Krzysztof Piateks neue Chance bei Hertha BSC: Vom Flop zum Heilsbringer?
- Aktualisiert: 09.11.2020
- 14:32 Uhr
- ran.de
Noch nie hat Hertha BSC so viel für einen Stürmer gezahlt wie im vergangenen Winter für Krzysztof Piatek. Ein Jahr und zwei Trainerwechsel später ist der Pole eigentlich nur noch Ergänzungsspieler in Berlin. Doch es gibt Hoffnung.
München/Berlin - Einer, der brennt. Ein Torjäger, hungrig, präsent. Einer, der die Qualität des Kaders steigert, der der Mannschaft Zutrauen gibt.
Als Jürgen Klinsmann im Januar über Herthas neuen Angreifer sprach, wollten die Lobeshymnen gar nicht mehr aufhören. 24 Millionen hatte Krzysztof Piatek gekostet, der zweitteuerste Einkauf der Klubgeschichte. Bei Genua und zuletzt Milan hatte er in den zurückliegenden anderthalb Spielzeiten 35 Tore gemacht. Einer also, der genau richtig war für den aufstrebenden Big City Club aus Berlin.
Über seinen Wunschspieler freuen konnte sich Klinsmann dann genau: zwölf Tage.
Kein Platz im System von Labbadia
Der Abschied des ehemaligen Bundestrainers, nach elf Wochen im Amt, kommuniziert über Facebook, ist Bundesliga-Geschichte. Und stürzte die Hertha Anfang des Jahres ins Chaos. Die Mannschaft übernahm interimsweise Alexander Nouri. Dann kam Corona. Und dann: Bruno Labbadia.
Zum Leidwesen von Piatek - unter Klinsmann und Nouri freilich gesetzt - ließ sich genau an ihm ablesen, dass die Berliner sich plötzlich zwischen zwei Visionen, zwischen zwei Fußballphilosophien wiederfanden. Und dass er zu jener von seinem neuen Coach nur bedingt passte. Piatek war in einer bizarren Zwischenwelt gefangen.
So verlangte Labbadias System nach einem Angreifer, dessen Stärken im Spiel mit dem Rücken zum Tor liegen. Einem, der Bälle sichern und verteilen kann. Nicht nach einem wie Piatek, der mit Dynamik aus der Tiefe kommt, einem Knipser.
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Labbadia: "Cordoba bringt etwas mit, was wir nicht haben"
Als die Bundesliga nach der Corona-Pause den Spielbetrieb wieder aufnahm, stand Altstar Vedad Ibisevic im Sturm. Piatek durfte gegen Ende der Spielzeit ein paar Mal starten, ansonsten kam der Pole von der Bank. Seinen markanten Pistolenjubel durfte er in der ganzen Saison ganze vier Mal aufführen.
Zur neuen Spielzeit holte die Hertha Jhon Cordoba. "Weil er etwas mitbringt, was wir momentan nicht haben", sagte Labbadia. "Er hat diese körperliche Präsenz und auch seine Schnittstellenläufe sind top."
Vier Tage nach seiner Verpflichtung wurde Cordoba am ersten Spieltag für Piatek eingewechselt – und traf. Im nächsten Spiel musste Piatek schon in der Halbzeitpause für Cordoba raus. Und während dieser sich festspielte und weiter traf, begann für die Hertha und Piatek eine Talfahrt. Fünf Spiele ohne Sieg, davon vier Niederlagen, die der Pole bis auf Jokereinsätze von der Bank aus mit ansah.
Erstes Tor seit Juni – Stammplatz bis Ende des Jahres?
Doch was sich so trostlos liest, könnte sich doch noch zum Guten wenden. Das liegt ausgerechnet daran, dass sich Cordoba, der dem Fast-Rekordeinkauf vor knapp zwei Monaten binnen weniger Tage den Rang ablief, am vergangenen Spieltag eine Sprunggelenksverletzung zuzog.
Bis Ende des Jahres wird der Kolumbianer fehlen. Ob der kurzen Winterpause und dem vollen Terminplan sorgt sich Labbadia bereits: "Wir haben gar keine Zeit, jemanden aufzubauen."
Aber vielleicht, um jemanden endlich richtig einzubauen? Gegen Augsburg kam Piatek für Cordoba, machte sein erstes Tor seit Juni und legte noch eins auf. 3:0 hieß es am Ende.
"Er ist ein extrem guter Abschluss-Spieler", hatte Bruno Labbadia schon vor dem Spiel gelobt – und gleichzeitig das Problem offengelegt: "Wir schaffen es noch nicht, ihn in die Positionen zu bringen, damit seine Stärken zum Tragen kommen." Vielleicht ändert sich das ja auch mit Matteo Guendouzi, der bis Sommer von Arsenal ausgeliehen ist. Ein zentraler Mittelfeldspieler, der das Spiel lenken und aus der Tiefe dirigieren, der Piatek in Position bringen kann – wie in Augsburg.
Wenn dieses Problem gelöst sei, meinte Labbadia, "dann wird auch er uns über kurz oder lang wieder helfen können". Und vielleicht wird der Ergänzungsspieler schnell wieder zu dem Hoffnungsträger, als der er geholt wurde.
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