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Die "Big Six" und die Super League: Das Mutterland in Aufruhr

  • Aktualisiert: 20.04.2021
  • 20:56 Uhr
  • ran.de
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© Imago Images

In der Premier League wird seit Jahren mit grotesken Geldsummen um sich geworfen. Dass sechs englische Klubs nun in einer Super League antreten wollen, entsetzt aber nicht nur Fußballfans – sondern das ganze Land.

München – Und dann sogar Amazon. Nachdem sich von wütenden Fans bis zum (ebenfalls wütenden) Premierminister Boris Johnson gefühlt jeder Engländer zur neu ins Leben gerufenen Super League geäußert hatte, trat am Dienstag auch einer der Rechteinhaber an der Premier League nach vorne.

Man würde Sorgen der Fußballfans "verstehen und teilen", teilte Amazon Prime Video – übrigens ungefragt – mit: "Wir glauben daran, dass die Möglichkeit für jeden Klub, durch die Leistung auf dem Platz Erfolge zu erreichen, ein Teil der Dramatik und Schönheit des europäischen Fußballs ist." Man sei kein Teil jeglicher Gespräche gewesen. Und, das steht nicht gerade subtil zwischen den Zeilen, wird das auch nicht ändern.

Amazon auf der Seite der Fans – und nicht auf der Seite des Geldes? Es musste etwas Großes passiert sein. Und das war es ohne Frage.

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"Jemand, der den Fußball wirklich bis auf die Knochen hasst"

Am Sonntagabend hatte sich der Fußball in Europa für immer verändert. Zwölf Großklubs, neben Real Madrid, dem FC Barcelona, Atletico Madrid, Juventus und dem Mailänder Duo AC Milan mit Manchester United, Manchester City, dem FC Liverpool, Arsenal Tottenham und Chelsea gleich sechs Premier-League-Klubs, hatten ihre Pläne für eine Super League öffentlich gemacht.

"Eine Idee, die sich nur jemand ausgedacht haben kann, der den Fußball wirklich bis auf die Knochen hasst", kommentierte der "Guardian" die Pläne über eine Elite-Liga, finanziert durch eine US-Bank, die (zumindest laut den Initiatoren) den Fußball in ganz Europa attraktiver machen und allen Klubs helfen soll. In erster Linie würde ein derartiges Konstrukt vor allem die hochverschuldeten und seit Jahren auf Pump lebenden Spitzenklubs vor dem "Tod" retten, wie es Real Madrids Präsident Florentino Perez ausdrückte.

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Bayern München stellt sich klar gegen die Super League
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FC Bayern-Statement: "Nein zur Super League"

Die Verantwortlichen von Bayern München haben sich noch einmal in aller Deutlichkeit gegen die neue europäische Super Liga gestellt.

  • 20.04.2021
  • 19:47 Uhr

Für jene, oft in einer Fantasiewelt agierenden Klubs, waren die Einnahmeeinbrüche in Folge der Corona-Pandemie eine Art letzter Dolchstoß, der eine ganze Branche entblößte. "Es wird kein einfaches 'Weiter so' geben", sagte Uniteds Vorstandsmitglied Ed Woodward noch im Sommer. Wer derartige Äußerungen von den großen Klubs noch als Beginn einer bescheideneren Ära der Vernunft und Solidarität deuten wollte, ist seit Montag in der Realität angekommen.

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Boris Johnson macht Super League zum Staatsanliegen

Die ersten Reaktionen auf die Superliga-Pläne waren vernichtend. Vor allem in England werden die abtrünnigen Klubs geächtet – was bemerkenswert ist, wenn man bedenkt, dass gerade die Premier League das Mahnmal dafür ist, was passiert, wenn der Hyperkapitalismus in den Sport einzieht. Eine Liga, in der das um sich Werfen mit Geld Normalität ist, genauso wie das Ansammeln von Schulden, worin die "Big Six" trotz reicher Eigentümer und Investoren besser sind als im Sammeln von Titeln.

Der FC Chelsea lebt seit kurz nach der Jahrtausendwende von Roman Abramowitschs Oligarchengeld, die heutigen Besitzer von Manchester United, die Glazer-Familie, kaufte zur gleichen Zeit ihre ersten Anteile am Klub und Stadtrivale City ist nur dank der Öl-Millionen von Scheich Mansour bin Zayed Al Nayan, dem Vizepremier der Vereinigten Arabischen Emirate, zum heutigen Spitzenklub geworden. In der Hand ausländischer Großinvestoren sind auch Arsenal mit Stanley Kroenke und Liverpool mit John W. Henry. Tottenham Hotspur gehört derweil dem Londoner Unternehmer Joe Lewis und dessen ENIC Group.

Diese Klubs wollen nun eine geschlossene Liga, nur noch Spiele gegen große Klubs, nur noch Spiele für großes Geld.

Die Reaktion des europäischen Verbandes war schnell und eindeutig: Vereine, die an einer Super League teilnehmen würden, dürfen auf nationaler, internationaler, ja sogar weltweiter Ebene an keinem anderen Ligabetrieb teilnehmen. Mehr noch: Die UEFA will den Spielern sogar untersagen, für ihre Nationalmannschaften aufzulaufen.

Am Tag nach der Verkündung der Pläne machten Fotos von der Anfield Road die Runde, wo Fans auf Bannern ihren Klub für tot erklärten und sich für die schönen Erinnerungen bedankten. Auf anderen waren Fans zu sehen, die ihre Trikots verbrannten. "Entsetzt" sei auch Premierminister Johnson gewesen, der den Schutz der Premier League in der aktuellen Form gleich zum Staatsanliegen machte. In der "Sun" appellierte er an die Fans: "Ihr könnt versichert sein, dass ich alles dafür tun werde, um diesem irrsinnigen Plan die Rote Karte zu zeigen."

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Chelsea und Manchester City vor einer Rolle rückwärts?

Selbiges taten auch die verbliebenen 14 Premier-League-Klubs. Nach einer Dringlichkeitssitzung am Dienstag hieß es, "die Pläne werden einstimmig und scharf abgelehnt". Man prüfe "alle vorhandenen Mittel, um das Fortschreiten zu unterbinden".

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Der europäische Fußball ist ins Chaos gestürzt worden. Und vor allem das Mutterland des Fußballs ist in Aufruhr. Immer mehr bedeutende Aktive stellen sich gegen das Projekt. Liverpool-Coach Jürgen Klopp nannte die Super League "keine gute Idee", sein Pendant bei Manchester City, Pep Guardiola, sagte, es sein "kein Sport", innerhalb einer geschlossenen Liga vor sich hinzuspielen. Jordan Henderson, Kapitän des FC Liverpool, berief für eine gemeinsame Antwort der Spieler eine Krisensitzung aller Premier-League-Kapitäne ein.

Für die Super League sieht es also nicht allzu gut aus. Wie es tatsächlich weiter geht und enden wird, ist aber weiter vollkommen offen. "Erwartet nicht, dass wir einen Rückzieher machen und von unseren Plänen Abstand nehmen", zitierte "Sky" beispielsweise einen anonymen Beteiligten. Der "Guardian" andererseits berichtet davon, dass Chelsea und Manchester City kurz vor einem Rückzieher stehen. So hätten beide Klubs sehr kurzfristig und eher aus Gruppenzwang und der Angst, etwas verpassen zu können, zugesagt.

Vor allem die Teilnahme der Blues soll mittlerweile bedenklich wackeln. Und mit ihr vielleicht das ganze Konstrukt Super League.

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