. In dieser Saison werden sie zum dritten Mal in Serie nicht Meister, international liegt das letzte Ausrufezeichen weit in der Vergangenheit.

Das Vlahovic-Problem ist auch ein Juve-Problem. Der italienische Rekordmeister hat keine fußballerische Identität mehr, der Spielstil ist behäbig und unattraktiv. Tempo, Leidenschaft und allen voran eine klare Idee davon, wie man erfolgreich sein möchte – all das lässt die "Alte Dame" vermissen.

Als Stürmer hängt Vlahovic hier oft in der Luft. In dieser Saison hat er durchschnittlich 4,77 Ballkontakte im gegnerischen Strafraum. Zum Vergleich: Erling Haaland kommt bei Manchester City auf 7,05, Robert Lewandowski hatte in seiner letzten Saison bei den Bayern durchschnittlich 7,40 Berührungen.

Juventus kommt insgesamt in der Serie A nur auf 132,5 Ballkontakte (ligaweit Platz 9) im Angriffsdrittel pro 90 Minuten – Vlahovic auf 13,6.

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Kritik an Dusan Vlahovic greift oft zu kurz

Das muss nicht unbedingt schlecht sein. Haaland ist bei City auch deutlich weniger ins Spiel eingebunden (14,1 Kontakte im Angriffsdrittel) als beispielsweise Lewandowski bei Barcelona (22). Doch Vlahovic ist einerseits ein Spieler, der von einem proaktiven Spielstil profitiert und das auch braucht, um sich voll entfalten zu können. Und andererseits funktioniert das Angriffsspiel von Juventus insgesamt nicht, was für einen Stürmer immer schlecht ist. Das ausschließlich an ihm festzumachen, greift zu kurz.

Die größten Qualitäten des Serben abseits seiner Abschlussstärke liegen nämlich im Zusammenspiel mit seinen Mitspielern. Gar nicht so sehr im technisch anspruchsvollen Bereich. Anders als Lewandowski oder mit Abstrichen sogar Eric Maxim Choupo-Moting ist Vlahovic keiner, der unerwartete Dinge macht. Aber er kann Bälle mit seinem robusten Körper abschirmen und simpel weiter verteilen.

Außerdem zieht Vlahovic mit seiner Präsenz meist ein oder zwei Gegenspieler auf sich und öffnet so Räume für seine Mitspieler. Immer wieder lässt er sich zwischen die Linien fallen oder ändert die Richtung seines Tiefenlaufs bewusst, um einen Abwehrspieler des Gegners aus seiner Position zu ziehen.

FC Bayern: Das unterscheidet Dusan Vlahovic von anderen Kandidaten

Das sind Qualitäten, die in der Form auf der bisherigen Gerüchteliste des FC Bayern nicht allzu häufig vorkommen. Randal Kolo Muani ist beispielsweise jemand, der selbst Raum benötigt, um seine Dynamik auf den Platz bringen zu können. Der Franzose hat wegen seines Tempos, seiner Abschlussstärke und seiner Qualitäten im technischen Bereich andere Fähigkeiten, die den Bayern helfen könnten.

Doch dann müssten die Bayern ihre Spielweise verändern. Dass Tuchel einen Transfer von Vlahovic bevorzugen soll, erscheint plausibel. Die Münchner haben in dieser Saison versucht, ohne echte Neun auszukommen. In der Hinrunde scheiterte man gar nicht so sehr daran, sich Chancen zu erspielen. Allerdings fehlte in manchen Partien die Qualität im Abschluss.

Hier könnte jemand wie Kolo Muani Abhilfe schaffen. Doch es ist bemerkenswert, dass die Bayern ihre stärkste Saisonphase hatten, als Choupo-Moting regelmäßig traf. Der Kameruner agierte als klassischer Wandspieler, zog den Fokus der gegnerischen Verteidigung auf sich und öffnete so auch Räume für seine quirligen Mitspieler. Nur fehlt ihm für das höchste Niveau die Konstanz.

Zieht man daraus das Fazit, dass ein Fixpunkt in der Offensive notwendig ist, wäre Vlahovic eine gute, vielleicht sogar die richtige Entscheidung. Zumal er mit seiner Kopfballstärke bei einer Größe von 1,90 m in engen Spielen eine weitere Option im Angriffsspiel liefern würde. Nicht nur seine Anlagen stimmen, sondern er ist mit 23 Jahren noch sehr entwicklungsfähig.

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FC Bayern auf Stürmersuche: Der eine Schuss muss sitzen

Doch zurück zur Torquote: Bei all den Blicken hinter die Zahlen ist Fußball eben doch sehr simpel. So gut die Argumente auch sind, die die Krise von Vlahovic erklären, so groß erscheint das Risiko, dass er sich davon nicht richtig erholen kann. Für einen Stürmer wie ihn sind Attribute wie Selbstvertrauen und der damit verbundene Mut entscheidend. Je länger seine schwachen Leistungen andauerten, desto mehr zögerte er bei Entscheidungen auf dem Platz.

Es wäre eine große Aufgabe für Tuchel, den Serben wieder in die Spur zu bringen. Bei Juventus hat er noch einen Vertrag bis 2026. Die Bianconeri werden versuchen, möglichst viel von der einst gezahlten Ablösesumme wieder einzunehmen, sollte Vlahovic den Klub verlassen. Laut der Tageszeitung "Corriere della Sera" soll Juve sogar schon ein zweites Angebot des FC Bayern über 60 statt zuvor noch 50 Millionen Euro abgelehnt haben.

Vlahovic würde aber immer noch deutlich weniger kosten als andere Kandidaten. Es würde außerdem zum Rekordmeister passen, wenn ein formschwacher Spieler mit großem Potenzial das Rennen macht. Mit Arjen Robben funktionierte das einst hervorragend. Traut man ihm die Aufgabe zu, wäre der Stürmer der bestmögliche Kompromiss, um noch Ressourcen für weitere Baustellen im Kader zu sparen.

Die Zweifel aber werden bleiben. Dafür waren die letzten Monate zu einprägsam. Bayern steht vor dem großen Problem, dass viele Klubs einen neuen Stürmer suchen, der Markt insgesamt aber überschaubar bleibt. Mit Real Madrid kommt nach dem Abgang von Karim Benzema nochmal ein großer Konkurrent im Werben um eine hochkarätige echte Neun hinzu.

Vlahovic könnte die Lösung sein. Aber was, wenn nicht? So gut der FC Bayern wirtschaftlich auch aufgestellt ist: Der eine Schuss sollte bei den kolportierten Preisen besser sitzen.

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