Geht dem FC Bayern die Puste aus?
Juventus Turin gegen FC Bayern: Die Statistik zum Einbruch der Münchner in der zweiten Halbzeit
- Aktualisiert: 24.02.2016
- 19:20 Uhr
- ran.de
Champions League: Der FC Bayern München verschenkt in der letzten halbe Stunde eine 2:0-Führung gegen Juventus Turin. Pep Guardiola sagt im Anschluss: "Ich gebe einen Dreck auf Kondition." Ging den Münchnern im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League etwa die Puste aus? ran.de schaut auf die Zahlen …
Turin / München - Der FC Bayern München wirkte im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Juventus Turin lange wie der sichere Sieger. Zu dominant war die Spielweise des deutschen Rekordmeisters. Zu ratlos wirkte der amtierende italienische Meister angesichts der Münchner Übermacht.
Doch spätestens mit dem Anschluss-Treffer durch Paulo Dybala in der 63. Minute war es vorbei mit der bayerischen Herrlichkeit. Schon der Führungstreffer entstand aus einem Konter der Münchner. Die letzte halbe Stunde bestimmte Juventus das Geschehen und schaffte in der 76. Minute den verdienten Ausgleich durch Stefano Sturaro.
Italienische Medien feierten im Anschluss neben der mentalen Stärke vor allem die überlegene Fitness ihres Teams. Pep Guardiola sagte dagegen in der Pressekonferenz nach dem Spiel: "Ich gebe einen Dreck auf Kondition."
Sinnbildlich dafür: Douglas Costa, in der ersten Halbzeit noch der Highspeed-Antreiber auf der linken Seite, wirkte schon kurz nach der Pause platt. Wurde nach einigen Ballverlusten aber erst in der 84. Minute erlöst. Der Brasilianer war bei seiner Auswechslung keine neun Kilometer gelaufen - und damit weniger als der Team-Durchschnitt.
Ist der FC Bayern etwa nicht fit genug für Spiele auf europäischen Top-Niveau? ran.de schaut auf die Zahlen zum Spiel.
FC Bayern: Das spricht für einen Einbruch
Der FC Bayern spielte in der ersten Hälfte Guardiola-Fußball vom Feinsten: Mit 68 Prozent Ballbesitz schnürten die Gäste Turin in der eigenen Hälfte ein. In der zweiten Halbzeit verringerte sich der Ballbesitz der Münchner auf 59 Prozent. Die Laufleistung sank von 57,7 auf 54,5 Kilometer (Juventus: 58,1 auf 54 km).
In den ersten 45 Minuten schossen die Münchner achtmal aufs Tor von Gigi Buffon, in der zweiten Halbzeit nur noch sechsmal. In der Defensiv-Arbeit benötigten Arturo Vidal und Co. im ersten Durchgang nur sechs Fouls, um Juventus zu stoppen. Im zweiten dann satte zwölf Fouls.
Analog dazu steigerte sich Juve in der zweiten Hälfte: Neun Torschüsse gaben die Italiener ab (drei in der ersten Halbzeit).
Weniger Ballbesitz, weniger Torabschlüsse, dafür mehr Fouls – ist dem FC Bayern tatsächlich die Puste ausgegangen?
FC Bayern: Das spricht gegen einen Einbruch
Ja, der FC Bayern ist in der zweiten Hälfte drei Kilometer weniger gelaufen als in der ersten. Aber: Mit 54,5 Kilometern hatten die Münchner trotzdem mehr Strecke auf dem Tacho als die Hausherren (54 km). Sie sind also keineswegs "überrannt" worden.
Externer Inhalt
Ja, der FC Bayern gab in der zweiten Hälfte weniger Torschüsse (sechs) ab als in der ersten (acht). Doch das muss nicht an der Fitness liegen. Mit einer 2:0-Führung im Rücken waren die Münchner eher um Spielkontrolle und Ballbesitz bemüht als um weitere Treffer.
Die gleichbleibende Passquote von 91 Prozent in der ersten und zweiten Hälfte spricht jedenfalls nicht für einen physischen Einbruch. Alleine Joshua Kimmich und David Alaba brachten zusammen mehr Bälle zum Mitspieler (je 62) als die komplette Juve-Mannschaft (122).
Zweikampf-Führung als Lösung des Problems?
Ein Kräfte-Verschleiß als Grund für die schwache letzte halbe Stunde gegen Juventus lässt sich anhand der Zahlen nicht belegen. Was jedoch auffällt: Der FC Bayern war in den direkten Duellen Mann gegen Mann zu selten Sieger.
Daraus resultierend verlor der FC Bayern in Turin 44 Prozent seiner Zweikämpfe. Unabhängig davon, ob die Gründe hierfür im Körper oder im Kopf der Spieler liegen, darf eines sicher nicht passieren: Dass ein Trainer seiner Mannschaft sagt: "Ich gebe einen Dreck auf Zweikämpfe." Trotz der hohen Ballbesitz-Werte foulten die Bayern häufiger als Juventus (18:13). Vor allem in der umkämpften zweiten Halbzeit stellen sich die Münchner mit 12:6 Fouls häufig zu ungeschickt an.
Dann könnte im Achtelfinal-Rückspiel vielleicht schon Endstation sein.