DFL Supercup am Samstag ab 19 Uhr live in SAT.1
RB Leipzig vs. FC Bayern München - Schaumschlägerei statt Gift-Duell
- Aktualisiert: 29.07.2022
- 16:46 Uhr
- ran / Stefan Kumberger
Oliver Mintzlaff und Herbert Hainer lassen vor dem Supercup am Samstag ab 19 Uhr LIVE in SAT.1 und ran.de (im Anschluss ab 23:00 Uhr "ranStory: FC Bayern goes USA) die Giftpfeile fliegen. Doch mehr als Schaumschlägerei ist das nicht. Dafür ticken der RB-Boss und der Bayern-Präsident zu ähnlich. Zudem gibt es knallharte geschäftliche Interessen.
München - Bis weit in die USA hatte es der Giftpfeil geschafft. Via "Servus TV" hatte ihn RB Leipzigs Boss, Oliver Mintzlaff, abgeschossen. Ziel: Der FC Bayern München und dessen Transferpolitik.
"Ich hoffe, dass die Bayern auch mal andere Ideen finden und nicht immer unsere Spieler holen", sagte der 46-Jährige und beklagte sich vielleicht nicht ganz zu Unrecht.
Der Vorwurf ist nicht neu: Schon immer steht der FC Bayern im Verdacht, die Konkurrenz gezielt "kaputt zu kaufen". In Leverkusen und Dortmund können sie ein Lied davon singen.
Mittlerweile steht das Einkaufsparadies für die bayerische Kundschaft in Leipzig.
RB Leipzig-Trio wechselt zum FC Bayern München
Dayot Upamecano, Marcel Sabitzer, Julian Nagelsmann samt Trainerstab - der Rekordmeister lässt es die Sachsen spüren, dass er, der große FC Bayern, reicher und attraktiver ist als das Fußball-Projekt in Leipzig.
Nicht verwunderlich also, dass Herbert Hainer bei seinem Konter vor dem direkten Duell beim Supercup am Samstag ab 19 Uhr LIVE in SAT.1 und ran.de (im Anschluss ab 23:00 Uhr "ranStory: FC Bayern goes USA) genau in diese Kerbe schlägt: "Es ist halt so, dass viele zu Bayern München wollen", sagte Hainer der "Sport-Bild" und ergänzte: "Und wenn jemand will, dann gucken wir uns das gerne an."
Die Botschaft ist klar: Der Emporkömmling muss sich damit abfinden, dass der Rasen in der Münchner Arena doch noch ein bisschen grüner ist.
Herbert Hainer keiner des Uli Hoeneß-Stils
Fans der großen "Giftduelle" müssen aber enttäuscht werden: Diese "Feindschaft" zwischen Bayern und RB ist nicht echt. Schaumschlägerei statt echte Emotion - und das liegt auch an den Protagonisten auf beiden Seiten.
Vorstands-Boss Oliver Kahn gab jüngst selbst zu, medial noch präsenter sein zu müssen und Hasan Salihamidzic stichelt höchstens einmal gegen den BVB.
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Bliebe also Herbert Hainer, der sich um die Abwehr der Mintzlaff-Attacke kümmern durfte. Aber wo sein Freund Uli Hoeneß - als Wurstfabrikant irgendwie verständlich - zum verbalen Hackebeil gegriffen hätte, packt Hainer die feine Klinge aus.
Konkrete Transferverhandlungen überlässt er ohnehin den operativ zuständigen Kahn und Salihamidzic. Hainers Meinung ist dann bei großen Deals gefragt - so wie bei Konrad Laimer, für den RB rund 30 Millionen Euro verlangt.
Hainer ist weiterhin ein Businessman, der seinen Einfluss hinter den Kulissen geltend macht. Das hat er in all den Jahren als Vorstandsvorsitzender von Adidas gelernt. In der freien Wirtschaft können allzu forsche Aussagen in der Öffentlichkeit schließlich Gift für die Geschäfte sein.
Geschäft bleibt Geschäft statt Giftpfeile
Und dass es letzten Endes rein ums Geschäft geht, ist auch das Credo von Oliver Mintzlaff. Kurioserweise hat auch er in der Sportartikelbranche Karriere gemacht, bevor er ins Fußball-Business einstieg.
Er war ausgerechnet im Sportmarketing von Puma, dem großen Konkurrenten von Adidas tätig. Hainer und Mintzlaff kämpften also vor rund 20 Jahren schon auf gegenüberliegenden Seiten. So klein ist die Welt.
Dass es in den Auseinandersetzungen zwischen Bayern und Leipzig bisher kaum giftig zuging, hat auch mit dem Ablauf der bisherigen Verhandlungen zu tun.
Kein Außenstehender war am Verhandlungstisch vorbei, aber ein Satz von Mintzlaff aus dem Winter 2021 gegenüber Fans lässt tief blicken: "Da ich ein anständiger Geschäftsmann bin, haben wir nach der Anfrage die Gespräche geführt und die Latte für uns so hochgelegt, in der Hoffnung, dass es der FC Bayern nicht macht. Am Ende lagen 25 Millionen auf dem Tisch und wir haben es gemacht."
Leipzig fordert, Bayern zahlt. So einfach kann es sein. Echte Emotionen kommen da nicht gerade in Wallung.
Gemeinsames Projekt SAP Garden in München
Dass die beiden Großmächte sich in der Öffentlichkeit nicht zu deutlich beharken, liegt aber auch daran, dass sie auf einem anderen Feld gemeinsame Sache machen: Der FC Bayern braucht RB-Eigentümer Dietrich Mateschitz für das Mega-Projekt "SAP Garden".
In der Sportarena, die derzeit im Münchner Olympiapark entsteht, sollen nicht nur die Eishockey-Profis vom EHC Red Bull München eine Heimat finden, sondern auch die Basketballer des FC Bayern. Die rund 100 Millionen Euro Kosten trägt Mateschitz' Getränke-Konzern.
Als im Februar 2019 die Pläne für die Arena vorgestellt wurden, lobte Hoeneß Mateschitz in den höchsten Tönen. Es entstand der Eindruck, dass die beiden das Projekt zu zweit und ohne Einflüsterer von außen auf den Weg gebracht haben.
Die Patriarchen verstehen sich sogar so gut, dass Hoeneß es laut eigener Aussage geschafft hat, dem Österreicher die Idee auszureden, die neue Heimstätte "Red Bull Arena" zu nennen. "Das geht mit unseren Fans nicht", hatte Hoeneß gemahnt. Mateschitz zog den Vorschlag zurück.
In Anbetracht der gemeinsamen Interessen und der bisher fast problemlosen Deals dürfte es zwischen Bayern und Leipzig also auch in Zukunft kaum giftig werden. Ein Satz wie von Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung 2016, als er RB als "zweiten Feind" neben dem BVB bezeichnete, darf als einmaliger Ausrutscher gewertet werden.
Wer also auf Feuer und Attacken neben dem Platz hofft, wird sich enttäuscht sehen. Dieses Duell wird ein rein sportliches bleiben - ohne dicke Giftpfeile.
Stefan Kumberger
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