Ein teurer Spaß
350 Millionen Euro: Wie kann Juventus Turin den Kauf von Cristiano Ronaldo stemmen?
- Aktualisiert: 11.07.2018
- 15:41 Uhr
- ran.de/ Andreas Reiners
Italienische Medien berichten von 350 Millionen Euro, die der Ronaldo-Deal Juventus Turin kosten wird. Wie kann der Klub diese Größenordnung stemmen?
München - Cristiano Ronaldo hat seine Wahl getroffen. Juventus Turin also. Die "alte Dame". Italiens Serienmeister. Schon eine Nummer, aber nicht der ganz große Player im europäischen Fußball.
Und dann 112 Millionen Euro Ablöse? Plus 30 Millionen Gehalt pro Jahr für einen Vierjahresvertrag? Immerhin macht das ein Gesamtvolumen 232 Millionen Euro. Das ist aber nicht alles.
Die Turiner Zeitung "La Stampa" schreibt von 350 Millionen Euro, inklusive Bonuszahlungen und Steuern. Andere Medien sprechen sogar von 400 Millionen Euro für das ganze Paket. Für einen 33-Jährige eine Menge Holz.
Und natürlich nicht nur für einen 33-Jährigen. Deshalb stellt sich vor allem eine Frage: Wie stemmt Juventus diesen Deal? Ein Klub, der zwar zuletzt einen Rekordumsatz vermeldete, aber den auch Schulden drücken.
Juve ist allerdings auch ein an der Mailänder Börse notierter Klub, der das ganze Paket knallhart und nüchtern durchkalkuliert haben dürfte.
Nach Medienberichten sollen 30 Millionen Euro durch die Autobauer Fiat kommen. Die Firma gehört der Agnelli-Familie. Andrea Agnelli ist nicht nur Präsident des Klubs, sondern sitzt auch im Vorstand des Traditions-Konzerns.
Fans zahlen einen Teil des Deals
Ansonsten setzt Juve auf den üblichen Mechanismus, der durch einen Weltstar, durch die Strahlkraft einer Marke wie CR7, nochmals verstärkt wird: Trikotverkäufe, Merchandising, Eintrittskarten, Sponsoren.
Heißt: Die Fans zahlen einen Teil des Deals, dafür wurden die Dauerkartenpreise um 30 Prozent angehoben, die Trikots kosten bis zu 150 Euro, können nach dem Zusammenbruch des Online-Shops aber weiterhin nur vor Ort bezogen werden. Was auf einen echten Run hoffen lässt.
Naheliegend zudem: Ronaldo soll auch Fiat-Werbefigur werden und sich über diesen Weg ebenfalls rechnen.
Ein paar Zahlen: Das Wirtschaftsunternehmen Deloitte führte Juve bei der jährlichen "Football Money League", den Umsätzen der europäischen Topklubs 2016/2017, mit 405,7 Millionen Euro auf Platz zehn. Spitzenreiter Manchester United lag bei 678 Millionen Euro. In die Berechnung flossen Ticketverkäufe, Fernsehrechte, Sponsoring und Merchandising ein.
In einer Markenwert-Studie des Bewertungsunternehmens Brand Finance landete Juve mit einem Markenwert von 495 Millionen Euro auf Platz elf. Spitzenreiter auch hier: Manchester United mit einem mehr als dreimal so großen Volumen (1,5 Milliarden).
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Neues Gesicht des Klubs
In beiden Ranglisten ist Juve die Nummer eins aus Italien, war zuletzt sieben Mal in Folge Meister. National gibt es nicht mehr viel zu holen.
Klar ist deshalb: Mit Ronaldo als neuem Gesicht des Klubs will man in andere Sphären vorstoßen, höhere Einnahmen generieren, mit denen man den Deal finanzieren kann. Und gleichzeitig sportlich in Europa die großen Klubs angreifen. Die Champions League gewinnen, den Ruf der Serie A aufpolieren. Die einstmals stärkste Liga ist nur noch die Nummer drei in Europa.
Ein Spieler wie Ronaldo könnte damit auch die TV-Einschaltquoten ankurbeln. Das tat der Portugiese bereits bei der Juve-Aktie. Seit die Gerüchte um einen Wechsel Ende Juni konkreter geworden waren, stieg die Aktie insgesamt um rund 38 Prozent und erreichte am Dienstag ihr Jahreshoch von 90 Cent.
Gut möglich, dass Juve aber auch noch einen Star verkaufen wird. Der FC Liverpool mit Jürgen Klopp will für den Argentinier Paulo Dybala angeblich 90 Millionen Euro bieten, Gonzalo Higuain soll auch auf der Verkaufsliste stehen.
"Nicht hinnehmbar"
Ärger gibt es von ganz anderer Seite. Für die Fiat-Mitarbeiter die ist das Geschäft mit Ronaldo "nicht hinnehmbar. Ist es normal, dass eine einzelne Person Millionen verdient und Tausende von Familien mit ihrem Geld nicht bis Mitte des Monats auskommen?", fragt die zuständige Gewerkschaft.
"Nach Higuain jetzt Cristiano Ronaldo? Das ist eine Schande", sagt ein Fiat-Mitarbeiter der spanischen Sportzeitung "Marca". Higuain hatte im Sommer 2016 90 Millionen Euro gekostet: "Fiat-Mitarbeiter haben in den letzten zehn Jahren nicht eine Gehaltserhöhung bekommen. Mit dem Gehalt, dass Juve Ronaldo zahlen will, könnte man 200 Euro Gehaltserhöhung an alle Mitarbeiter zahlen."
Die Gewerkschaft kündigte nun sogar einen Proteststreik zwischen dem Abend des 15. Juli und dem Morgen des 17. Juli an.
Gut möglich, dass Juve aber sogar das einkalkuliert hat.
Andreas Reiners
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