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Bundesliga

Julian Nagelsmann: Emotionen sind der unverfälschte Teil des Spiels - ein Kommentar

  • Aktualisiert: 19.02.2023
  • 10:54 Uhr
  • ran.de
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© Imago
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Julian Nagelsmanns emotionaler Galopp durch die Mixed Zone ist neben der Roten Karte das beherrschende Thema der Bayern-Niederlage in Gladbach. Vor allem ist es ein vom Aussterben bedrohter Aspekt des Spiels, der bewahrt werden muss. Ein Kommentar.

Aus Mönchengladbach berichtet Andreas Reiners 

Julian Nagelsmann haute einen raus. Und legte dann nochmal nach. Medienwirksam.

Denn in Mönchengladbach gibt es zwei Kabinengänge, die von der in der Mitte liegenden Mixed Zone nach rechts und links abgehen. Nagelsmann ging von der Bayern-Kabine über den Bereich mit den Journalisten in den Gladbacher Bereich, in dem auch die Schiedsrichter ihre Kabine haben.

"Das ist doch ein Witz. Willst du mich verarschen?", schimpfte Nagelsmann auf dem Weg zu Referee Tobias Welz. Wenige Minuten später raunzte er auf dem Rückweg "Mein Gott, mein Gott, ey. Ein weichgespültes Pack!" Beide Male unmittelbar vor den Journalisten.

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Aussagen gehen viral

Perfektes Timing. Es dauerte nur Minuten, bis die Aussagen viral gingen.

Ein Bayern-Trainer auf 180. Nagelsmann on fire. Tobend. Fluchend. Dabei ein bisschen irrational vielleicht. Definitiv aber emotional. 

So wie wir die Bundesliga, das Spiel, die Spieler und Trainer ja haben wollen.

Zu viel versinkt bereits im PR-Einerlei, in abgesprochenen, auswendig gelernten verfloskelten Phrasen-Blabla, das man Woche für Woche lauwarm serviert bekommt. Bloß nicht zu viel Menschlichkeit zeigen, um die Angriffsfläche ja nicht zu erhöhen, die Möglichkeiten für Kritik. Dann doch lieber Nichtssagendes, das man beim Hören schon wieder vergessen hat?

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Nein, bitte nicht! Bloß nicht!

Viele Fans feiern Nagelsmann für seinen Ausraster, dafür, dass er sich von einer nur allzu menschlichen Seite zeigt, von einer angefassten, vom Eindruck der 90 Minuten geprägten Seite. Wie so viele Menschen beim Fußball.

Die emotionale ist immer auch die ehrliche Seite des Fußballs, weil sie roh, aber auch unverfälscht ist. Inzwischen ist es ein vom Aussterben bedrohter Aspekt des Spiels, der von einem von PR-Leuten diktierten und vorgefassten Sprech verdrängt wird. Deswegen war auch das Interview von Manuel Neuer aus emotionaler Sicht Gold wert.

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Julian Nagelsmann: Viel Lob, aber auch viel Kritik

Viele feinden Nagelsmann aber auch an, für sein flegelhaftes Benehmen, dafür, dass sich der 35-Jährige nicht im Griff hatte, seine Gefühle nicht unter Kontrolle, dass er eine Grenze übertreten habe.

Beide Lager haben Recht.

Denn es wäre der Sargnagel für den Sport, wenn wir Emotionen in Zukunft verteufeln, kritisieren, eindämmen, reglementieren.

Weichspülen.

Dann können wir den Laden auch gleich ganz zumachen.

Julian Nagelsmann und Co.: Vorbildfunktion

Allerdings haben Trainer und Spieler natürlich auch eine Vorbildfunktion, und nicht nur deshalb müssen sie auf die Wortwahl achten, auch wenn man im Eifer des Gefechts schon mal über das Ziel hinausschießen kann. "Weichgespültes Pack!" - ja, es mag schlimmere Aussagen geben.

Trotzdem war das zu viel. Auch, weil es gegen die Unparteiischen ging. Die Emotionen gehören dazu, die daraus zu erwartende Strafe aber auch.

Warum Schiedsrichter Welz selbst nicht die Möglichkeit ergriff, sich zu erklären, bleibt seine Sache. Er hat damit auch eine Chance verpasst, Kollegen haben es in den vergangenen Wochen vorgemacht, wie man sachlich-emotional viel Luft aus der Nummer nehmen und die eigene Zunft deutlich nahbarer erscheinen lassen kann.

Was man als übereifriger Bayern-Trainer nun macht? 

Sich entschuldigen. Was Nagelsmann auch tat.

Erst auf der Pressekonferenz, dort noch etwas zögerlich. Später dann via Twitter, sehr konkret. Da haute er nochmal einen raus. Medienwirksam.

Und dann ist auch gut.


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