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Krise bei den Blues

FC Chelsea am Boden: Fans lassen Frust an Besitzer Todd Boehly aus

  • Aktualisiert: 17.04.2023
  • 07:34 Uhr
  • ran.de
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Der FC Chelsea befindet sich in einer dramatischen Krise. Die Blues sind im sportlichen Mittelmaß versunken, Besitzer Todd Boehly wird zum Feindbild der Fans. Auf den neuen Trainer wartet ein Scherbenhaufen.

Von Chris Lugert

Dieser Auftritt war für die blaue Fanseele der eine Offenbarungseid zu viel. Im Heimspiel gegen Brighton & Hove Albion ließ sich der FC Chelsea phasenweise vorführen und war mit dem 1:2 am Ende noch mehr als nur gut bedient. Und noch während des Spiels kochte die Wut der Chelsea-Anhänger über und richtete sich direkt gegen Klubboss Todd Boehly. 

Der US-Amerikaner verfolgte das Spiel an der Stamford Bridge von seiner Loge aus, die für die Zuschauer im Oberrang darüber bestens einsehbar ist. Das nutzten die Fans und bepöbelten Boehly lautstark, dieser wehrte sich ebenfalls in nicht gerade sanftem Ton.

Für die Chelsea-Fans ist Boehly das Sinnbild des Niedergangs ihres Klubs. Und tatsächlich hat der Milliardär in seiner nicht einmal einjährigen Phase als Mitbesitzer und Herrscher beim zweimaligen Champions-League-Sieger eine wahre Schreckensbilanz vorzuweisen.

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Boehly dreht Chelsea von Beginn an auf links

Rückblick: Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 wurden in der EU sowie auch in Großbritannien zahlreiche Sanktionen gegen russische Oligarchen erlassen. Das betraf auch den damaligen Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch. Dieser war bei den Fans durchaus beliebt, musste den Klub schließlich aber verkaufen. Den Zuschlag erhielt im Mai ein Konsortium um Boehly, der im US-Sport bereits Anteile unter anderem an den Los Angeles Lakers besitzt.

Boehly übernahm einen sportlich stabilen Klub, der ein Jahr zuvor die Champions League gewonnen hatte und mit Thomas Tuchel auch in der soeben beendeten Saison gut dastand. In der Königsklasse ging es immerhin bis ins Viertelfinale, in der Liga war Chelsea Dritter und damit "Best of the Rest" hinter den beiden Übermannschaften Manchester City und FC Liverpool geworden.

Doch Boehly hatte seine ganz eigenen Ideen. Die Abramowitsch-Vertraute Marina Granowskaja und Klublegende Petr Cech hatten keinen Platz mehr, stattdessen setzte sich Boehly einfach mal selbst ans Ruder der sportlichen Leitung und gab im Sommertransferfenster 280 Millionen Euro für Neuzugänge aus. 

Mit Tuchel bestand wohl von Beginn an ein äußerst angespanntes Verhältnis. Der neue Chef soll dem heutigen Bayern-Trainer sogar einmal ein 4-4-3-System vorgeschlagen haben - also mit elf Feldspielern. Der Saisonstart verlief holprig, was Boehly dazu nutzte, dem Klub auch an vorderster Front und für alle sichtbar seinen Stempel aufzudrücken. Nach einer Pleite in der Champions League in Zagreb feuerte er Tuchel - und versetzte einen ganzen Verein in einen Schockzustand.

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Tuchel, Bayern, 1600
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Tuchel-Entlassung ohne Wirkung

Doch statt Neustart ging es bei Chelsea seither in nur eine Richtung: steil nach unten. Tuchels Nachfolger Graham Potter, der für viel Geld aus Brighton geholt wurde, ist bereits wieder entlassen - trotz noch einmal absurder 330 Millionen Euro Transferausgaben im Winter. Derzeit soll Vereinslegende Frank Lampard das lädierte Schiff irgendwie in den Hafen steuern, ehe ein neuer Kapitän das Ruder übernimmt.

Die aktuelle sportliche Situation liest sich wie ein Horrorroman. Platz elf in der Premier League, ohne jede Chance auf eine Teilnahme an der Champions League in der kommenden Saison. Diese wäre nur erreichbar, wenn die Blues den Wettbewerb in dieser Spielzeit gewinnen. 2012 gab es das schon einmal, Bayern-Fans werden sich schmerzlich erinnern. Doch nach einer 0:2-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel bei Real Madrid erscheint auch diese Option unmöglich.

Binnen eines Jahres ist aus einem englischen Spitzenklub und Anwärter auf den Champions-League-Titel eine biedere Geldverbrennungsanlage geworden. Oder anders gesagt: Boehly hat ein unter Abramowitsch funktionierendes Gebilde nahezu in Rekordzeit in einen Scherbenhaufen verwandelt. Seine Sucht nach immer teureren Transfers könnte Chelseas Handlungsspielraum dabei sogar in den kommenden Jahren einschränken.

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Spieler mussten sich auf dem Flur umziehen

Denn die Neuzugänge erhielten nicht nur teils Verträge bis ins nächste Jahrzehnt, um die Ablösesummen bilanztechnisch strecken zu können, sondern es droht auch Ärger durch die Regeln des Financial Fairplay. Kurz gesagt: Chelsea muss Spieler verkaufen. Der Kader ist aktuell dermaßen aufgebläht, dass sich Spieler teilweise auf dem Flur umziehen mussten. So berichtete es "The Athletic" jüngst. 

Und inmitten dieses heillosen Durcheinanders soll im Sommer ein neuer Trainer kommen und den Klub wieder in die Erfolgsspur zurückbringen. Julian Nagelsmann und Luis Enrique gelten aktuell als Topkandidaten. Doch egal, wer es auch wird, es wartet eine Mammutaufgabe auf den neuen Übungsleiter.

Nicht nur muss der Coach aus einer Vielzahl von Spielern endlich so etwas wie eine Mannschaft bauen und gleichzeitig eine Spielidee implementieren. Er muss es auch noch auf einem Schleudersitz tun, mit einem Besitzer im Rücken, der es sich offenbar zur Aufgabe gesetzt hat, sich möglichst aktiv einzumischen.

Dass es nicht Lampard sein wird, der in der kommenden Saison auf der Bank sitzen wird, dürfte spätestens nach dem Wochenende feststehen. Das Spiel gegen Brighton war ein Tiefpunkt in einer ohnehin bereits katastrophalen Saison und lässt vor dem Rückspiel gegen Real am Dienstag (21:00 Uhr im Liveticker auf ran.de) Schlimmes befürchten. Es wäre wohl besser für Boehly, wenn er das Spiel von einem anderen Platz aus verfolgt.