Erstes Spiel des FC Bayern München unter Hansi Flick
FC Bayern gegen Olympiakos Piräus: Keine Offenbarung, kein Glanz - der Münchner Weg zur Stabilität
- Aktualisiert: 17.11.2019
- 12:52 Uhr
- ran.de
Der FC Bayern tut sich beim ersten Spiel unter Hansi Flick gegen Olympiakos Piräus schwer. Dennoch hat der Erfolg gegen die Griechen für den Coach und Thomas Müller große Bedeutung. Eine Analyse.
München - 2:0 gewonnen. Das wichtige 1:0 wieder einmal von Robert Lewandowski. Wem sonst?
Der FC Bayern München hat durch den vierten Sieg im vierten Gruppenspiel der Champions League den Einzug ins Achtelfinale perfekt gemacht.
Die erhoffte Offenbarung war es aber nicht. Die Münchner zeigten sich zwar defensiv stabiler als beim 1:5 gegen Eintracht Frankfurt. Aber ging es noch unsicherer?
Und: der Gegner hieß nur Olympiakos Piräus.
Das erhoffte Offensiv-Feuerwerk blieb auch im ersten Spiel unter Hansi Flick gegen den griechischen Spitzenklub aus. Dennoch war Flick zufrieden: "Wir haben nach vorne gut verteidigt. Und defensiv bis auf einen Schuss nichts zugelassen."
ran.de analysiert den ersten Auftritt unter Flicks Regie.
Aufstellung
Flick überraschte gegen Piräus mit David Alaba in der Abwehrzentrale und Alphonso Davies als Linksverteidiger.
Dies lässt den Schluss zu, dass der Coach auch gegen Borussia Dortmund auf den jungen Kanadier setzt - und das bei der derzeitigen Form von Jadon Sancho und Achraf Hakimi, die bei Dortmund über den rechten Flügel nach vorne stürmen.
"Wir wollen uns schon auf Samstag einstimmen", hatte Flick noch auf der Pressekonferenz vor dem Spiel mit Blick auf defensive Stabilität gesagt.
Bereits in der 4. Minute ließ sich Davies von Lazar Randjelovic gleich mal überlaufen. Aber der Linksfuß fing sich, legte die wohl vorhandene Nervosität ab. So klärte er in der 15. Minute nach einer Ecke vor dem durchstartenden Randjelovic und sorgte auch offensiv das eine oder andere Mal für etwas Belebung.
"Phonsi hat einen enormen Speed, den wir mehr ins Spiel bringen müssen", sagte Flick zur Leistung des Teenagers. "Er hat es defensiv sehr gut gemacht und in der zweiten Halbzeit hat er auch offensiv angedeutet, was er kann."
In der offensiven Zentrale kam Thomas Müller anstelle von Coutinho zum Einsatz. Weg von den Flügeln, auf denen wieder Serge Gnabry und Kingsley Coman wirbelten. Die erste Chance hatte dann auch Müller und der in die Startelf gerückte Leon Goretzka.
Goretzka ersetzte Mittelfeld-Taktgeber Thiago - bei Pep Guardiola noch unverzichtbar und "Thiago oder nix". Dessen nach unten zeigende Formkurve verhinderte in den vergangenen Spielen auch die genialen Momente im Bayern-Spiel.
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Taktik
Offiziell wich Flick laut der Aufstellung der UEFA von der Ausrichtung mit Doppelsechs nicht ab, zog wie auch schon Vorgänger Niko Kovac zuletzt Joshua Kimmich ins defensive Mittelfeld.
Der zweite Sechser Leon Goretzka interpretierte seine Rolle allerdings weit offensiver als auf dem Papier. Daher war die Ausrichtung ein 4-1-4-1 mit Goretzka und Müller in den Halbpositionen.
"Thomas und Leon haben das sehr gut gemacht, auch Josh auf der Sechs. Das ist genau das, was wir brauchen für unser System", sagte Flick.
Defensive Stabilität
"Die vielen Gegentore sind nicht Bayern-like", hatte Flick noch vor der Partie gesagt - und gerade darauf beim einzigen kurzen, aber knackigen Training vor der Partie Wert gelegt.
Mit der Hereinnahme von Javi Martinez ins Abwehrzentrum an die Seite von Alaba schaffte der Interimstrainer auch das. Spätestens am Spanier prallten die Angriffsversuche der Griechen ab. Es war aber auch nur eine sehr begrenzte Anzahl.
Die einzige echte Chance: Nach einem individuellen Fehler von Alaba gegen Miguel Angel Guerrero kam Randjelovic in der 16. Minute zum Schuss.
Zudem war Martinez immer Anspielstation und Ballverteiler beim ersten Pass nach vorne.
"In der Defensive haben wir wenige Optionen, deshalb war es mir wichtig zu sehen, wie die vier harmonieren", meinte Flick mit Blick auf das Bundesliga-Topspiel am Samstag gegen Borussia Dortmund (ab 18:00 Uhr im Liveticker auf ran.de).
Und Müller sagte erleichtert: "Wir haben endlich mal wieder zu Null gespielt."
Spielerische Klasse
"Es ist faszinierend, was für eine Qualität in diesem Kader ist. Aber die müssen alle zeigen, nicht nur Manuel und Lewy", hatte Flick bei seinem ersten Auftritt als Cheftrainer gesagt.
Die Münchner zeigten sich im Spiel nach vorne bemüht, aktiv und geduldig. Aber auch ohne Kreativität, uninspiriert. Eben ohne jene Klasse.
"In der ersten Halbzeit haben wir öfters mal die falsche Entscheidung getroffen. Es fehlen auch noch die Automatismen", sagte Flick.
Die größten Chancen hatte der FCB nach Standards, als Benjamin Pavard kurz vor der Pause nach einer Ecke nur den Pfosten traf und Goretzka zu Beginn des zweiten Durchgangs einen an den hinteren Pfosten verlängerte Freistoß-Flanke genau in die Arme von Keeper Jose Sa köpfte.
"Wir haben mehr gearbeitet als gespielt", meinte Müller, "aufgrund des Arbeitsaufwands hat daher auch der Glanz gefehlt."
Einstellung
Intensität, Initiative ergreifen, aktiv sein, im Spiel gegen den Ball früh pressen - all das hatte Flick gefordert - und seine Mannen nahmen es sich zu Herzen. Zumindest zu Beginn.
Mit fortlaufender Spieldauer und am griechischen Abwehrriegel mehr und mehr verzweifelnd, schwanden auch die Bemühungen. Immerhin bestätigte die Zweikampf-Quote von zwischenzeitlich über 60, am Ende 54 Prozent den Willen.
Das Gegenpressing - unter Kovac gerade in den letzten Partien gegen Bochum im Pokal und Frankfurt in der Liga ein Einzelunterfangen - setzten die Münchner zumeist als kompakte Einheit um.
Seitenlinienaktivität
Flick ist kein Pep. Wird er wohl auch nicht mehr werden. Zumeist ruhig und unaufgeregt, mal auf der Bank sitzend, mal in der Ecke der Coaching Zone stehend verfolgte er das Geschehen, ohne groß Emotionen zu zeigen.
Kurze Anweisungen, die Arme dabei meist in den Jackentaschen tief vergraben. Beim Torjubel noch sehr verhalten.
Wie in allen Bereichen ist auch hier noch Steigerungspotenzial.
Rainer Nachtwey
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