Bundesliga
Mark van Bommel: Der "Aggressive Leader" ist zurück
- Aktualisiert: 10.07.2021
- 23:42 Uhr
- ran.de
Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld taufte Mark van Bommel einst als "Aggressive Leader". Eine Qualität, die dem Niederländer auch als Trainer des VfL Wolfsburg Erfolg bringen soll.
München – Als Spieler wollte Mark van Bommel alles tun, um zu gewinnen. Mit allen Mitteln. "Sei es zur Not den Schiedsrichter zu beeinflussen", so wird es überliefert. Der frühere Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld taufte den Niederländer einst als "Aggressive Leader". Wegen eben jener Einstellung und seiner Zweikampfhärte.
Als Trainer ist der mittlerweile 44-Jährige ein noch eher unbeschriebenes Blatt. Seit 1. Juli hat van Bommel nun beim VfL Wolfsburg das Sagen. Laut Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke sei der frühere Bayern-Star nach dem Wechsel von Oliver Glasner zu Eintracht Frankfurt eine Wunschlösung gewesen. Eine Wundertüte ist er aber auch.
Wolfsburg zweite Trainerstation
Schließlich ist Wolfsburg erst van Bommels zweite Station als Chefcoach. Nach seinem Karriereende 2013 heuerte der Mittelfeld-Abräumer als Co-Trainer bei der holländischen U17 an, assistierte dann Schwiegervater Bert van Marwijk als Nationalcoach Saudi-Arabiens, ehe er die Junioren von PSV Eindhoven übernahm. Nach einem kurzen Ausflug in den Trainerstab der australischen Nationalmannschaft wurde van Bommel im Sommer 2018 schließlich Cheftrainer in Eindhoven. Zunächst mit Erfolg.
PSV erlebte einen Traumstart. Mit 13 Siegen in Serie stellte van Bommel einen neuen Liga-Rekord in der Eredivisie auf. Am Ende reichte es für den Titelverteidiger trotzdem "nur" zur Vizemeisterschaft hinter Ajax Amsterdam. Selbst beim FC Bayern wurde der Niederländer als möglicher Kovac-Nachfolger gehandelt.
Kurze Halbwertszeit in Eindhoven
Doch schon in seiner zweiten Saison in Eindhoven folgte der Absturz. Nach großem Ausverkauf im Sommer blieben die Ergebnisse in der Liga aus. In der Europa League scheiterte PSV in der Gruppenphase. Als sich van Bommel, der als Kontrollfreak gilt, dann auch noch mit dem Staff überwarf, zog der Verein die Reißleine. Seitdem – Dezember 2019 – leckte van Bommel seine Wunden.
Die Entlassung habe er als "knallharte Niederlage" empfunden, verriet Kumpel und "Sky"-Experte Erik Meijer einmal im Interview mit "Sport 1". Doch diese Zeiten sind vorbei. "Ich habe meine Erfahrungen gesammelt und in dieser Zeit viel gelernt", gibt sich van Bommel demütig.
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Gewinnen mit allen Mitteln
Und auch wenn er es nicht ausspricht, der VfL Wolfsburg soll so etwas wie ein Sprungbrett für den ehrgeizigen Trainer werden. Doch wie tickt der "Aggressive Leader" von damals an der Seitenlinie? Gewinnen um jeden Preis will er selbstverständlich noch immer, wie eine Anekdote aus PSV-Zeiten verdeutlicht.
Laut "11 Freunde" hatte Van Bommel im Trainingslager Torschussübungen ausführen lassen. Jung gegen alt. Die unterlegenen Jungen beschwerten sich, das andere Team habe nur gewonnen, weil sie mehr Bälle zur Verfügung hatten. "Dann musst du eben die Bälle dort wegnehmen", soll van Bommel entgegnet haben. Gewinnen mit allen Mitteln eben.
Van Gaal und Magath als Vorbild
Was sein Spielsystem betrifft, vertritt er die alte holländische Schule. Detailversessen, technikverliebt, Passspiel. Er sei von Louis van Gaal geprägt, sagte Timo Baumgartl der "Sportbild". Van Bommel hatte den Neu-Unioner einst vom VfB Stuttgart nach Eindhoven geholt. Der Niederländer selbst outete sich als Fan des Kurzpassspiels, wie es bei der EM die erfolgreichen Mannschaften praktizierten.
Doch auch ein anderer Trainer hat offenbar Spuren beim ehemaligen Bayern-Star hinterlassen. In den ersten Tagen in Wolfsburg entpuppte sich van Bommel zu einem wahren "Schleifer". Der Magath-Hügel, eine drei Meter hohe Erhöhung mit Treppen und Rampen, den einst Felix Magath erbauen ließ, sollte eigentlich abgerissen werden. Van Bommel legte sein Veto ein.
"Es ist krass intensiv. Ich merke auch schon meine Beine", stöhnte Maximilian Arnold nach den ersten Einheiten. "Es ist verrückt, das hätte ich nie gedacht. Man merkt auch, welche Intensität van Bommel selbst reinbringt. Es wird auf viele Kleinigkeiten und Details geachtet, das ist schon beeindruckend."
Auf dem Platz läuft es allerdings noch nicht wirklich rund. Für van Bommel keine Überraschung. "Unsere Spielidee braucht Zeit", hatte er bei Dienstantritt angekündigt. Beim 0:3 im zweiten Testspiel gegen Zweitliga-Aufsteiger Hansa Rostock platzte dem 44-Jährigen dann aber doch der Kragen.
"Die jungen Spieler haben Vollgas gegeben, ihnen kann man keinen Vorwurf machen. Aber von den Jungs, die Bundesliga spielen, erwarte ich mehr", schimpfte der Niederländer. Vor allem in der zweiten Halbzeit habe er sich geärgert. Es fehle "Mentalität und Körpersprache". Ausgerechnet die Stärken, die van Bommel selbst als Spieler so erfolgreich gemacht hatten.
Und die braucht es auch, will der neue Trainer seine eigens gesteckten Ziele in Wolfsburg erreichen. "Die Herausforderung für einen Sportler muss es sein, dass man sich verbessert", so van Bommel. Bei Platz vier in der Vorsaison ist das durchaus ein Statement. Eben die Ansage eines "Aggressive Leader".
Carolin Blüchel
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