Bastian Schweinsteiger: Die Rückkehr des Chefs
- Aktualisiert: 11.12.2014
- 17:38 Uhr
- ran.de / Rainer Nachtwey
Bastian Schweinsteiger gibt gegen Moskau sein Startelf-Comeback und reißt das Bayern-Spiel gleich an sich. Seine Zahlen beeindrucken auch Thomas Müller: "Den kann man 2015 gebrauchen."
München - Es ist die Krönung auf eine beeindruckend starke Leistung. Die Flanke chipt er mit links auf den langen Pfosten, Sebastian Rode kommt angerauscht und muss nur noch einnicken. 2:0 – die endgültige Entscheidung.
Für Bastian Schweinsteiger war die Torvorlage beim 3:0-Sieg gegen ZSKA Moskau das i-Tüpfelchen auf die gelungene Rückkehr in die Startelf, seinem ersten Auftritt über 90 Minuten seit dem WM-Finale von Rio.
Und in diesen 90 Minuten positionierte sich der Weltmeister im Spiel der Bayern als Denker und Lenker. Er dirigierte, ordnete das Spiel, grätschte, wenn er es für nötig hielt, war immer und überall Anspielpunkt für die Mitspieler und verteilte die Bälle anschließend. Er war der Mittelpunkt im Bayern-Spiel.
Gesucht und gefunden
Er unterstrich dies, indem er der einzige war, der jeden seiner Mitspieler anspielte. Aber es war kein Hin- und Hergeschiebe. Schweinsteiger suchte das Risiko, das beweisen seine jeweils 19 Anspiele in die Spitze auf Franck Ribéry und Mario Götze. 112 seiner 130 Pässe fanden den Weg zum eigenen Mann (Quelle: Offizieller Match-Report der Uefa).
Und diese suchten ihn auch. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. 116 Mal spielten ihn die Teamkollegen an – mit weitem Abstand vor dem zweiten Pierre-Emile Höjbjerg, der fast 30 Pässe weniger erhielt.
Der Chef ist zurück.
Den kann man brauchen
"Vor sieben Monaten habe ich das letzte Mal von Beginn an für Bayern gespielt und es freut mich natürlich, dass es jetzt wieder geklappt hat. Es war ein sehr gutes Gefühl", sagte Schweinsteiger. "Ich bin sehr erleichtert, dass ich es geschafft habe, noch in diesem Jahr zurückzukommen."
Auch die Mitspieler waren von dem Auftritt des Vize-Kapitäns angetan, der in Abwesenheit von Philipp Lahm die Mannschaft auf das Feld führte. Thomas Müller reagierte in seiner gewohnt flapsigen Art: "Basti hat viel nach vorne versucht, das Tor vom Sebastian Rode vorbereitet und auch sonst ein paar sehr gute Aktionen gehabt. Also, den können wir 2015 brauchen."
Um dann nachzulegen: "Den kann man immer brauchen. Ja gut, ob auch in zehn Jahren weiß ich nicht..."
Etwas analytischer betrachtete Robert Lewandowski das Comeback des Chefs. "Nach so langer Pause ist das nicht einfach für Bastian. Aber das war ein gutes Spiel von ihm. Er ist ein super Typ und weiß, was er auf dem Platz machen soll. Er war bereit", sagte Lewy.
Externer Inhalt
Noch nicht bei 100 Prozent
Bereit ja, aber noch ist Schweinsteiger erst auf dem Weg zurück zu alter Stärke, bei 100 Prozent ist er noch nicht. Das sieht er selbst so: "Ich habe schon gemerkt, dass mir noch ein paar Prozentpunkte fehlen."
Aber auch mit weniger als 100 Prozent war Schweinsteigers Leistung ein Statement Richtung Trainer Pep Guardiola – nach dem Motto: "Pep, sieh her: Mich gibt es auch noch."
Dass Schweinsteiger sich so präsentieren konnte, lag einerseits an dem völlig unterlegenen, harmlosen und zum Teil auch unfähigen Gegner ZSKA Moskau, andererseits auch an der Tatsache, dass Schweinsteiger die Chefrolle übernehmen musste.
Chef im Teenie-Mittelfeld
Guardiola hatte auf Xabi Alonso, den eigentlichen Bayern-Dirigenten und Taktgeber, verzichtet, Routinier Schweinsteiger bildete mitden Jungspunden Gianluca Gaudino (18 Jahre/Erster Einsatz in der Königsklasse), Pierre-Emile Höjbjerg (19/183 Minuten Champions-League-Erfahrung), und Sebastian Rode (24/124 Minuten) das Mittelfeld.
Man darf gespannt sein, wie Guardiola Schweinsteiger einsetzen wird, wenn Philipp Lahm, Thiago Alcántara, Javi Martínez und David Alaba wieder fit sind. Gegen Moskau interpretierte Schweinsteiger seine Chefrolle zumindest offensiver als Alonso. Dessen defensiveren Part übernahm Höjbjerg.
Ansage à la Chef
Im Achtelfinale wird Guardiola kaum auf die gleiche Formation setzen. Denn dort könnte bereits eine große Hürde auf die Bayern warten. Welches es wird, entscheidet sich am Montag um 12 Uhr in Nyon. Mit Paris St. Germain um "Gott" Zlatan Ibrahimovic, Juventus Turin und dem FC Arsenal drohen dem FC Bayern drei Schwergewichte im internationalen Fußball.
Die Frage, auf wen er denn lieber nicht treffen wolle, konterte Schweinsteiger souverän: "Ich glaube, dass keiner gerne gegen uns spielt."
So spricht ein Chef.