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Bundesliga

FC Bayern München: Späte Einsicht nach JHV-Eklat - Bosse reichen Fans die Hand

  • Aktualisiert: 28.11.2021
  • 20:59 Uhr
  • ran.de
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© 2021 imago
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Nach dem Eklat bei der Jahreshauptversammlung schwiegen die Bayern-Bosse. Jetzt melden sich Präsident Hainer und Klub-Chef Kahn erstmals ausführlich zu Wort und reichen den aufgebrachten Fans die Hand. 

München - Man hätte Mäuschen spielen wollen hinter den Kulissen des FC Bayern München in den vergangenen Tagen.

Wurde die aus dem Ruder gelaufene Jahreshauptversammlung intern aufgearbeitet? Zog sich jeder ins stille Kämmerlein zurück? Hinterfragten Präsident Herbert Hainer und Vorstandsboss Oliver Kahn auch das eigene Verhalten - oder nur das der Mitglieder?

Flüsterte vielleicht sogar die ehemalige Doppelspitze um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge ihren Nachfolgern ein paar kritische Takte ins Ohr?

Was sich auch immer seit dem Eklat an der Säbener Straße ereignete, es ebnet den Weg zur Versöhnung mit den Fans. Zugegeben, die Einsicht kommt spät und zaghaft - aber sie kommt.

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Bayern-Bosse brechen Schweigen

Drei Tage schwiegen die Bayern-Bosse in der Öffentlichkeit, inklusive Medienboykott beim Bundesliga-Topspiel gegen Arminia Bielefeld. Am Sonntag fanden Hainer und Kahn ihre Worte wieder. Zwischen den Zeilen durchaus selbstkritisch.

"Die Jahreshauptversammlung am Donnerstag beschäftigt mich natürlich immer noch sehr", twitterte Kahn. "Offenbar ist in den Emotionen einiges nicht angekommen, was mir in Zukunft wichtig ist. Es hat sich erneut gezeigt, wie wichtig der Austausch zwischen dem FC Bayern und unseren Mitgliedern ist." Dessen sei sich Kahn sehr bewusst. Und er versprach: "Zum Qatar-Airways-Sponsoring werden wir uns ein möglichst breites Meinungsbild unserer Mitglieder einholen."

Hainer sagte dem "kicker", man analysiere genau, wie es zu diesem Verlauf der JHV kommen konnte. "Wir werden daraus lernen. Und es steht fest, dass wir die Kommunikation mit unseren Mitgliedern überdenken und intensivieren werden." Der frühere Adidas-Chef betonte zudem: "Mir ist ein konstruktiver Austausch wichtig."

FC Bayern: Eskalation bei der JHV

Nun, bei der Jahreshauptversammlung und schon in den Wochen zuvor fühlte sich das noch anders. Schon im Oktober hatte sich Mitglied Michael Ott mit einem Antrag, den Sponsoring-Deal mit Qatar Airways wegen Verstößen gegen die Menschenrechte zu beenden, an den Klub. Die Bosse schwiegen.

Bei der Versammlung am Donnerstag wurde weder ein Spontanantrag zugelassen, noch interessierten sich Kahn und Hainer für die Meinungen der Kritiker. Im Gegenteil. Hainer unterbrach Wortmeldungen immer wieder. Am Ende drehte er den Fans buchstäblich den Saft ab, indem er die Veranstaltung kurzerhand beendete.

Es war der Moment, an dem alles aus den Fugen geriet. Der Moment, an dem die JHV zur schlimmsten Veranstaltung wurde, an die sich Ehrenpräsident Hoeneß beim FC Bayern erinnern kann.

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Oliver Kahn (FC Bayern)
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Matthäus watscht Vereinsführung ab

Das tagelange Schweigen der Bosse danach ließ Raum für Spekulationen. Ist es ein betretenes, ein trotziges oder sogar beleidigtes? Unprofessionell in jedem Fall, befand "Sky"-Experte Lothar Matthäus: "Ich finde es schade, dass kein Verantwortlicher des FC Bayern Stellung dazu nimmt. Ich habe immer Stärke beim FC Bayern gesehen. Da waren ein Karl-Heinz Rummenigge oder Uli Hoeneß gestanden. Die haben sich den Medien und Fans gestellt."

