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Abschied vom FC Bayern im Sommer

Niklas Süle zu Borussia Dortmund: Schrei nach Liebe

  • Aktualisiert: 09.02.2022
  • 08:03 Uhr
  • ran.de
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© imago images/Lackovic

Es ist eine der spektakulärsten Transfer-Entscheidungen des Winters: Bayern-Verteidiger Niklas Süle wechselt im Sommer zu Borussia Dortmund. Warum geht er diesen Schritt? Mit dem Gehalt hat es wohl nichts zu tun.

München - Im Fußball regiert die Gier. Diesen Ruf haben streikende Spieler genauso fleißig aufgebaut wie Funktionäre, die mit unmoralischen Sponsorendeals die Kassen füllen. Geld diktiert - zumindest vordergründig - alle Entscheidungen. Deswegen löste die Nachricht von Niklas Süles Wechsel vom FC Bayern München zu Borussia Dortmund einige Verwunderung aus.

Die Münchner verfügen über die deutlich größere Geldbörse, die Verhandlungen mit Süle über eine Verlängerung des im im Sommer auslaufenden Vertrags sollen auch wegen Gehaltsfragen gescheitert sein.

Doch in Dortmund lässt sich traditionell nicht mehr verdienen als beim FC Bayern. Warum also dieser Schritt des Innenverteidigers, der laut seines Beraters woanders mehr hätte kassieren können?

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Wenig Zuneigung von Bayerns Bossen

"Ich habe von der ersten Kontaktaufnahme an sofort gespürt, dass die Verantwortlichen des Vereins ganz große Lust darauf haben, mit mir zu arbeiten", begründete Süle den Wechsel bei "Bild".

Der Satz verrät viel über die Befindlichkeiten des Innenverteidigers. Dem deutschen Nationalspieler geht es auch um Wertschätzung – die muss nicht ausschließlich über ein üppiges Gehalt ausgedrückt werden, auch Worte können das tun. Echte Liebe soll es ja beim BVB geben, zumindest schmückt sich der Verein gerne mit dem Slogan.

Aus Bayerns (ehemaliger) Führungsetage kamen dagegen anscheinend zu wenig Zuneigungsbekundungen. Der ehemalige Vereinschef Karl-Heinz Rummenigge sagte jüngst bei "Sky", Süle sei immer ein "brauchbarer Spieler" gewesen. Ein Kompliment klingt anders.

"Das Problem ist: Ich finde, er hat sich nie wirklich so richtig durchgesetzt auf seiner Position", sagte Rummenigge weiter. Eine zumindest gewagte Aussage angesichts Süles Einsatzzeiten: In dieser Saison hat unter den Verteidigern nur Dayot Upamecano mehr Minuten gesammelt.

Rummenigges Kritik muss sich also auf andere Spielzeiten bezogen haben. "Es war ein Weg, bis er sich zu seinem Leistungshöhepunkt entwickelt hat", sagte Kapitän Manuel Neuer jüngst über Süle, der in seiner Zeit beim FC Bayern auch mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte, unter anderem einem Kreuzbandriss. 

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Süles Entscheidung steht seit Wochen fest

Trotz dieser Entwicklung über die Jahre soll Sportvorstand Hasan Salihamidzic laut Süles Berater erst im Dezember die Gespräche über eine Vertragsverlängerung eröffnet haben, obwohl das derzeitige Arbeitspapier des Spielers im Sommer ausläuft.

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Folge 07.02.22

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Solche Verhandlungen können sich ziehen. Wenn ein Klub einen Spieler also unbedingt halten will, beginnt er am besten früh mit den Gesprächen. Auch weil laut FIFA-Statuten andere Vereine erst ein halbes Jahr vor Vertragsende an einen Spieler herantreten dürfen, ohne den Segen des aktuellen Klubs einzuholen. Er habe sich schon vor einigen Wochen dazu entschieden, für Dortmund zu spielen, sagte Süle noch der Bild.

Vielleicht tröstet es Süle, dass die sportliche Leitung des FC Bayern schon früher nicht jedem eigenen (Stamm-)Spieler zwangsläufig eine Vertragsverlängerung anbot. 2014 verließ Toni Kroos den Verein Richtung Madrid weil er sich und sein Spiel nicht wertgeschätzt fühlte. Jerome Boateng wurde mehrmals öffentlich nahegelegt, doch den Verein zu wechseln. 

Beim BVB dürften sie sich für ihren kleinen Coup durchaus auf die Schulter klopfen. Ein deutscher Nationalspieler wechselt nicht jeden Tag vom FC Bayern nach Dortmund, oft läuft es ja umgekehrt.

Der Rekordmeister verliert eine etablierte Kraft, mit 26 Jahren im besten Fußballalter, die auf einem schwierigen Transfermarkt erst einmal ersetzt werden muss.

Neuer genervt wegen Süles Abschied

In der Kabine ist man über den Weggang Süles auch nicht glücklich. "Uns alle nervt, dass der Niklas geht, er wird uns fehlen", hatte Neuer nach dem Sieg über RB Leipzig gesagt, als das Ziel von Süle noch nicht bekannt war. Auch Trainer Julian Nagelsmann verlor lobende Worte, Süle habe "immer noch extrem viel Potenzial", sich zu entwickeln.  

Lothar Matthäus gratuliert dem BVB zum Süle-Transfer
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Matthäus gratuliert BVB zu Süle-Transfer

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sieht in der Verpflichtung von Bayern-Profi Niklas Süle ein starkes Statement von Borussia Dortmund.

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In Dortmund haben sie dem Innenverteidiger offenbar vielversprechende Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt. "Hans Joachim Watzke, Michael Zorc, Sebastian Kehl und Marco Rose haben mir beeindruckend vermittelt, welche Rolle ich beim BVB einnehmen kann und ich hatte das Gefühl, als Mensch und als Fußballer gewollt zu werden", sagte Süle der "Bild". "Die Art und Weise wie sie sich um mich bemüht haben, hat mir imponiert, so dass ich schnell wusste, wo ich künftig spielen werde."

Für vier Jahre unterschrieb Süle deswegen in Dortmund. Er soll laut "Sport1" zehn Millionen Euro brutto im Jahr verdienen - etwas weniger als Kapitän Marco Reus, aber ungefähr auf einem Niveau von Axel Witsel, Mats Hummels, Emre Can oder Thomas Meunier. Beim FC Bayern hätte es offenbar eine ähnliche Summe gegeben.

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Süle als Anker der Dortmunder Abwehr

Für den BVB ist es eine Investition in die Zukunft. Durch Süles Verpflichtung ist der Grundstein für die Innenverteidigung der kommenden Jahre gelegt. Denn bei den BVB-Bossen gab es diesbezüglich Handlungsbedarf.

Der Vertrag von Dan-Axel Zagadou läuft im Sommer aus, Marin Pongaric ist nur ausgeliehen und verlässt voraussichtlich den Verein zum Saisonende wieder Richtung Wolfsburg. Zudem stehen Mats Hummels und Manuel Akanji nur noch bis 2023 unter Vertrag. Mit der Verpflichtung von Süle hat man sich in der ein oder anderen Vertragsverhandlung Luft verschafft.

Sportlich dürfte Süle eine Verstärkung für die wackelige BVB-Defensive werden. "Er verfügt über viel Erfahrung, Ruhe im Aufbauspiel und über die nötige Physis, um ab dem Sommer gemeinsam mit uns den nächsten Schritt zu gehen", lobte der designierte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. Und eine Gier, das dürfte den BVB freuen, ist bei Süle durchaus vorhanden: die Gier nach Titeln.

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