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FC Bayern München

Niko Kovac auf dem Bayern-Schleudersitz: Zwischen Offenbarungseid und eigentlich nichts passiert

  • Aktualisiert: 02.11.2019
  • 12:46 Uhr
  • ran.de / Carolin Blüchel
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© 2019 Getty Images
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Sportlich läuft es beim FC Bayern in dieser Saison eigentlich noch rund. Zumindest stimmen die Ergebnisse. Doch die anhaltend schwachen Leistungen auf dem Platz machen Trainer Niko Kovac das Leben schwer. Auch weil er sich selbst immer mehr um Kopf und Kragen redet.

München - Eigentlich ist nichts passiert. Betrachtet man die nackten Zahlen, ist beim FC Bayern München alles im grünen Bereich.

In der Meisterschaft vorne mit dabei, das Achtelfinale des DFB-Pokals erreicht und das Weiterkommen in der Champions League ist nach drei Siegen quasi Formsache.

Wären da nicht die chronisch schwachen Leistungen auf dem Platz, die sich - mit wenigen Ausnahmen - über die gesamte Saison erstrecken. Durch sie ist es ungemütlich an der Säbener Straße.

Vor allem für Trainer Niko Kovac, dessen Stuhl sich in einen Schleudersitz zu verwandeln droht.

Karl-Heinz Rummenigge schlug schon vor gut einer Woche Alarm. "Ich glaube nicht, dass die Leistung, die wir heute Abend gebracht haben, uns in diesem Jahr große Erfolge beschweren wird, wenn wir nicht langsam die Kurve kriegen", so der Bayern-Boss in seiner Brandrede beim Bankett nach dem knappen 3:2 in der Königsklasse bei Olympiakos Piräus.

Seitdem wurde es nicht besser: Rumpelsieg gegen Aufsteiger Union Berlin in der Bundesliga und überaus glücklicher Last-Minute-Erfolg im Pokal beim VfL Bochum, dem Kellerkind der zweiten Liga.

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Kritik an der Einstellung

Zwölf Gegentore kassierten die Münchner in den vergangenen sieben Pflichtspielen. Zuletzt überzeugten sie beim 7:2 bei Tottenham Hotspur, in der Bundesliga höchstens am 3. Spieltag beim 6:1 gegen Mainz. Selbst das am ENde viel zu hoch ausgefallene 4:0 gegen den 1. FC Köln war schmeichelhaft.

Was ist los mit dem Rekordmeister, der noch vor nicht allzu langer Zeit mit sehenswertem Angriffsfußball nach Belieben dominierte? Kovac - so hat es den Anschein - schiebt den schwarzen Peter seiner Mannschaft zu.

Es liege nicht an der Taktik, sondern an der Einstellung, schimpfte er in Bochum. "Wir sprechen Sachen an, aber die Jungs setzen es im Moment nicht um."

Eine explosive Äußerung, wie sie der Coach in den vergangenen Wochen mehrfach getätigt hatte. Etwa als er Thomas Müller unbedacht zum Notnagel degradierte, auch wenn er sich dafür längst entschuldigte.

Oder als er, angesprochen auf das schwache Pressing seiner Mannschaft, einen unglücklichen Vergleich mit dem FC Liverpool bemühte. "Man kann nicht versuchen, 200 km/h auf der Autobahn zu fahren, wenn sie nur 100 km/h schaffen", hatte Kovac ziemlich ungelenk fehlende Spielertypen beklagt.

Nach dem schwachen Pokal-Auftritt lobte Kovac den Gegner. Seine Aussage "Da sieht man mal, wenn alle das machen, was der Trainer sagt, dann funktioniert das auch" verstanden viele als Seitenhieb in Richtung der eigenen Spieler.

In der Kabine dürfte diese Art der Kritik nicht gut angekommen sein. Der "kicker" berichtete schon zuvor über eine Kluft zwischen Mannschaft und Coach.

Kovac redet sich um Kopf und Kragen

Die Medien sollten nicht hineininterpretieren, dass die Mannschaft gegen ihn spiele, warnte Kovac vor der Partie bei Eintracht Frankfurt in weiser Voraussicht. Denn es drängt sich schon die Frage auf, ob der Trainer sein Team überhaupt noch erreicht. Viele Äußerungen, selbst die späteren verbalen Rettungsversuche, klingen nach Offenbarungseid.

Schließlich gehört es in den Aufgabenbereich eines Trainers, die passende Ansprache zu finden und die Spieler richtig einzustellen - taktisch wie emotional. Auch vermeintlich fehlende Spielertypen gelten, anders als in der Vorsaison, nicht mehr als Ausrede. Denn Kovac hatte sich seinen Kader in der Sommerpause selbst zusammengestellt.

Das Auswärtsspiel in Frankfurt am Samstag ab 15:30 Uhr im Liveticker auf ran.de als Schicksalsspiel hochzustilisieren, wäre überzogen. Zumindest aber steht der 48-Jährige bis zur nächsten Länderspielpause Mitte November unter besonderer Beobachtung. In Frankfurt, gegen Olympiakos und vor allem gegen den BVB sind überzeugende Auftritte Pflicht, um die schwelende Unruhe im Verein zu ersticken. 

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Schleudersitz aktiviert

Für Kovac ist es keine unbekannte Situation. Schon in seinem ersten Jahr beim FC Bayern hatte mehrfach sein Stuhl gewackelt.

Im Vergleich zu damals gibt es heute signifikante Unterschiede, die ihm das Leben erschweren: Die jüngsten Lobeshymnen auf die Fans von Eintracht Frankfurt könnten Kovac den Rückhalt bei den eigenen Anhängern kosten. Diese hatten den Trainer in der vergangenen Saison auch in schwierigen Phasen noch bedingungslos unterstützt.

Mit Präsident Uli Hoeneß geht sein größter Fürsprecher im November in den Ruhestand. Und mit Ajax-Coach Erik ten Haag ("Ich schließe nichts aus."), Mauricio Pochettino, der in Tottenham nicht mehr unumstritten ist, Ex-Juventus-Trainer Massimiliano Allegri und Jose Mourinho stehen gleich vier mögliche Kandidaten bereit, die Kovacs Schleudersitz auslösen könnten.

Und das, obwohl zahlenmäßig doch eigentlich noch gar nichts passiert ist an der Säbener Straße.

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