Premier League
Das 223-Millionen-Upgrade: Wie stark ist der FC Chelsea wirklich?
- Aktualisiert: 06.09.2020
- 00:01 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Der FC Chelsea hat 223 Millionen Euro in Neuzugänge wie Kai Havertz und Timo Werner investiert. Wird die Mannschaft von Trainer Frank Lampard dadurch zum Meisterschaftsfavoriten?
München / London - Nicht kleckern, sondern klotzen.
Während andere Vereine in Zeiten von Corona auf die Kostenbremse treten, hat der FC Chelsea 223,2 Euro Millionen Euro in Neuzugänge investiert (Angaben laut "transfermarkt.de"). Der mit Abstand höchste Wert der Premier League.
Zum Vergleich: Manchester City, die für eine recht verschwenderische Transfer-Politik bekannt sind, stehen mit Spielereinkäufen für 78,8 Millionen Euro lediglich auf Platz 2.
Die komplette Summe wurde lediglich in vier Spieler investiert: Der Deutsche Kai Havertz wechselte für eine Ablöse von 80 Millionen Euro an die Stamford Bridge, Timo Werner für 53 Millionen Euro.
Für weitere 50,2 Millionen Euro wurde Linksverteidiger Ben Chilwell von Leicester City losgeeist, für 40 Millionen Euro Rechtsaußen Hakim Ziyech von Ajax Amsterdam.
Thiago Silva und Malang Sarr kamen ablösefrei
Doch damit nicht genug. Ablösefrei kommen auch noch Routinier Thiago Silva von Paris Saint-Germain und der 21-jährige Malang Sarr von OGC Nizza hinzu. Beide verstärken die Innenverteidigung.
Stellt sich die logische Frage: Ist der FC Chelsea, der vergangene Saison auf Platz 4 landete und 33 Punkte Rückstand auf den Meister FC Liverpool hatte, nun reif für die Meisterschaft?
Tatsache ist, dass viele Schwachstellen beseitigt wurden. Chilwell, Silva und Sarr verstärken die löchrige Verteidigung, die vergangene Saison 54 Gegentore zuließ – der höchste Wert aller Mannschaften aus der ersten Tabellenhälfte.
"Ben Chilwell ist praktisch unter allen Linksverteidigern Englands die erste Wahl", sagt Trainer Frank Lampard über den elfmaligen Nationalspieler. "Er ist athletisch, spielt sehr physisch, hat einen guten linken Fuß und kann uns auf der linken Seite offensiv wie auch defensiv helfen."
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Und Silva? "Er bringt viel Erfahrungen mit, spielt immer noch auf einem enorm hohen Niveau, wie wir zum Beispiel im Finale der Champions League gesehen haben. Ich erwarte von ihm, dass er seine Erfahrung, seine Führungsqualitäten und seine fußballerischen Fähigkeiten einbringt", antwortet Lampard.
Diese beiden Neuzugänge könnten gemeinsam mit dem deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger sowie Rechtsverteidiger und Kapitän César Azpilicueta die Viererkette bilden. Auch im Falle einer Dreierkette wären die beiden Neuzugänge wohl für die Startelf gesetzt.
Bleibt abzuwarten, wie sich Supertalent Sarr - den halb Europa jagte - entwickelt. Auch er kann in der Innenverteidigung spielen oder auf die linke Abwehrseite ausweichen. Aus einer Schwachstelle im Kader könnte im Eiltempo ein Trumpf werden.
Havertz soll für Kreativität im Mittelfeld sorgen
Kai Havertz wird im Mittelfeld eine zentrale Rolle einnehmen – entweder als Zehner oder als Achter. Rudi Völler, Geschäftsführer Sport von Bayer Leverkusen, ist davon überzeugt, dass sich der 21-Jährige in London durchsetzen wird.
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"Er ist schon jetzt Weltklasse, mit Sicherheit einer der Besten, die jemals für Bayer 04 gespielt haben. In den kommenden Jahren wird Kai auch in der extrem fordernden englischen Liga beweisen, welch großartiger Fußballer er ist", sagt Völler.
Havertz soll das Mittelfeld mit Kreativität beleben. Genau dies hat in den vergangenen Jahren oftmals gefehlt. Druck wird er von Lampard-Liebling Mason Mount bekommen. Der Positions-Zwilling erzielte in der letzten Saison sieben Tore und bereitete weitere sechs vor.
Sollte Havertz in der Zentrale agieren, dürfte rechts von ihm der ebenfalls neu verpflichtete Ziyech seine Qualitäten einbringen. In der Sturmreihe wird Timo Werner gesetzt sein. Mögliche Sturm-Partner - sofern es denn einen Doppelsturm gibt - wären Olivier Giroud und/oder Tammy Abraham. Beide sind körperlich etwas stabiler als der 24-Jährige.
Lampard warnt: "dürfen nicht zu viel erwarten"
Das bedeutet allerdings auch: Mit Werner, Havertz, Ziyech, Chilwell und Silva könnten gleich fünf Neuzugänge in der Startelf stehen.
Lampard weiß, dass die mangelnde Eingespieltheit zu einem Problem werden könnte: "Wir haben einen Plan, wie wir unser fußballerisches Niveau verbessern können. Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu viel erwarten. Wir müssen den Spielern Zeit geben, sich anzupassen."
Der Torwart als Schwachstelle
Ohnehin wurde eine Schwachstelle bislang nicht behoben – und zwar die des Torhüters. Der spanische Kepa wechselte 2018 für eine Ablöse von 80 Millionen Euro von Athletic Bilbao nach London. Die dafür erbrachte Leistung? Ungenügend.
Laut der "Opta"-Datenbank wehrte er vergangene Saison nur 54,5 Prozent der Schüsse auf sein Tor ab - etwa 20 Prozent weniger als in der Vorsaison. In den Champions-League-Spielen gegen den FC Bayern München wurde er sogar auf die Ersatzbank degradiert.
Seine Zukunft scheint offen zu sein. Stärkt Chelsea ihrem teuren Schlussmann, der bis Sommer 2025 unter Vertrag steht, den Rücken? Oder besorgen sie sich bis zum Ende der Transferperiode noch Ersatz?
Edouard Mendy vom FC Stade Rennes, Mike Maignan vom LOSC Lille oder auch Jan Oblak von Atletico Madrid wurden in den Medien bereits als Kandidaten genannt. Doch was wird dann aus Kepa? Ein Torwart, der angeblich 220.000 Euro pro Woche kassiert und mittlerweile für seine Patzer bekannt ist, wird wohl kaum vermittelbar sein.
Doch dieses Problem dürfte Eigentümer und Milliardär Roman Abramowitsch wohl gerne in Kauf nehmen, wenn dafür die Meisterschaft herausspringt.
Oliver Jensen
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