Anzeige
Premier League

FC Arsenal: Ein ehemaliger Gigant im freien Fall

  • Aktualisiert: 20.12.2020
  • 18:44 Uhr
  • ran.de / Kai Esser
Article Image Media
© Getty

Der FC Arsenal ist abgestürzt. Von einem nahezu sicheren Achtelfinalisten für die UEFA Champions League und einem der bestgeführten Vereine Europas wurden die "Gunners" innerhalb kürzester Zeit zu einem Mittelklasse-Klub in akuter Abstiegsgefahr. Eine Chronik des Scheiterns.

München/London - Zwölf Tore aus 14 Spielen, acht Niederlagen, sieben Spiele ohne Sieg, Rang 15. Das ist der aktuelle Stand des Arsenal Football Club. Ein einst so stolzer und erfolgreicher Verein liegt nahezu am Boden.

Doch wie konnte es dazu kommen?

Anzeige
Anzeige

2015: Als die Gunners-Welt noch in Ordnung war

Rückblick ins Jahr 2015: Der FC Arsenal hatte gerade Pep Guardiolas FC Bayern München in der Champions League nicht unverdient mit 2:0 geschlagen, um die Hoffnungen auf das Weiterkommen in der Gruppe am Leben zu halten. Arsenal sollte sich später für das Achtelfinale qualifizieren. 

Am Ende der Spielzeit war Arsenal Vizemeister hinter Sensations-Champion Leicester City. Dennoch wuchs die Kritik am legendären Coach Arsene Wenger. Aus heutiger Sicht kaum verständlich.

Anzeige
Anzeige

2017: Eine beeindruckende Serie endet

Nahezu unglaubliche 20 Mal in Serie führte Arsene Wenger seinen FC Arsenal unter die ersten vier der Tabelle, 19 Mal in Serie qualifizierten sich die "Gunners" für die Champions League und 14 Mal in Folge erreichten die Londoner die K.o.-Runde. Zahlen, die selbst der FC Bayern aktuell nicht toppen kann.

Am Ende der Saison 2016/17 jedoch riss diese beeindruckende Serie. Arsenal wurde nur Fünfter in der Liga und qualifizierte sich nur für die Europa League. War das jedoch die Schuld von Arsene Wenger?

Während andere Teammanager der Premier League, wo der Trainer ja zugleich Sportdirektor ist, mit Geld um sich warfen, sparte Arsenal an großen Transfers. Schließlich musste das prachtvolle Emirates Stadium, Arsene Wengers Denkmal, bezahlt werden. Arsenal wirtschaftete stets gesund unter seiner Führung.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

"Wenger out" - Nicht nur ein Twitter Trend

Die Kritik am französischen Trainer war mittlerweile erdrückend, vor allem in der Fanbase der "Gunners" rumorte es. Der Hashtag "Wenger out" wurde von einem anfänglichen Twitter-Trend zu einer Bewegung. Schilder mit der Aufschrift "Wenger out" tauchten überall auf der Welt auf.

Es gab sogar eine Dokumentation über Fans, die in London auf die Straße gingen und den Rücktritt des Managers forderten.

2018: Das Ende von Wenger - der Anfang des Absturzes

Die Saison 2017/18 beendete Arsenal auf Rang sechs, Wenger dankte ab. Bei seinem letzten Heimspiel wurde er noch einmal gefeiert, Spieler und Offizielle standen Spalier, der Franzose hielt eine bewegende Abschiedsrede. "Ich werde euch vermissen", so Wengers letzte Worte.

Unai Emery übernahm, der mit dem FC Sevilla gerade die Europa League gewonnen hatte. In der Spielzeit 2018/19 erreichte der Neue zwar nicht die Champions League, scheiterte jedoch denkbar knapp mit einem Punkt Rückstand auf Platz vier. Zudem erreichte er das Europa League-Finale, welches mit 1:4 gegen Chelsea verloren ging. Die "Gunners"-Fans schöpften Hoffnung.

Diese sollte sich in der Folgesaison jedoch zerschlagen. Emery holte aus den ersten 13 Premier League Spielen nur vier Siege und wurde nach einem 1:2 gegen Eintracht Frankfurt in der Europa League freigestellt.

