Nach nur zwei Monaten im Amt
Interimstrainer Ralf Rangnick bei Manchester United schon unter Druck
- Aktualisiert: 14.02.2022
- 17:51 Uhr
- ran.de/Christoph Gailer
Ralf Rangnick sollte Rekordmeister Manchester United als Interimstrainer zurück in die Erfolgsspur führen und ab Sommer 2022 als Berater für den perspektivischen Neuaufbau sorgen. Doch nach wenigen Wochen im Amt steht der 63-jährige Deutsche schon massiv unter Druck.
München - Aggressivität, hohes Pressing, frühe Ballgewinne, blitzschnelles Umschalten und das alles mit teils blutjungen Spielern.
Mit dieser Philosophie machte Ralf Rangnick die einst unterklassigen Teams 1899 Hoffenheim und RB Leipzig zu sehr attraktiv spielenden Bundesligisten - nicht zuletzt dank potenter Investoren.
Bei seinem aktuellen Projekt hat Rangnick durchaus auch imposante, finanzielle Mittel und soll den englischen Rekordmeister Manchester United zunächst als Interimstrainer und später als Berater wieder zu alter Dominanz zu führen.
Doch genau bei diesem zugegebenermaßen ambitionierten Vorhaben droht Rangnick nun zu scheitern.
Nach nur wenigen Wochen im Amt - Rangnickt trat seinen Job als Interimscoach erst Anfang Dezember 2021 an - hagelt es bereits heftige Kritik am Deutschen, nicht nur von externen Personen. Mit Ex-Profi Paul Merson forderte etwa ein Experte auf der Insel nach dem erneut enttäuschenden 1:1 gegen Underdog Southampton bereits Rangnicks sofortige Entlassung.
Einsatz verweigert? Martial widersprach Rangnick
Rangnick bot in seinen ersten Wochen als Interimstrainer der "Red Devils" tatsächlich eine große Angriffsfläche für Kritik, auch abseits der durchwachsenen Ergebnisse.
Anthony Martial, mittlerweile an den FC Sevilla verliehen, warf Rangnick öffentlich vor, einen Einsatz verweigert zu haben. "Er wollte nicht im Kader sein. Normalerweise wäre er im Kader gewesen, aber er wollte nicht, und das ist der Grund, warum er nicht mit uns angereist ist", sagte Rangnick auf der Pressekonferenz vor einem United-Spiel Mitte Januar.
Davon wollte der Franzose aber nichts wissen und wehrte sich auf Social Media: "Ich werde mich niemals weigern, ein Match für United zu spielen. Ich bin seit sieben Jahren hier, und war den Fans und dem Klub gegenüber niemals respektlos und werde das auch nie sein."
Auch Ärger mit Lingard
Nicht weniger kurios verliefen die gegensätzlichen Darstellungen von Interimstrainer Rangnick und United-Spieler Jesse Lingard im Februar. Rangnick sprach öffentlich von einer Auszeit, die sich der Engländer nach einem geplatzten Abgang im Januar 2022 erbeten hätte. "Jesse hat darum gebeten, ein paar Tage frei zu haben, um seinen Kopf frei zu bekommen", erklärte Rangnick den Pressevertretern.
Ganz anders sah Lingard die Situation und widersprach Rangnick ebenfalls öffentlich. "Der Verein hat mir geraten, aus persönlichen Gründen eine Auszeit zu nehmen! Aber mein Kopf ist frei und ich werde immer professionell sein, wenn ich gefordert werde und 100 Prozent geben", schrieb Lingard auf seinen Social-Media-Plattformen.
Wie Rangnick später erklärte, erlaubte er Lingard zunächst für das Wintertransfer-Fenster einen Weggang von ManUtd, musste diese Zusage aber kurz vor Ende der Wechselfrist zurücknehmen. Der Grund: Lingards Mitspieler Mason Greenwood wurde wegen schweren Vorwürfen seine Freundin festgenommen und zudem bis auf Weiteres von Manchester United suspendiert. Der 20-Jährige soll seine Freundin, eine Influencerin, körperlich und sexuell misshandelt haben. Daher braucht Rangnick nun Lingard doch wieder als Ergänzungsspieler.
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Rangnicks Verhältnis zu Ronaldo soll zerstört sein
Mit der Rückkehr des fünfmaligen Weltfußballers Cristiano Ronaldo erhoffte sich Manchester United für die Saison 2021/22, endlich wieder ernsthaft um den Titel in der Premier League mitzuspielen. Durch den holprigen Saisonstart und die darauffolgende Entlassung von Ex-Trainer Coach Ole Gunnar Solskjaer ist dieses Ziel aber längst außer Reichweite, obwohl Ronaldo bei 20 Premier-League-Einsätzen immerhin acht Treffer erzielte und drei weitere vorbereitete.
Zuletzt hagelte es von Rangnick sogar direkte Kritik für den Portugiesen. "Er muss mehr Tore schießen, das ist offensichtlich", sagte Rangnick vor dem 1:1 gegen Southampton. "Wir erspielen Chancen, haben aber nicht genug Tore geschossen."
Dass Rangnick ausgerechnet seinen Superstar kritisiert, passt auch zu immer wiederkehrenden Medienberichten, wonach das Verhältnis zwischen CR7 und Rangnick bereits stark beschädigt sein soll. Gerüchten zufolge beschäftigt sich der Portugiese bereits mit einem möglichen ManUtd-Abgang im Sommer 2022.
Wechselhafte Ergebnisse, nur noch eine Titelchance
Neben den angeblichen Kritikpunkten der persönlichen Überforderung und den vermeintlichen Problemen innerhalb der Mannschaft muss man nach gut zwei Monaten der Ära Rangnick bei ManUtd festhalten, dass es sportlich weiterhin recht durchwachsen läuft.
Für den mittlerweile uneinholbaren Rückstand in der Premier League kann der Ex-Leipzig- und -Hoffenheim-Coach zwar nicht wirklich viel, weil er selbst einen durchaus ordentlichen Punkteschnitt von 1,9 Zählern pro Partie aufzuweisen hat und das Team zudem bereits weit hinter der Tabellenspitze übernahm.
Dennoch waren gerade seit Jahresbeginn 2022 auf Premier-League-Ebene einige enttäuschende Ergebnisse dabei.
Gegen Underdogs wie eben Southampton, Aston Villa und Burnley reichte es gerade einmal zu einem Punkt - zu wenig für den Anspruch des Rekordmeisters, der als aktueller Tabellenfünfter um die Champions-League-Qualifikation bangen muss und spielerisch unter Rangnick keine signifikanten Schritten nach vorne machte.
Am Dienstagabend wartet mit dem Heimspiel gegen Brighton (ab 21:15 Uhr im Liveticker) schon die nächste Premier-League-Partie auf Rangnicks Team - und dabei wieder ein Gegner der Kategorie Underdog.
Sogar recht peinlich wurde es für United zuletzt im auf der Insel so ruhmreichen FA-Cup. Dort schieden die "Red Devils" unter Rangnick bereits in der vierten Runde zuhause nach Elfmeterschießen mit 8:9 gegen den Zweitligisten Middlesbrough aus.
Die einzig, verbliebene Titelhoffnung liegt damit auf der Champions League. Dort trifft United im Achtelfinale auf den spanischen Meister Atletico Madrid. Bei den Madrilenen sitzt Trainer Diego Simeone trotz der aktuellen Krise seiner "Rojiblancos" weiterhin ganz sicher auf seinem Stuhl, während die Kritik an Rangnick in und um Manchester immer heftiger wird.
Christoph Gailer
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