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"Kaiser" spricht über den "Sommermärchen"-Skandal, seinen 75. und den Tod

Franz Beckenbauer meldet sich zu Wort: "Die letzten Jahre waren schon hart"

  • Aktualisiert: 08.01.2024
  • 17:29 Uhr
  • ran.de
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© 2018 Getty Images

Lange Zeit war nichts von Franz Beckenbauer zu hören. Doch kurz vor seinem 75. Geburtstag bricht er sein Schweigen. In einem Interview spricht er über den "Sommermärchen"-Skandal, seinen 75. Geburtstag und den Tod.

München - Es ist ruhig geworden um Franz Beckenbauer. Die "Lichtgestalt" des deutschen Fußballs, den "Kaiser", der sich als Spieler (1974) und als Trainer bzw. Teamchef (1990) mit dem Weltmeistertitel krönen durfte. Er wurde Europameister (1972) und gewann mit dem FC Bayern München von 1974 bis 1976 dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister (den Vorgänger der heutigen Champions League).

Als Chef des deutschen Bewerbungskomitees holte er am 6. Juli 2000 die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland und ermöglichte damit das "Sommermärchen".

Seit Jahrzehnten ist der wohl beste deutsche Fußballer aller Zeiten eine Persönlichkeit die bewundert und verehrt wird, aber auch polarisiert wie kaum ein Zweiter.

Während in den letzten Wochen, Monaten und Jahren von schweren gesundheitlichen Problemen und dem "Sommermärchen-Skandal" die Rede war und das Sportliche eher zweitrangig war, hielt sich Franz Beckenbauer mit eigenen Äußerungen auffällig stark zurück.

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Zwei Herz-OPs und ein Augeninfarkt

2016 und 2017 musste sich Franz Beckenbauer zwei Herzoperationen unterziehen, dabei wurden mehrere Bypässe gelegt. 2019 erlitt er einen Augeninfarkt der zur Folge hatte, dass der 74-Jährige auf dem rechten Auge kaum noch etwas sieht. Zudem wurde dem ehemaligen Weltstar eine künstliche Hüfte eingesetzt.

Am 11. September 2020 wird Beckenbauer 75. Kurz vor diesem Jubelfest ergriff der "Kaiser" in einem Interview mit der "Bild" nach langer Zeit des Schweigens wieder das Wort.

Die operativen Eingriffe und die Debatte um den WM-Skandal haben bei Franz Beckenbauer ihre Spuren hinterlassen. Auf die Frage nach seinem Wohlbefinden antwortete er in der "Bild": "Den Umständen entsprechend, würde ich sagen. Was da alles war in den letzten Jahren. Mit all den Operationen und auch mit der Geschichte 2006. Das hat mich schon sehr mitgenommen. [...] Die letzten Jahre waren schon hart."

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Seit einigen Jahren ist Alkohol für Franz Beckenbauer tabu. Nach seinen Herz-Operationen habe er noch einmal damit angefangen. "Da kam sofort das Herzflimmern. Seitdem lasse ich es ganz. Und habe festgestellt, es geht auch ohne", so Beckenbauer in der "Bild". Schwimmen, Aqua-Jogging, ab und an eine Runde auf dem Golf-Platz, mehr Sport ist für Franz Beckenbauer aktuell nicht mehr drin. "Manchmal treffe ich auch den Ball".

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Franz Beckenbauer denkt über den Tod nach

Am 11. September begeht Franz Beckenbauer seinen 75. Geburtstag. Hatte er in der Vergangenheit seinen runden Geburtstagen keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, ist es beim 75. Wiegenfeste diesmal anders. "Der 50. war mir wurscht. Der 70. war mir auch wurscht. Jetzt, beim 75., ist es das erste Mal, dass ich anfange nachzudenken. 75 ist ein Alter, da kannst du das Ende erahnen."

Zwar hofft Beckenbauer, dass ihm "vom Lieben Gott noch viele Jahre gegeben werden", Angst vor dem Tod hat der bald 75-Jährige allerdings nicht, erzählt er der "Bild". "Nein. Warum soll ich mich über etwas aufregen, was ich eh nicht ändern kann? Ich weiß, dass es passieren wird. Man denkt im Alter nur häufiger daran als früher, als man noch jung war."

Vor Jahren verriet Franz Beckenbauer einmal, dass er an die Wiedergeburt der Seele glaube. "Wir haben eine Seele. Die kommt von irgendwoher. Und ich denke, dass sie irgendwann dorthin zurückkehren wird. Wo das sein wird, das weiß ich nicht."

Beckenbauer hat mit "Sommermärchen"-Skandal abgeschlossen

Franz Beckenbauer, der in seiner Karriere für den FC Bayern München, New York Cosmos und den Hamburger SV gespielt hatte, scheint also mit sich selbst im Reinen zu sein. Auch mit dem Skandal um die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland hat er abgeschlossen. "Ich sehe, dass mittlerweile akzeptiert wird, dass da nichts war", so Beckenbauer.
Ende April 2020 wurde der sogenannte Sommermärchen-Prozess wegen Verjährung eingestellt. Dabei ging es unter anderem gegen drei ehemalige Top-Funktionäre des DFB um weiterhin nicht geklärte Zahlungen von umgerechnet 6,7 Millionen Euro aus den Jahren 2002 und 2005.

Von Unternehmer Robert Louis-Dreyfuß erhielt Beckenbauer einen Kredit in eben dieser Höhe. Der Betrag floss auf Konten des damaligen FIFA-Funktionärs Mohammed Bin Hammam. Drei Jahre später wurde die Rückzahlung von einem Konto des DFB über die FIFA abgewickelt. In dem Verfahren konnte dem damaligen OK-Chef Franz Beckenbauer jedoch kein Vergehen nachgewiesen werden.

All das ist für den "Kaiser" nun Geschichte. Vielleicht ein kleiner Fleck in seiner sonst so erfolgreichen Karriere. "Ich hatte ein so schönes Leben, dass ich für immer dankbar sein werde. Jetzt ist es nicht mehr ganz so aufregend und hektisch wie früher. Ich wünsche mir inzwischen mehr Ruhe. Und ich genieße jetzt meine Familie."

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