Auch Thomas Müller kritisierte nach dem 1:0 gegen Bielefeld bei "Sky": "Die Außenwirkung war auf jeden Fall nicht gut. Da muss man jetzt kein Experte sein, um das beurteilen zu können."

Wie tief der Graben zwischen Fans und Klubführung derzeit ist, zeigten nicht nur die wütenden Reaktionen im Netz. Dass gegen Bielefeld nur 12.000 Zuschauer statt der erlaubten 18.000 anwesend waren, könnte durchaus ein stiller Protest gewesen sein.

Vielleicht auch deshalb forderte Manuel Neuer bei "Sky": "Dass schlechte Stimmung herrscht rund um den Fußball, ist nicht gut. Wir brauchen die Unterstützung der Fans."

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Hoeneß-Kritik an Kahn und Hainer

Kritik gab es auch von außerhalb. "Bayern hat das nicht clever gemacht", konstatierte Ex-Bundesliga-Manager Dieter Hoeneß beim "Sport 1 Doppelpass". Man hätte die Leute vorher einladen und einen runden Tisch machen müssen. Eine Mitgliederversammlung, die sehr emotional ist und zur Polemik neigt, ist nicht der richtige Ort für solche Themen." Die Bayern seien einfach nicht gut vorbereitet gewesen, so der Bruder von Uli Hoeneß weiter.

Tatsächlich hätten die Bayern-Bosse schon vor Wochen auf die Mitglieder zugehen können. Warum das nicht geschah, hat mehrere Gründe: Zum einen dürfte die Vereinsspitze die Explosivität des Themas unterschätzt haben. Hainer und Kahn sind in Sachen Vereinsführung zudem noch unerfahren.

Vor allem aber suchen sie im Gegensatz zu Ex-Präsident Hoeneß nicht aktiv die Nähe zu den Fans. Es ist reine Spekulation, ob Hoeneß die Eskalation hätte verhindern können. Als der Ehrenpräsident am Donnerstag auf das Podium ging, um zu schlichten, wurde selbst er nur noch niedergebrüllt.

Hoeneß, der nach wie vor die größte Identifikationsfigur der Fans ist, dürfte das Herz geblutet haben. Gut möglich, dass er hinter verschlossenen Türen seinen Nachfolgern vor Augen hielt, wie tief der Karren im Dreck steckt. Und dass es die Aufgabe der Vereinsspitze ist, selbigen wieder herauszuziehen. Schließlich sind die Fans das Herzstück des Vereins, das personifizierte "Mia san mia". Die DNA des Rekordmeisters.

Hainer kontaktiert Mitglieder

Seit dem Wochenende stehen die Zeichen nun auf Versöhnung. Präsident Hainer kontaktierte nicht nur Katar-Antragssteller Michael Ott. Er lud zudem drei weitere Mitglieder zum Gespräch ein, denen er das Wort bei der JHV noch verboten hatte.

Und Klub-Chef Kahn beteuerte auf "Twitter": "Seitdem ich zurück bei unserem Verein bin, haben wir hier schon einiges angestoßen. Ich denke da zum Beispiel an den Mitgliederdialog im Frühjahr oder die gemeinsame Erstellung des Leitbildes, das wir in Kürze vorstellen." Dabei hätten die Anregungen der Mitglieder eine entscheidende Rolle gespielt. Trotzdem gebe es noch viel zu tun und zu verbessern.

Worte, auf die Taten folgen müssen, wollen die Bayern-Bosse ihr Image wieder aufpolieren. Dabei geht es nicht darum, den Katar-Deal auf Wunsch der Fans zu beenden und klein beizugeben, sondern einzig und allein um einen respektvollen Umgang. Und irgendwie ist es doch schön, wenn selbst im Milliardengeschäft Fußball, doch noch ein wenig Platz für das gute alte Vereinsleben ist.

Carolin Blüchel

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