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ranSicht zum Bundesliga-Restart

"Kein völliges Desaster": Bundesliga besteht Feuertaufe

  • Aktualisiert: 17.05.2020
  • 22:02 Uhr
  • ran.de
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© 2020 Getty Images

Die Mehrheit der Deutschen war gegen eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Bundesliga. Doch am ersten Geisterspieltag verzeichnet Pay-TV-Sender "Sky" Rekordquoten. Auch wenn das große Spektakel fehlte, die Bundesliga hat die Feuertaufe vorerst bestanden.

München - Komisch. Surreal. Gewöhnungsbedürftig. So empfanden Spieler, Trainer und Klub-Bosse den ersten kompletten Geisterspieltag in der Geschichte der Bundesliga. Den sozialen Medien war zu entnehmen, dass es den Fans nicht anders erging. Eigentlich erschreckend, wie viel weniger Freude der Fußball bereitet, wenn das Spektakel drum herum plötzlich fehlt.

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Aber die Corona-Krise lässt uns keine Option. Und weil ohne Geisterspiele - O-Ton Watzke - "die ganze Bundesliga absaufen würde", gilt: Es hätte schlimmer kommen können. Oder wie die "Daily Mail" schreibt: "Es war kein Fußball wie wir ihn kennen und lieben. Aber angesichts der Umstände doch kein völliges Desaster."

Die englischen Medien sehen im Bundesliga-Notfallmodus sogar schon eine Blaupause für die Premier League, die aktuell noch zwangspausiert und neidisch zu uns herüberblickt. Doch dazu später.

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Bestandene Feuertaufe mit Rekordquoten

Vielleicht war es sogar etwas mehr als "kein völliges Desaster". Eher eine bestandene Feuertaufe mit teilweise ziemlich gutem Fußball. Und das nach nur einer Woche Mannschaftstraining. Die beiden Borussias beispielsweise machten richtig Spaß. Selbst Köln gegen Mainz hatte überraschenden Unterhaltungswert.

Das fanden im Übrigen auch die Fans. Sie hingen nach zehnwöchigem Fußball-Entzug wie ausgehungert vor den Bildschirmen. Pay-TV-Sender "Sky" verzeichnete am Samstag eine Rekordquote von sechs Millionen Zuschauern. Das entspricht einem Marktanteil in der Zielgruppe (14-49 Jahre) von über 60 Prozent. Was freilich auch daran lag, dass die Konferenz ausnahmsweise im Free-TV übertragen wurde. Sei's drum.

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Fußball wieder Lieblingshobby der Deutschen

Der Fußball ist wieder der Deutschen liebstes Hobby. Dabei hatten die Kicker-Millionäre mit ihrer "Lex Bundesliga" und der angeblichen Sonderbehandlung zuvor noch das ganze Land erzürnt.

Einer repräsentativen "ARD"-Umfrage zufolge hatten sich 56 Prozent gegen einen Neustart der Bundesliga ausgesprochen. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hatte sich bei Markus Lanz im "ZDF" angesichts der "ablehnenden Haltung der Bürger gegenüber der Bundesliga" verwundert die Augen gerieben. Selbst die eingefleischte Fanszene protestierte lautstark, weil es bei der Wiederaufnahme des Spielbetriebs um rein wirtschaftliche Interessen gehe.

Rettung einer ganzen Branche

Und das stimmt ja sogar, gestand DFL-Chef Christian Seifert unverblümt ein. Aber es geht eben um sehr viel mehr als millionenschwere Fußballer. Es geht um Zehntausende Arbeitsplätze und die Zukunft einer ganzen Branche. Und im übrigen auch um die Zukunft schützenswerten Kulturguts in Deutschland. 

Das Verständnis der Gesellschaft wurde dennoch hart auf die Probe gestellt: Kalous Video-Gate war eine davon. Eine andere die schwer verständliche Quarantäne-Regelung, die dazu führte dass sich der 1. FC Köln trotz drei Corona-Fällen nicht komplett in Isolation begeben musste.

Reibungsloser Spieltag mit kleinen Aussetzern

Aller Kritik und Besorgnis zum Trotz: Bis auf wenige Ausnahmen - wie Heiko Herrlichs Supermarkt-Aussetzer oder Dedryck Boyatas Kuss-Jubel - verlief der Spieltag nahezu reibungslos. Es wurde mit Abstand gefeiert, mit Abstand gesessen, mit Abstand interviewt. Der Fußball-Zirkus hat offenbar verstanden, was die Stunde geschlagen hat.

Und auch wenn man den Tag nicht vor dem Abend loben darf. DFL und Politik, die ja am Ende grünes Licht gegeben hatte, dürften nach dem letzten Abpfiff am Sonntagabend aufgeatmet haben. Wie schnell sich das Blatt doch wendet.

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Bundesliga als Vorreiter

International gilt die Bundesliga jetzt sogar als Vorreiter. Premier League, Serie A und La Liga wollen uns nacheifern. Bei der DFL stehen die Telefone nicht mehr still. Laut Liga-Boss Seifert herrscht sportartenübergreifend großes Interesse am einst stark angezweifelten Hygienekonzept.

Selten zuvor stand die Bundesliga so im Fokus. Übrigens auch sportlich. Topstars wie Kylian Mbappe (PSG) und Zlatan Ibrahamovic (AC Mailand) fieberten beim Revierderby mit wie kleine Jungs.

Fehlende Atmosphäre? Was soll's. "Fußball ist Fußball, man versucht schon, seinen Spaß zu finden. Ich glaube den hatten wir teilweise", resümierte Dortmunds Julian Brandt und er hat recht. Auch wenn es komisch, surreal und gewöhnungsbedürftig war.

Carolin Blüchel

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