Wird ein ganzer Wettbewerb abgeschafft?
FC Liverpool und Co.: Zerreißprobe! Der große Machtkampf auf der Insel - darum geht es
- Aktualisiert: 09.01.2023
- 17:47 Uhr
- ran.de / Tobias Wiltschek
Jürgen Klopp kritisiert den Modus im FA Cup scharf und fordert "andere Lösungen". Auch vor dem Hintergrund der Champions-League-Reform spitzt sich der Machtkampf in England zu.
Dieses Unentschieden schlug Jürgen Klopp mächtig aufs Gemüt.
Dabei war es weniger die Leistung seines Teams, die den Coach des FC Liverpool verzweifeln ließ. Es waren vielmehr die Folgen, die dieses 2:2 im Drittrundenspiel des FA Cups gegen die Wolverhampton Wanderers für seine Mannschaft hatte.
In England gehört es zur Tradition im Fußball, dass Spiele im FA Cup im Falle eines Unentschiedens wiederholt werden. Anstatt also die Entscheidung in der Verlängerung oder im Elfmeterschießen herbeizuführen, wird auch das Spiel der Reds gegen die Wolves noch einmal ganz neu angesetzt.
Und das, obwohl der Terminkalender in England für die Fußballprofis ohnehin schon randvoll ist.
Klopp-Kritik an Wiederholungsspielen
Das Wiederholungsspiel in Wolverhampton ist für den 17. Januar angesetzt. Es wird bereits das sechste Pflichtspiel sein, das Liverpool nach dem Ende der WM bestreitet.
Für Klopp schlicht und einfach zu viel. "Wir hätten das Spiel noch heute mit einer Verlängerung oder ein Elfmeterschießen entscheiden können", sagte Klopp und wiederholte damit noch einmal seine Kritik an den Wiederholungsspielen, die er noch vor dem ersten Spiel gegen Wolverhampton geäußert hatte.
Da forderte er die Entscheidungsträger im englischen Fußball zu "anderen Lösungen" auf. Er wisse zwar, dass es um viel Geld für die kleineren Klubs gehe. Aber "wir können nicht alle Probleme lösen, indem wir mehr Spiele bestreiten".
Zum Vergleich: Klopps frühere Vereine aus der Bundesliga, der BVB und Mainz 05, haben bislang noch überhaupt kein Pflichtspiel seit der WM-Pause ausgetragen. Die Bundesliga startet erst am Freitag kommender Woche in die Rückrunde.
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Spielplanreform in England auf der Agenda
Nun aber scheint auch in England Bewegung in dieses Thema zu kommen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es durch die Aufstockung der Champions League im übernächsten Jahr zu noch mehr internationalen Spielen kommt, stehen die Entscheidungsträger in Sachen Spielplanreform unter Druck.
In der vergangenen Woche trafen sich hochrangige Vertreter der drei beteiligten Parteien, um über mögliche Lösungen des Problems zu beraten.
Sie sprachen laut "BBC" anschließend zwar von "positiven, offenen und konstruktiven" Gesprächen. Doch eine Lösung in dieser Zerreißprobe des englischen Fußballs scheint noch in weiter Ferne zu liegen.
Das liegt vor allem daran, dass alle drei höchst unterschiedliche Ziele verfolgen. Während es der Premier League darum geht, ihre Topstars nicht noch mehr zu belasten, will der Verband FA an den Wiederholungsspielen als Einnahmequelle für die kleineren Vereine festhalten. Und die Vereinigung der Zweit-, Dritt- und Viertligisten (EFL) sieht sogar existenzielle Probleme auf die Vereine zukommen, wenn solche Wiederholungsspiele wegfallen sollten.
Wird der Carabao Cup abgeschafft?
Zumal das nicht das einzige Problem für diese Vereine darstellt. Ihnen droht eine weitere wichtige Einnahmequelle wegzufallen. Denn auch über Sinn und Unsinn des Ligapokals, der aktuell unter dem Namen Carabao Cup firmiert, soll auf höchsten Ebenen diskutiert werden.
In den letzten Jahren wurde in der Öffentlichkeit immer wieder gefordert, den Pokal gänzlich zu streichen. Die Anzahl der Spiele, immerhin sechs pro Saison für die Finalisten, stehe in keinem Verhältnis zur geringen Attraktivität des Wettbewerbs.
Das behaupten jedenfalls die Kritiker.
Pep Guardiola, Trainer von Manchester City, gehört allerdings nicht dazu. Noch im November sagte er auf einer Pressekonferenz leicht sarkastisch: "Wenn wir diesen Wettbewerb nicht mehr spielen, erfinden UEFA und FIFA einfach neue Wettbewerbe. Sie werden uns keine langen Pausen gönnen."
Subtext: Dann doch lieber den englischen Wettbewerb.
Klub-Boss: Pokalspiele sind überlebenswichtig
Etwas ernster sehen Vertreter anderer Vereine das Problem. Denn manche Klubs aus den unteren Ligen stünden ohne die Einnahmen aus FA-Cup- und Ligapokalspielen vor dem Ruin.
"Wir dürfen auf keinen Fall Wiederholungsspiele und Ligapokalspiele wegfallen lassen. Denn diese Partien sind für einige Klubs überlebenswichtig", wird Paul Scally, Präsident des Viertligisten FC Gillingham, im "Mirror" zitiert.
Die "BBC" berichtet, dass die Klubs der EFL von der Premier League pro Saison 300 Millionen Pfund (etwa 340 Millionen Euro) als Kompensation für den Fall verlangen, dass Pokalspiele als Einnahmequellen wegfallen würden.
Noch befinden sich die Verhandlungen am Anfang. Doch viel Zeit bleibt den englischen Fußball-Bossen nicht für eine Lösung. In den nächsten Wochen und Monaten dürfte sich entscheiden, wer diesen bedeutenden Machtkampf gewinnt.