WM in Katar
Nationalmannschaft: Tugenden, Defensive, Füllkrug - vier Ratschläge an Hansi Flick
- Aktualisiert: 18.11.2022
- 16:31 Uhr
- ran.de
Die deutsche Nationalmannschaft hat nicht mehr viel Zeit bis zum WM-Auftaktspiel am Mittwoch gegen Japan. Ein paar Probleme sind dringlich. ran zeigt, welche das sind. Ratschläge inklusive.
Von Andreas Reiners
München – Hansi Flick war bemüht, das Testspiel richtig einzuordnen. Richtig einordnen zu lassen. Denn natürlich hatte der Bundestrainer gesehen, dass das 1:0 gegen den Oman wenig Euphorie weckt, sondern eher Sorgen bereitet.
Alarm wollte Flick zwar noch keinen schlagen. Eine Warnung gab er seinem Team trotzdem mit auf den Weg: "Ich bin nicht happy, wie wir verteidigt haben - so dürfen wir bei der WM nicht spielen. Wir brauchen mehr Körperlichkeit, das habe ich vermisst. Aber jeder hatte ein bisschen im Hinterkopf, gesund aus dem Spiel herauszukommen", sagte er
Mehr Körperlichkeit in der Defensive, besser verteidigen, wacher sein in den Zweikämpfen – es ist nur eine von mehreren Baustellen, die Flick in den kommenden Tagen bis zum Auftaktspiel gegen Japan angehen muss.
ran nennt die Probleme, die auf eine Lösung warten.
Nationalmannschaft: Problem 1 – Turnier-Tugenden
Wie in unserem Kommentar zum Spiel gegen den Oman schon angemerkt: Der Auftritt war farb- und freudlos. Flick muss den Kader schleunigst auf die mentalen Anforderungen einer WM trimmen.
Qualität alleine reicht nicht, Faktoren wie Leidenschaft, Kampf und Siegeswille sind von Anfang an unabdingbar, ohne wird es nicht gehen. Dass sich bis auf Niclas Füllkrug niemand besonders aufgedrängt hat, obwohl nicht alle Stammplätze in Stein gemeißelt sind, sollte zu denken geben.
Vielleicht hilft es ja, wenn das DFB-Team im Teamquartier Zulal Wellness Resort am Freitag die Beine hochlegen kann. "Wir wollen dort einen Spirit entwickeln, der uns durch das Turnier tragen soll - und das so lange wie möglich", sagte DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff. Er ist dringend nötig, um gegen Japan schon bei 100 Prozent zu sein, nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf. Gegen den viermaligen Asienmeister "werden wir eine andere Mannschaft sehen", versprach Flick - personell und was die Einstellung angeht. Das sei zwingend notwendig, betonte Kapitän Manuel Neuer: "Die größte Hürde wird das erste Spiel sein."
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Nationalmannschaft: Problem 2 – Kreativität und Form fördern
Gegen den Oman wirkte das DFB-Team überspielt, lust- und ideenlos, fahrig. Viel Zeit, den Schalter umzulegen, die Müdigkeit aus dem Kader zu bekommen, bleibt nicht.
Trotzdem hat Flick Spieler zur Verfügung, die in Form sind, die sofort funktionieren und dem deutschen Spiel den kreativen Stempel aufdrücken könnten. Allen voran Jamal Musiala, der dazu noch vielseitig einsetzbar ist. Oder Mario Götze, der mit 30 seinen zweiten Frühling erlebt. Auf sie sollte Flick setzen, als Lösung für mehr Kreativität und ein rundes deutsches Spiel, mit dem offensiv Akzente gesetzt werden können.
Das sollte generell gelten: Bei dieser ungewöhnlichen WM mit extrem kurzer Regenations- und Vorbereitungszeit kann es sich das Team nicht leisten, formschwache Spieler durch das Turnier zu schleppen.
Nationalmannschaft: Problem 3 – Defensive stärken
Womit wir bei der Defensive wären, die die Achillesferse ist. Neben dem Zweikampfverhalten und der Körperlichkeit ist die Konterabsicherung ein zentraler Punkt, der Kopfzerbrechen bereitet. Ist Antonio Rüdiger fit, ist er gesetzt. Und neben ihm?
Da haben die Dortmunder Niklas Süle und Nico Schlotterbeck zuletzt keinen sattelfesten Eindruck gemacht, vor allem Schlotterbeck unterliefen zahlreiche Patzer, auch in der Nationalmannschaft. Matthias Ginter, der mit viel Selbstvertrauen vom Verein zur Nationalmannschaft gekomen ist, wäre eine formstarke Alternative für die Innenverteidigung. Süle könnte dann wie zuletzt beim BVB die Lösung für die rechte Problemseite in der Defensive sein, beim BVB hat er dort gute Leistungen gezeigt.
Nationalmannschaft: Problem 4 – Torjäger rein
Deutschland hat lange ein echter Torjäger gefehlt, ein Brecher, einer, der im Zentrum zur Stelle ist. Ein typischer Knipser. Niclas Füllkrug ist einer. Der Bremer ist gut drauf, ist unbekümmert, unvorbelastet. Und er hat Bock. Warum nicht mit ihm mit einer Überraschung aufwarten? Es wäre eine mutige Option, eine abwegige ist sie nicht.
"Ich habe der Mannschaft gesagt, ihr müsst zeigen, dass ihr bereit seid für Katar - er hat gezeigt, dass er bereit ist für die WM", sagte Flick. "Er war sehr präsent, hatte einige Abschlüsse, hat seine Sache gut und ein Tor gemacht. Aber will da nicht zu viel verraten."
Am Donnerstag steht Regeneration auf dem Programm, der Freitag ist frei. "Wir wollen alle noch mal von den Füßen runterholen, damit sie richtig abschalten und relaxen können, auch mental", kündigte Flick bei RTL an: "Vier Tage vor dem Spiel geht es dann los."
Vier Tage, um die Probleme anzugehen.