Anzeige

Mikel Arteta - Der Gunner mit der Guardiola-DNA

Als Nachfolger wünschten sich die Fans Mikel Arteta. Der Spanier, der von 2011 bis zu seinem Karriereende 2016 selbst ein "Gunner" war, stand derzeit als Co-Trainer von Pep Guardiola bei Manchester City unter Vertrag. Sowohl Fans auch Verantwortliche erhofften sich Stallgeruch inklusive Peps taktischer Expertise.

Zu Beginn schien das Experiment zu klappen: Von den ersten zwölf Pflichtspielen verlor Arteta nur eines und gewann sechs. Die Stimmung im Norden der britischen Hauptstadt war zukunftsfroh.

Anzeige

Trotz zweier Titel: Arteta bringt nicht den Umschwung

Zwar beendete Arsenal die Saison nur auf Platz acht, jedoch gewannen die "Gunners" unter Arteta den FA Cup gegen Chelsea (2:1) und qualifizierten sich so für die Europa League. Zu Beginn der laufenden Spielzeit sicherten sich die Londoner auch noch den Community Shield gegen Meister Liverpool (6:5 nach Elfmeterschießen).

In der Premier League lief es dagegen nicht so gut. Einzig Tabellenschlusslicht Sheffield United verlor mehr Spiele als Arsenal (acht). "Ich bin sehr besorgt, weil wir momentan keine Spiele gewinnen. Zurzeit haben wir nicht die Resultate, die wir alle erwarten", so Arteta schon nach der Niederlage gegen den FC Burnley am 12. Spieltag.

"Wir sind alle in der Pflicht, das so schnell wie möglich zu ändern. Ich bin hier, um mit der Mannschaft erfolgreich zu sein, wir werden weiter daran arbeiten."  Doch es wurde nicht besser.

Anzeige

Mesut Özil - Das Sinnbild von Arsenals Fehlern

Mesut Özil polarisierte seit jeher die Massen, ob auf oder neben dem Platz. Für 47 Millionen Euro holte Arsene Wenger ihn im Jahr 2013 von Real Madrid. Der Spielmacher lieferte, beendete die Saison 2015/16 mit 25 Scorerpunkten aus 35 Ligaspielen - ein herausragender Wert.

Als amtierender Weltmeister spielte Özil 2016 eine starke Europameisterschaft, war eine Stütze des deutschen Teams. Getragen vom Vertrauen seines Klub-Trainers Wenger lief es für ihn auch in der Premier League 2016/17 mit insgesamt 18 Scorerpunkten durchaus rund.

Doch immer wenn Arsenal einmal schwächelte, geriet Özil in den Fokus der Kritiker. Das war nicht immer fair, aber in vielen Fällen zumindest berechtigt. Als Wenger den Verein schließlich verließ, ging es auch mit Özil bergab. Sowohl Emery als auch Arteta zählten den Weltmeister mehrfach öffentlich an.

Anzeige

Der Tiefpunkt: Özil nicht für den Kader nominiert

Zu Beginn dieser Saison dann der vorläufige Tiefpunkt. Arteta strich Özil aus dem Kader für die Premier und die Europa League. Spekulationen machten die Runde, wonach diese Entscheidung keine rein sportliche gewesen sei. 

Denn zuvor hatte Özil auf Twitter darauf aufmerksam gemacht, dass in China die Uiguren, eine ethnische Minderheit, unterdrückt werden. Korane würden verbrannt und Moscheen geschlossen. Özils Konterfei auf der chinesischen Version von "Pro Evolution Soccer" wurde daraufhin gestrichen. Auch Arsenal soll angesichts der politischen Äußerungen des 32-Jährigen "not amused" gewesen sein, gilt China doch als wichtiger Absatzmarkt.

Was auch immer hinter Özils Ausbootung steckt, der aktuell desolaten Arsenal-Mannschaft könnte ein kreativer Kopf im Mittelfeld derzeit nicht schaden. Nicht einmal ein Tor pro Spiel erzielten die "Gunners" bislang in der Liga. Viel schlechter hätte es mit Özil auch nicht laufen können. 

Kai Esser

Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Notifications für Live-Events. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.