Deutsche Nationalmannschaft
DFB-Team - Kommentar zur Kapitänsbinde: Eine vertane Chance
- Aktualisiert: 22.03.2023
- 19:00 Uhr
- ran.de / Martin Volkmar
Der DFB will mit der Rückkehr zur schwarz-rot-goldenen Spielführerbinde die politischen Diskussionen beenden und sich nur noch auf den Fußball konzentrieren. Fraglich, ob das gelingt. Ein Kommentar.
Vom DFB-Team berichtet Martin Volkmar
Wie Rudi Völler den deutschen Fußball gerne hätte, hat er zuletzt schon öfter deutlich gemacht: so wie früher
Wie zu seinen aktiven Zeiten, als die Nationalmannschaft noch "des Deutschen liebstes Kind" und nicht das Schmuddelkind war.
Und in der der Respekt vor der DFB-Auswahl international riesengroß war, weil sie trotz Rumpel-Fußballs eigentlich immer bei den großen Turnieren bis zum Ende dabei war, anstatt sich schon wie zuletzt nach der Vorrunde zu verabschieden.
In dieses Bild passt die maßgeblich von Völler und auch Bundestrainer Hansi Flick voran getriebene Entscheidung, statt auf gesellschaftspolitische Botschaften auf der Spielführerbinde lieber wieder auf das klassische Design in Schwarz, Rot und Gold zu setzen.
Matthäus trug schwarz-rot-goldene Binde beim WM-Sieg 1990
Schließlich trug Völlers alter Kumpel und Kapitän Lothar Matthäus beim gemeinsamen WM-Triumph 1990 die schwarz-rot-goldene Binde. Und auch beim WM-Finale 2002 unter dem Teamchef Völler hatte Kapitän Oliver Kahn die Farben der deutschen Fahne am Arm.
Erst danach führten UEFA und FIFA bei Endrunden die gleichen Spielführerbinden für alle Teilnehmer ein, abseits dessen spielte die deutsche Elf aber noch bis vor einigen Jahren in den deutschen Farben.
2017 trug der DFB-Kapitän dann vor dem Confed Cup erstmals die Regenbogenbinde, mit der Manuel Neuer auch die EM 2021 bestritt. "Unsere Mannschaft steht für Toleranz, Offenheit und Vielfalt, gegen jegliche Form von Diskriminierung und Gewalt", erklärte Teammanager Oliver Bierhoff damals.
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Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht
Nun, wo Bierhoff durch Völler ersetzt wurde, ist ein solch öffentlichkeitswirksames Statement anscheinend nicht mehr so wichtig. Offizielle Begründung: Nach dem Verbot der "One-Love"-Binde bei der WM in Katar wolle man keine politischen Diskussionen mehr, sondern sich nur noch auf den Fußball konzentrieren. Doch gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht.
Schließlich hätte man genauso gut außerhalb der Turniere auch wieder zur Regenbogenbinde zurückkehren und damit gerade in diesen aufgeregten Zeiten ein deutliches gesellschaftliches Zeichen setzen können: gegen jegliche Form von Rassismus und Homophobie und für Menschenrechte. Diese Chance hat der DFB vertan.
Stattdessen jubeln nun die Trittbrettfahrer von der AfD am lautesten, auch sonst gibt es die größte Begeisterung aus der rechten und rechtsextremen Ecke.
Sport ist nicht unpolitisch, im Gegenteil
Applaus von der falschen Seite, für den der DFB nichts kann und den er zurückweist, mit dem er aber gleichwohl rechnen musste.
Denn der Sport ist nicht unpolitisch, im Gegenteil.
Ob man die Diskussionen mit der Entscheidung für Schwarz-Rot-Gold wirklich beenden und sich nur noch auf den Fußball konzentrieren kann, bleibt daher fraglich.