Niederlande
Lars Unnerstall brilliert bei Twente Enschede und lacht über Einbürgerungs-Forderungen
- Aktualisiert: 01.05.2022
- 18:42 Uhr
- ran.de / Franziska Wendler
Nach wenig zufriedenstellenden Jahren in Eindhoven wechselt Lars Unnerstall 2021 nach Enschede. Der Ex-Schalke-Keeper kann dort endlich sein Können zeigen - sogar Forderungen nach einer Einbürgerung werden laut.
München - Beim Gedanken an Lars Unnerstall dürfte vielen Fans des FC Schalke 04 wohl ein Bild in den Kopf kommen. Mit weißem Fischerhut auf dem Kopf und Megaphon in der Hand feierte der Keeper einst den 2:1-Derbysieg gegen Borussia Dortmund in der Fankurve.
Fast zehn Jahre liegt diese Episode im Leben des Torhüters inzwischen zurück, auch das Kapitel Königsblau ist seit fast acht Jahren abgeschlossen. Seitdem ist viel passiert.
Erst wechselte der heute 31-Jährige zu Fortuna Düsseldorf, inzwischen verdient er sein Geld in den Niederlanden. Nach Stationen bei Venlo und Eindhoven trägt Unnerstall nun das Trikot von Twente Enschede - und das mit Erfolg.
Ex-Spieler fordern Einbürgerung
Der Keeper brilliert mit derart starken Leistungen, dass bereits mehrfach die Einbürgerung des Deutschen ins Spiel gebracht wurde.
"Wie macht man so jemanden zum Niederländer?", fragte beispielsweise Ex-Nationalspieler Marciano Vink, der inzwischen für den niederländischen Ableger von "ESPN" als Experte tätig ist. John van den Brom, der zuletzt noch als Coach in Genk tätig war, kann sich ebenfalls für den deutschen Torhüter begeistern. "Wer sollte für Oranje im Tor stehen?", fragte er, nur um die dazugehörige Antwort gleich selbst zu geben: "Unnerstall."
Der Deutsche selbst kann bei solchen Aussagen nur herzhaft lachen "Louis van Gaal hat mich noch nicht angerufen und gefragt, ob ich Zeit hätte", erklärte er im Interview mit "watson". "Meines Erachtens wurde das dann durch die Medien und Social Media ein bisschen größer gemacht, als es wirklich ist", schob der Sportler nach.
Wechsel zu Enschede als Glücksgriff
Ein Niederländer wird aus Unnerstall mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr. Dass frühere Nationalspieler Derartiges aber überhaupt formulieren, dürfte für ihn wohl ein großes Lob sein. Und das Resultat eines wichtigen Mantras, das der 31-Jährige schon vor vier Jahren im Interview mit "Goal" formulierte: "Einen Schritt zurück, um zwei nach vorne zu gehen."
Mit dem Wechsel von Eindhoven nach Enschede ist ihm das hervorragend geglückt. Zwischen Sommer 2019 und 2021 kam er bei PSV wettbewerbsübergreifen nur auf 22 Einsätze. Für die Ansprüche des Keepers deutlich zu wenig. "Ich bin in einem Alter, in dem ich immer spielen will." Und so erwies sich sein Neuanfang als Glücksgriff.
Bei Twente spielt Unnerstall regelmäßig und hat Gelegenheit, um sich auszuzeichnen. Und nicht nur das. Nach 13 Jahren kann er mit seiner Familie erstmals wieder in seiner Heimatgemeinde Uffeln wohnen und zu seinem Verein pendeln.
"Es ist einfach wunderschön, jetzt wieder in einem Umfeld zu leben, in dem meine Eltern nahe bei uns wohnen, die Eltern meiner Frau auch nahe sind und unser Sohn auch dort aufwachsen kann", so der Torhüter.
Der sportliche Anspruch bleibt trotz der nun familiären Umgebung dennoch hoch. Im vergangenen Sommer unterzeichnete er einen Vierjahresvertrag, in der laufenden Saison ist sogar noch die Qualifikation für Europa League oder Conference League möglich. "Es wäre für den Klub riesig, im internationalen Wettbewerb dabei zu sein. Für einen Fußballer gibt es nichts Cooleres, als sich mit anderen Mannschaften aus anderen Ländern zu messen."
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Lars Unnerstall bleibt in Sachen Fans gelassen
Teil von Unnerstalls Erfolgsgeschichte in Enschede sind inzwischen auch wieder die Fans. Diese dürfen in den Niederlanden, ähnlich wie in Deutschland, seit einigen Wochen wieder die Stadien besuchen.
Für die Stimmung ein großes Plus, für Keeper vor gegnerischen Fankurven aber auch wieder der Beginn von blöden Sprüchen und Feuerzeugen. Für Unnerstall aber kein Problem. "Das bin ich auch gewohnt von den Derbys zwischen Dortmund und Schalke. Es gehört dazu und leichte Provokationen kann man auch ausblenden", ist er sich sicher.
Und weiter: "Am Ende ist es Fußball und du weißt, dass 80 Prozent der Zuschauer schon 35 Bier getrunken haben und gar nicht mehr wissen, was sie machen. Deshalb nehme ich es mir nicht zu Herzen."
Nach fast einem Jahr ist der Keeper bei seinem neuen Klub angekommen. Regelmäßige Einsätze und starke Leistungen sprechen für sich, dazu kommt die familiäre Anbindung. Träumt er dennoch von einer Rückkehr in die Bundesliga? "Ich könnte es mir schon noch einmal vorstellen, in der Bundesliga zu spielen. Es ist aber nicht mein sehnlichster Wunsch. Eigentlich passt gerade alles perfekt."
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