Sechs Spieler in Quarantäne
FC Bayern München von Corona geplagt als Spiegelbild der Gesellschaft
- Aktualisiert: 22.11.2021
- 21:35 Uhr
- ran.de/Markus Bosch
Der FC Bayern kommt derzeit nicht zur Ruhe, aber diesmal vor allem aufgrund der Corona-Pandemie. So ist der Rekordmeister inzwischen eine Art Spiegelbild der Gesellschaft.
München - Sechs Spieler in Quarantäne, endlose Diskussionen um eine Impfpflicht, offenbar kein Gehalt für ungeimpfte Spieler in der Quarantäne: Corona hat den FC Bayern aktuell komplett im Griff.
Damit unterscheidet sich Deutschlands Rekordmeister derzeit nicht vom Rest Deutschlands, wo täglich neue Rekordwerte bei den Corona-Ansteckungen gemeldet werden. Und doch ist das Geschehen bei den Bayern für die gesamte Republik von besonderem Interesse.
Denn gleichzeitig ist die Lage bei den Bayern, im kleinen, auch ein Stück weit sinnbildlich für die Debatte in Deutschland. Während der normale Arbeitnehmer, sofern er ungeimpft ist, bereits seit geraumer Zeit keinen Lohn in der Quarantäne erhält, ist diese Regelung, laut Medienberichten, nun auch bei den Münchnern eingeführt worden.
Bedeutet, dass Spieler wie der ungeimpfte Joshua Kimmich in der Quarantäne wohl ein ordentlicher Batzen Geld verloren geht. Auch Serge Gnabry, Jamal Musiala, Eric Maxim Choupo-Moting und Michael Cuisance müssen sich wohl mit dieser Regelung während ihrer nun beginnenden Quarantäne anfreunden. Josip Stanisic wurde auch positiv getestet, ist allerdings im Gegensatz zu den genannten Kollegen geimpft.
Julian Nagelsmann verliert Alternativen für Kiew-Spiel
Aus sportlicher Sicht betrifft dies mindestens die Partien bei Dynamo Kiew am Dienstag in der Champions League sowie das Bundesliga-Duell mit Arminia Bielefeld am Samstag. Gerade die Partie in Kiew wäre für Trainer Julian Nagelsmann ideal gewesen, um seinen etablierten Kräften eine Verschnaufpause zu gönnen und den Reservisten eine Chance geben.
Stattdessen fehlen ihm aber wohl sechs Spieler im ohnehin schon dünnen Bayern-Kader für die kommenden beiden Partien. Ohnehin zeigte sich Nagelsmann zuletzt zusehends genervter von den Diskussionen um die ungeimpften Spieler, aber eher nicht aus Ärger um die Diskussion an sich, sondern wohl wissend um die Schwierigkeiten, die durch die ungeimpften Spieler im Team entstehen können.
Nach der Quarantäne für gleich sechs Spieler dürfte sich der Bayern-Trainer bestätigt fühlen.
Der ehemalige Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sagte bei "Sky", dass die Impfdebatte ein Thema sei, "das den ganzen Verein nervt. Alle haben versucht, dieses Thema Nicht-Impfen irgendwie zu bereinigen oder da eine Lösung zu finden, das ist uns nicht geglückt bis dato. Vielleicht gelingt es jetzt".
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Rummenigge: "Gibt nur eine Lösung"
Rummenigge nahm aber auch andere Bereiche in die Pflicht. "Wenn ein Fußballer wie er Bedenken hat, sich zu impfen, dann liegt es auch an den verantwortlichen Politikern und Wissenschaftlern, diese Bedenken auszuräumen. Diese teilen immerhin 32 Prozent in unserem Land", sagte er.
Allerdings dürften auch die Profis der Münchner - spätestens jetzt - wissen, inwiefern sie durch ihr Handeln den Erfolg des Klubs in Gefahr bringen. Nun ist der Ausfall von mehreren Leistungsträgern zum derzeitigen Zeitpunkt noch verschmerzbar. Aber vor einem wichtigen K.o.-Spiel in der Champions League würde man bei den Münchnern wohl nur ungerne auf Spieler wie Kimmich, Gnabry oder Musiala verzichten.
So hilft wohl nur Rummenigges Credo. Er sei kein Freund davon, "zu verpflichten", betonte der 66-Jährige, aber "wahrscheinlich gibt es nur eine Lösung, und die heißt impfen". Ob dies dann aber per Impfpflicht geschieht, wie es manche Ministerpräsidenten durch die Debatte über eine Einführung der 2G-Regel im Profisport ins Spiel brachten, ist fraglich.
Rummenigge forderte, dass der "exklusive Vorbildcharakter" nicht beim Fußball zu suchen sei und sieht insbesondere Kimmich, der in einem TV-Interview offen über seinen Status sprach, "ein Stück weit stigmatisiert". Teilweise mag der Ex-Funktionär mit dieser Feststellung Recht haben, schließlich kann man von einem Fußball-Profi nicht erwarten, dass dieser bedingungslos allen Anforderungen zustimmt.
Nagelsmann genervt von Corona-Thema
Doch die Turbulenzen der vergangenen Wochen dürften auch am Team des Rekordmeisters nicht spurlos vorbeigehen. Erste Auswüchse davon gab es rund um die 1:2-Niederlage gegen Augsburg zu sehen.
"Es nervt und beschäftigt einen. Keiner fragt etwas zu Augsburg, wir reden nur über die Pandemie. Ich bin Trainer und nicht als Pandemie-Beauftragter angestellt. Es geht nur noch um 2G und 3G. Es bindet viele Gedanken, man diskutiert viel. Die Pandemie lässt uns nicht los", erklärte Nagelsmann auf der Pressekonferenz.
Zudem wird es, trotz aller Dementsi, wohl auch die ein oder andere teaminterne Diskussion zum Impf-Thema gegeben, auch die Bosse haben, laut Medienberichten, intensive Gespräche mit den nicht geimpften Spielern geführt.
So ist der FC Bayern im November 2021 wohl ein Spiegelbild der deutschen Gesellschaft, die zwischen Corona-Rekordinfektionen und Impfpflicht vor einer Zerreißprobe steht.
Markus Bosch
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