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Gladbachs Neuzugang exklusiv

Valentino Lazaro im ran-Interview: "Haben die Qualität, in jedem Wettbewerb oben anzugreifen"

  • Aktualisiert: 07.11.2020
  • 10:21 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
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© Imago

Valentino Lazaro musste lange warten auf seinen ersten Einsatz für Borussia Mönchengladbach. Gleich im ersten Testspiel hatte sich der Neuzugang schwer verletzt, sodass er wochenlang ausfiel. Gegen Leipzig und beim Champions League-Triumph in Donezk aber konnte der Österreicher seine ersten Pflichtspielminuten bei den Fohlen genießen.

Im Interview mit ran.de spricht Lazaro über seine Gefühlslage, über Borussias Möglichkeiten in dieser Saison und auch über die US-Wahl und Rassismus.

ran.de: Herr Lazaro, in Donezk haben Sie erstmals für Borussia in der Champions League gespielt, wenn auch nur 15 Minuten. Was war das für ein Gefühl?

Valentino Lazaro: Das war ein fantastisches Gefühl! Und natürlich habe ich mich sehr gefreut, dass ich den letzten Treffer von Lasso (Alassane Plea; d. Red.) mit einem abgefangenen Ball einleiten konnte. Dass Schönste aber war natürlich, dass es ein Spiel mit einem historischen Sieg für Borussia war, an den man sich nicht nur in Gladbach lange zurückerinnern wird.

ran.de: Sie hatten schon auf einen Einsatz gegen Real gehofft …

Lazaro: Ich war für das Spiel gegen Real bereits erstmals nach meiner Verletzung wieder im Kader. Seit einigen Wochen fühle ich mich richtig gut, aber es fehlt natürlich die Spielpraxis. Deshalb haben wir beschlossen, dass ich über sich steigernde Kurzeinsätze wie gegen Leipzig und in Donezk auf meine 100 Prozent kommen soll. Das ist alles sehr gut geregelt, und ich hoffe, dass es schon bald auch für 90 Minuten reicht.

ran.de: Wie schwer waren die vergangenen Monate für Sie?

Lazaro: Nur zuschauen zu können, wenn die Saison beginnt, ist hart. Aber ich bin nie schlecht gelaunt zur Reha gekommen, sondern war von Anfang an fokussiert und einfach nur geil darauf, so schnell wie möglich wieder zurückzukommen. Und die Jungs haben mich auch super unterstützt und mir immer wieder Mut gemacht.

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ran.de: In der Champions League ist Borussia nach der Hälfte der Gruppenphase Tabellenerster, in der Bundesliga hat man durch den Sieg gegen Leipzig Anschluss an die Spitze gefunden. Was ist möglich für dieses Team?

Lazaro: Wir haben vor der Saison betont, dass wir unsere Möglichkeiten sehr gut einschätzen können, aber zurecht auch Ambitionen haben. Wir wollen gefährlich und bissig sein und nicht nachlassen. Gelingt es, das über weite Strecken der Saison umzusetzen, ist auf jeden Fall einiges möglich. Die vergangene Saison und jetzt die Spiele gegen Inter, Real, Donezk oder Leipzig haben bewiesen, dass wir über die Qualität verfügen, in jedem Wettbewerb oben angreifen zu können.

ran.de: Sie haben im Vorfeld an einen Sieg gegen Real geglaubt, und fast wäre es auch so gekommen. Was hat Sie so sicher gemacht, dass Borussia mit den Königlichen mithalten kann?

Lazaro: Ich erlebe im Training jeden Tag, welche Qualität die Mannschaft hat, wie konzentriert wir arbeiten und wie akribisch das Trainerteam uns auf jedes Spiel vorbereitet. Natürlich sind Inter Mailand und Real Madrid große Namen und stehen für fantastische Spieler. Die Erfahrung aber lehrt auch, dass an einem guten Tag alles möglich ist. Und wie man gesehen hat, müssen wir uns ganz gewiss nicht verstecken.

ran.de: Real hat gegen Donezk zuhause verloren, Borussia in Donezk 6:0 gewonnen. Schlussfolgerungen verbieten sich aber wohl?

