DFB-Pokal
Rot-Weiss Essen: Zwischen Pokal-Sensation und Aufstiegs-Traum
- Aktualisiert: 03.02.2021
- 13:24 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Nach dem Kracher ist vor dem Kracher. Rot-Weiss Essen sorgt mit dem 2:1 gegen Bayer Leverkusen für die größte Sensation im DFB-Pokal-Achtelfinale. Samstag steht allerdings ein Spiel an, das für die Zukunft des Vereins noch wichtiger sein dürfte.
München/Essen - Erst Arminia Bielefeld, dann Fortuna Düsseldorf, jetzt auch noch Bayer Leverkusen. Der Regionalligist Rot-Weiss Essen entwickelt sich im DFB-Pokal zum Schrecken der Profivereine.
Kurios: Die Mannschaft von Trainer Christian Neidhart hat in dieser Spielzeit mehr Bundesligisten bezwungen als der FC Schalke 04.
Torschütze Oguzhan Kefkir sagte nach dem Spiel gegenüber der "ARD": "Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen, dass wir so ein Spiel für uns entscheiden konnten. Wir haben bis zur letzten Sekunde daran geglaubt. Das hat man uns in der zweiten Halbzeit der Verlängerung angesehen. Wir sind unglaublich stolz."
Nachdem Essen in der 105. Minute gegen Leverkusen in Rückstand geraten war, drehte der Viertligist in den letzten 15 Minuten das komplette Spiel. Der eingewechselte Kefkir traf zum 1:1, Simon Engelmann in der 117. Minute zum 2:1.
"Ein besseres Drehbuch für so ein Spiel kann man, glaube ich, nicht schreiben", sagte Neidhart. "Wir sind megastolz auf die Mannschaft, dass sie so einen Fight abgeliefert hat."
Ruhmreiche Vergangenheit mit Meisterschaft und Pokalsieg
Rot-Weiss Essen hat eine ruhmreiche Vergangenheit, gewann im Jahre 1953 den DFB-Pokal, im Jahre 1955 die deutsche Meisterschaft und spielte bis 1977 in der Bundesliga. Stars wie Mario Basler, Manfred Burgsmüller, Horst Hrubesch, Frank Mill, Mesut Özil, Otto Rehhagel und Helmut Rahn trugen einst das rot-weiße Trikot.
Doch die erfolgreichen Zeiten sind lange vorüber. Seit 2007 spielt Essen nur noch in der Regionalliga, musste 2010/11 sogar in der fünftklassigen NRW-Liga antreten.
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Gleichwohl sorgt der Verein im DFB-Pokal immer wieder für Furore, erreichte 2008 und 1996 das Achtelfinale. Im Jahre 1994 stand Essen sogar im Pokalfinale. Und das zu einem Zeitpunkt, als die Mannschaft aufgrund eines Lizenzentzugs aus der 2. Bundesliga zwangsabgestiegen war, unabhängig davon aber auch sportlich abgestiegen wäre.
Dennoch lieferte die Mannschaft dem damaligen Meister Werder Bremen einen echten Pokalfight, verlor nur unglücklich mit 1:3.
Essen wünscht sich einen "schlagbaren Zweitligisten"
"Nur" noch zwei Siege wären notwendig, um erneut in das Finale einzuziehen. RWE-Boss Marcus Uhlig wünscht sich daher ein machbares Los. "Ich hätte gerne einen schlagbaren Zweitligisten. Vom wirtschaftlichen Faktor ist das egal. Deswegen gehen wir nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung und da muss es der klassenniedrigste Verein sein", sagt er gegenüber der "WAZ".
Auch wirtschaftlich sei der Durchmarsch im Pokal ein Segen: "Unsere ganze Pokal-Story hat uns im Corona-Kontext schon sehr geholfen. Dass jetzt noch eine Million Euro dazu kommt, hilft ungemein. Von dem Geld müssen wir noch die Prämie für die Spieler abziehen."
Diese Prämie haben sich die Akteure auf dem Rasen redlich verdient. Vor allem Torwart Daniel Davari erwies sich als kaum überwindbar. "Was Diva gehalten hat, war schon phänomenal. Er hat unserer Mannschaft mit jeder Parade mehr Sicherheit gegeben", lobt Uhlig.
Ein namhafter Kader
Der 33-jährige Torwart bringt viel Erfahrung mit, absolvierte in der Saison 2013/14 sogar 29 Spiele in der Bundesliga für Eintracht Braunschweig. Überhaupt verfügt Essen für einen Regionalligisten über viele individuell gute Spieler.
Dennis Grote absolvierte 69 Bundesligaspiele und gehörte im Jahre 2009 zum Kader der deutschen U21-Nationalmannschaft, die mit Manuel Neuer, Mesut Özil und Jerome Boateng Europameister wurde.
Kefkir spielte in der 1. und 2. Bundesliga für den VfL Bochum. Engelmann kam zwar nie über die 4. Liga hinaus, führt momentan aber mit 20 Toren die Torschützenliste der Regionalliga West an.
Die 3. Liga ist das Ziel
Das wichtigste Ziel der Mannschaft ist der Aufstieg in die 3. Liga. Momentan rangiert Essen mit zwei Punkten Rückstand auf Borussia Dortmund II auf Platz zwei, hat allerdings auch noch ein Spiel mehr zu bestreiten. Samstag kommt es zum direkten Duell.
Auch wenn seine Mannschaft 120 intensive Minuten in den Knochen hat, blickt Uhlig dem Spiel zuversichtlich entgegen: "Wir strotzen vor Selbstvertrauen. Den ersten Kracher in dieser Woche haben wir hinter uns. Jetzt gehen wir den nächsten Kracher an."
Einer, der für die Zukunft des Vereins sogar noch wichtiger sein dürfte.
Oliver Jensen
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