Der Macher des Erfolgs von PSG
Champions League: Wie Thomas Tuchel aus vielen Superstars ein Team formte
- Aktualisiert: 23.08.2020
- 23:13 Uhr
- ran.de
Thomas Tuchel steht zum ersten Mal im Finale der Champions League. Bis dorthin musste der PSG-Trainer viel einstecken. Dabei ist er zu großen Teilen verantwortlich für den Erfolg seiner Mannschaft.
Lissabon/München - Zu fokussiert? Zu Taktik-besessen? Zu launisch?
Thomas Tuchel hatte insbesondere in seiner Zeit bei Borussia Dortmund mit dem ein oder anderen Image zu kämpfen. Doch spätestens jetzt - kurz vor seinem größten Spiel - hat er es allen Kritikern gezeigt. (Champions-League-Finale zwischen PSG und dem FC Bayern ab 21 Uhr im ran.de-Liveticker)
Der Erfolg von Paris Saint-Germain ist zweifelsohne auch ein Produkt des Trainers. Es hat eine Weile gedauert, aber nun heimst Tuchel die Lorbeeren für seine harte Arbeit in den vergangenen Jahren ein.
Achtelfinal-Katastrophe im ersten Jahr
Rückblick: Als der vom BVB entlassene Trainer 2018 nach Paris kommt, steht er vor einer gewaltigen Aufgabe. Ihn erwartet ein gewaltiger Haufen an Stars, der wenige Monate zuvor im Achtelfinale der Champions League krachend an Real Madrid scheiterte. Es ist der einzige Wettbewerb, der in Paris zählt.
Schon zu Beginn versucht der heute 46-Jährige, die besonderen Spieler einzufangen. Seinen größten Star will er sofort auf seine Seite bringen und nennt Neymar kurz nach Amtsantritt einen "Künstler, ein Kreativer. Es gibt verschiedene Arten von Anführern, aber er ist ein ganz besonderer Schlüsselspieler."
Doch es dauert ein wenig, bis der Schlüssel ins Schloss passt. In der Liga dominiert PSG wie erwartet. Aber wie gesagt: es zählt nur die Königsklasse. Und in dieser scheitert der Hauptstadtklub wieder im Achtelfinale – an einem stark taumelnden Manchester United. Eskalationsstufe dunkelrot!
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Tuchel wird seinen größten Widersacher los
Im Frühling 2019 spitzt sich die Lage zu. Tuchel steht unter Druck und wehrt sich. "Ich hatte zum zehnten Mal in dieser Saison nur 15 Spieler auf dem Spielbericht. Es ist unmöglich, so zu arbeiten", schimpft er in Richtung der Verantwortlichen und greift den damaligen Sportdirektor Antero Henrique öffentlich an.
Im Sommer muss Henrique gehen. Tuchel ist seinen größten Widersacher los und bekommt mit Leonardo einen Förderer an die Seite. Zur gleichen Zeit muss der deutsche Trainer ein unmögliches Drama um Neymar und dessen Wünsche, nach Barcelona zurückzukehren, moderieren.
Doch auch das gelingt ihm. Und plötzlich zähmt der, der die Mannschaft in Dortmund nicht im Griff gehabt haben soll, den wohl extravagantesten Fußballer in Europa. Dazu gibt es eine Vertragsverlängerung bis 2021.
Mbappe: "Natürlich spielen wir auch für ihn"
Ein Jahr später stehen beide gemeinsam im Finale der Champions League. Und auch der zweite Star im Bunde, Kylian Mbappe, zeigt sich voll des Lobes über seinen Trainer: "Die Spieler stehen absolut hinter ihm. Er ist ein großer Trainer, an den wir glauben und natürlich spielen wir auch für ihn." Muss das ein Spieler sagen, der sich nicht um seinen Stammplatz fürchten braucht?
Doch die beiden sind nicht die Einzigen, die unter Tuchel gewachsen sind. Der junge Thilo Kehrer hat sich auf der rechten Abwehrseite zum Stammspieler entwickelt, Juan Bernat auf links ist eine ganz entscheidende Konstante geworden. Und auch Angel di Maria, der sonst hintenanstehen musste, spielt auf einmal wie von einem anderen Stern. Tuchel vergibt Rollen, die es sich anzunehmen lohnt.
Im "ZDF-Sportstudio" beschrieb sein ehemaliger Trainer Ralf Rangnick ihn als "schlauen Menschen. Und schlaue Menschen machen denselben Fehler nicht zweimal." Tuchel mag in seiner Zeit beim BVB nicht alles richtig gemacht haben. Aber er hat daraus gelernt. Der Lohn: die Chance auf den ersten Champions-League-Titel für ihn und Paris Saint-Germain.
Denn bekanntlich zählt in der französischen Hauptstadt nur dieser Pokal.
Justin Werner
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