Lazaro: Das verbietet sich auf jeden Fall! Als Kind hat man das gerne schon mal so gerechnet. (lacht) Heute aber wissen wir natürlich, dass jedes Spiel erst einmal gespielt werden muss und seine eigene Geschichte hat. Donezk ist in Madrid ganz anders aufgetreten als jetzt zuhause gegen uns. Wir wiederum hatten einen "Sahnetag", waren eiskalt und fokussiert. Dann kann auch schon mal ein solches Ergebnis zu Stande kommen. Daraus aber abzuleiten, dass wir nun bei Real mit fünf Toren gewinnen, das funktioniert so leider nicht. (lacht)

ran.de: Wie wichtig war es, gegen Leipzig erstmals in dieser Saison auch einen knappen Vorsprung über die Zeit zu retten und ohne Gegentreffer zu bleiben?

Lazaro: Das war sehr wichtig. Wir haben klug gespielt, haben den Ball in den letzten Minuten in den eigenen Reihen gehalten und das Spiel immer wieder mal von rechts nach links und umgekehrt verlagert. Und diese Cleverness war wichtig, um das Spiel dann auch nach Hause zu bringen.

ran.de: Am Sonntag muss Borussia nach Leverkusen. Ihre Erinnerungen an Bayer 04 dürften eher zwiespältig sein?

Lazaro: Ich ganz persönlich habe gute Erinnerungen an meine bisherigen Aufeinandertreffen mit Bayern 04 Leverkusen, weil ich mein erstes Bundesligator bei Herthas 2:0-Sieg in Leverkusen in der Saison 2017/18 geschossen und später gegen Leverkusen noch einmal getroffen habe. Allerdings haben wir in der Folgesaison beide Partien deutlich verloren, in Leverkusen mit 1:3 und zuhause, in Berlin, sogar mit 1:5. Für Sonntag bin ich aber sehr optimistisch. Schließlich hat Borussia in den vergangenen Jahren bei Bayer 04 oft gewinnen können.

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ran.de: Ganz anderes Thema: Sie haben sich im Sommer nach den Ereignissen in den USA gegen Rassismus und für die 'Black lives matter'-Bewegung stark gemacht. Wie sehr hat Sie die US-Wahl nun schockiert?

Lazaro: Ich habe viele Freunde in den USA und schon deshalb die Wahl sehr aufmerksam verfolgt. Aber letztendlich geht es mir nicht nur um den Ausgang dieser Wahl, darum, ob Trump oder Biden gewinnt, sondern darum, dass grundsätzlich ein Umdenken der Menschen stattfindet, dass man versucht zu verstehen, was Rassismus bei vielen Menschen anrichtet, und dass man sich deutlich gegen Rassismus positioniert.

ran.de: Befürchten Sie, dass es zu Chaos und vielleicht sogar zu einem Bürgerkrieg kommen kann?

Lazaro: Ganz ausschließen kann man das wohl nicht. Aber ich lebe ja hier, in Europa, in Deutschland, und brauche mir zum Glück nicht jeden Tag Sorgen darüber machen, was in den USA vielleicht passieren könnte.

ran.de: Sie haben in der Premier League und der Serie A gespielt und spielen nun wieder in der Bundesliga. Welche Rolle spielt Rassismus in diesen europäischen Top-Ligen?

Lazaro: Als Profi-Fußballer lebt man ein Stück weit in einer Blase, und in der Kabine und im Verein selbst spielt Rassismus keine Rolle. Anders ist es in den Stadien während der Spiele und natürlich in den sozialen Netzwerken. Dort kann es schon vorkommen, dass man mit Rassismus konfrontiert wird, so wie es Breel Embolo kürzlich erlebt hat, als er auf Instagram aufs Übelste rassistisch beleidigt worden ist. Der Verein hat darauf hervorragend reagiert mit einem Foto, auf dem die ganze Mannschaft im Stadion kniet, um jeder Form von Ausgrenzung und Rassismus eine Absage zu erteilen. Mag sein, dass Profifußballer starke Persönlichkeiten sind und so etwas einigermaßen wegstecken können. Andere Menschen aber nehmen sich solche Anfeindungen vielleicht sehr zu Herzen. Deshalb darf kein einziger rassistischer Vorfall unkommentiert bleiben.

Das Interview führte Andreas Kötter

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