Ex-Bayern-Profi
Champions League: Renato Sanches und die ewige Suche nach dem Durchbruch
- Aktualisiert: 22.02.2022
- 15:48 Uhr
- ran.de/Markus Bosch
Der frühere Bayern-Spieler Renato Sanches trifft am Dienstag (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) mit Lille auf den FC Chelsea. Der 24-Jährige wartet noch immer auf seinen Durchbruch und könnte im Sommer vor dem nächsten Wechsel stehen.
London/München - Wieder einmal werden viele Augenpaare auf Renato Sanches gerichtet sein.
Denn der Portugiese tritt am Dienstag (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) mit dem OSC Lille im Champions-League-Achtelfinale bei Titelverteidiger FC Chelsea an. Es ist die nächste Chance für den inzwischen 24-Jährigen, auf der ganz großen Bühne nachhaltig für Eindruck zu sorgen.
Auf der großen Bühne steht der 1,74 Meter große Sanches schon seit Beginn seiner Profi-Karriere. Bei seinem Jugendklub Benfica Lissabon wurde er behutsam an die erste Mannschaft herangeführt, beeindruckte dort dann aber so sehr, dass er schnell im Schaufenster für Europas Topklubs stand.
FC Bayern München holte Sanches noch vor EM 2016
Die EM 2016 sollte für den Portugiesen der große Durchbruch, auch auf internationalem Top-Niveau, werden. Danach würde sich Sanches seinen Arbeitgeber quasi frei aussuchen können, prognostizierte damals eine Vielzahl an Experten. Diese Stimmen hörte man wohl auch beim FC Bayern und machte Nägel mit Köpfen.
Noch vor Beginn der Europameisterschaft gab der Rekordmeister die Verpflichtung von Portugals Juwel bekannt.
Sanches war die erste Neuverpflichtung des damaligen Bayern-Trainers Carlo Ancelotti und untermauerte bei der anschließenden Europameisterschaft noch einmal, warum halb Europa hinter ihm her war. Ab der K.o.-Runde stand der damals 18-Jährige immer in der portugiesischen Startformation.
Am Ende holte er dann an der Seite von Superstar Cristiano Ronaldo den EM-Titel mit Portugal und wurde am Ende des Jahres sogar als "Golden Boy" ausgezeichnet. Es war der verheißungsvolle Beginn einer Weltkarriere.
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Renato Sanches plagt Heimweh in München
Doch dazu kam es nicht. In München konnte Sanches nicht wirklich an seine Leistungen aus den vorangegangenen Monaten anknüpfen. Eine Mischung aus Verletzungen, fehlendem Vertrauen, mangelnden Sprachkenntnissen und Heimweh machten Sanches beim deutschen Rekordmeister das Leben schwer.
Eine zwischenzeitliche Leihe zum Premier-League-Klub Swansea City brachte auch keine Besserung für Sanches, sondern vor allem Spott aufgrund eines Passes zur Werbebande, die er für einen Mitspieler hielt.
Verglühte hier bereits ein verheißungsvoller Stern, noch bevor er überhaupt so richtig zum Strahlen gekommen war?
Unter Niko Kovac sollte Sanches den nächsten Versuch unternehmen, in München den Durchbruch zu schaffen.
Letztlich gelang Sanches aber auch in seinem dritten Bayern-Jahr nicht der Durchbruch. Gerade einmal 24 Einsätze verzeichnete er, auch weil er sich immer wieder hinter der Vielzahl von zentralen Mittelfeldspielern im Bayern-Kader einreihen musste. Das Selbstvertrauen, das für Sanches' Spiel eine große Bedeutung hat, erlangte er dadurch jedenfalls nicht.
Wechsel nach Lille als Erlösung?
Diese komplizierte Situation musste durch einen Tapetenwechsel des Portugiesen behoben werden. 20 Millionen Euro überwies der OSC Lille im Sommer 2019 für Sanches' Dienste. Dieser vermeintliche Rückschritt war für den Mittelfeldspieler ein Schritt nach vorne.
Denn im Norden Frankreichs steht er nicht mehr bei jeder Partie unter dem Brennglas der Öffentlichkeit und konnte so sukzessive Spielpraxis sammeln. Bereits 80 Partien hat der 24-Jährige für Lille bestritten und in diesem Zeitraum eine französische Meisterschaft eingefahren.
Dabei wurde er zuletzt immer wieder auf verschiedenen Positionen eingesetzt. "Mein Potenzial schöpfe ich sicherlich am besten in der Mitte aus und nicht, wenn ich so oft die Position wechseln muss", beklagte er sich zuletzt. Lilles Verantwortliche sehen aber noch Luft nach oben bei Sanches, der in dieser Spielzeit den Fans von Marseille auch einmal den Mittelfinger zeigte, nachdem er die gesamte Partie über provoziert worden war.
Auf den ganz großen Durchbruch wartet er also immer noch.
"Renato muss noch ein Stück disziplinierter werden, auch als Persönlichkeit reifen", erklärte Lilles Trainer Jocelyn Gourvennec zuletzt. "Er verfügt über ein unglaubliches Potenzial, das er aber öfter abrufen muss, wenn er in Zukunft noch zum großen Star werden möchte."
Comeback gegen Chelsea - und im Sommer weg?
In Lille hofft man im Sommer auf einen Verkauf von Sanches, der im Winter mit dem AC Mailand in Verbindung gebracht wurde - ein Transfer kam aber nicht zustande. Pünktlich zum Duell mit Chelsea ist Sanches wieder von einer Leistenverletzung genesen und kann gegen die Blues auf sich aufmerksam machen. "Durch seine technischen Fähigkeiten, seine Spiel-Intelligenz und seine Erfahrung gehört Renato zu den Ankern unserer Mannschaft", lobte Gourvennec seinen Schützling.
Mit zwei starken Achtelfinal-Auftritten kann Sanches den Kreis der Interessenten noch einmal vergrößern und würde dann im Sommer wieder weiterziehen - auf der Suche nach dem großen Durchbruch.
Markus Bosch
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