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U21-EM 2023: Deutsche Mannschaft enttäuscht komplett - Ein verhängnisvolles Spiegelbild
- Aktualisiert: 29.06.2023
- 12:08 Uhr
- ran.de / Tobias Hlusiak
Die deutsche U21 gibt bei der EM in Georgien und Rumänien ein desaströses Bild ab und scheidet in der Vorrunde aus. Die Mannschaft erinnert auf verhängnisvolle Weise an die A-Elf und nötigt den Verantwortlichen drastische Worte ab.
Aus Georgien berichtet Tobias Hlusiak
Die deutschen Fans machten ihrem Ärger Luft.
Den DFB-Anhänger unter den knapp 10.000 Zuschauern in Batumi, die die deutsche U21 in den 80 Minuten zuvor geduldig unterstützt hatten, platzte der Kragen, als sich langsam aber sicher in bittere Realität verwandelte, was sich über die gesamte Spielzeit nicht nur angedeutet hatte.
Deutschlands Nachwuchs war gegen Englands B-Elf gnadenlos unterlegen gewesen. Die schmeichelhafte 0:2-Niederlage bedeutete das Aus in der Vorrunde.
Auch weil ihr ein 1:1 gegen Israel und ein 1:2 gegen Tschechien vorausgegangen waren.
Also stimmte man auf der Tribüne nicht eben freundliche Gesänge an. "Wir haben die Schnauze voll", schallte es von den Rängen.
"Das haben wir uns alle ganz anders vorgestellt", sagte Trainer Antonio Di Salvo nach der Partie bei ran. "Heute war die Niederlage absolut verdient und berechtigt, die Engländer waren mindestens eine Klasse besser."
Mittelfeldspieler Tom Krauß sah es ähnlich: "Am Ende war es die Qualität, die England hat und wir nicht - das muss man so ehrlich sagen. Es tut weh."
Deutschland ist international im Moment nur Mittelmaß
Bittere, aber im Kern zutreffende Erkenntnisse, die das Dilemma aufzeigen, in dem der deutsche Fußball knapp elf Monate vor der EM im eigenen Land steckt.
Die großen Fußballnationen sind meilenweit enteilt. Deutschland hinkt hinterher und muss in regelmäßigen Abständen schwere Rückschläge in Turnieren einstecken.
Die Missstände, die die U21 zuletzt noch durch außergewöhnliche Turnierleistungen überdecken konnte, treten nun auch im Juniorenbereich schonungslos zu Tage.
Und sie weisen beängstigende Parallelen zu den Leistungen der A-Nationalmannschaft auf. Ein geradezu verhängnisvolles Spiegelbild.
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Völler und Chatzialexiou sprechen Klartext
DFB-Sportdirektor Rudi Völler monierte in den vergangenen Tagen gebetsmühlenartig die fehlenden "drei, vier, fünf Prozent" Durchsetzungsvermögen, Willen, Konsequenz; ja Mentalität.
"Spieltempo und eins gegen eins: Das sind genau die Themen, die wir schon seit längerem predigen und anprangern. Da sind uns einfach andere Nationen voraus", bilanzierte auch Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter der Nationalmannschaften, ernüchtert. "Der Super-GAU ist tatsächlich eingetreten".
Es sei traurig, aber auch hochverdient, als Tabellenletzter auszuscheiden, schob der 47-Jährige nach.
Verletzungen und fehlendes Spielglück sind keine ausreichende Erklärung
Natürlich darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die U21 rund um das Turnier nicht eben vom Glück verfolgt gewesen war. Schon im Trainingslager und in den Wochen zuvor waren Hiobsbotscheften en masse auf die Di-Slavo-Truppe eingeprasselt.
Verletzungsbedingte Ausfälle von Burkhardt, Knauff, Adeyemi, Thielmann und anderen. Dazu die Abberufung des vorgesehenen Malick Thiaw, zwei verschossene Elfmeter in einem Spiel und zu allem Überfluss schlimme Rassismus-Vorfälle mitten im Turnier. Die Mannschaft war alledem nicht gewachsen.
Trotzdem - und das bleibt festzuhalten - muss sie sich besser verkaufen. Dessen waren sich Spieler, Fans und Verantwortliche einig, als der finale Vorhang in Batumi gefallen war.
Flick gefordert - keine Diskussion um Di Salvo
Leichtfertig wurde eine Chance verpasst, wenigsten einen kleinen Funken Euphorie im Land des EM-Gastgebers 2024 zu entfachen. Ab sofort sind die Augen wieder auf Bundestrainer Hansi Flick gerichtet.
Kurz nach dem Bundesliga-Start trifft die A-Mannschaft in zwei Länderspielen auf Japan und Frankreich. Gehen diese in die Hose, könnte es für den ehemaligen Sextuple-Coach des FC Bayern eng werden.
"Hansi weiß, dass er gefordert ist", erklärte Völler unmittelbar vor dem England-Spiel der U21 am ran-Mikrofon.
Diese Sorgen muss sich Di Salvo noch nicht machen. Eine Trainerdiskussion schlossen die Verantwortlichen kategorisch aus.
"Wir haben Toni das Vertrauen schon vor dem Turnier ausgesprochen. Dabei bleibt es", sagte Chatzialexiou.