Buchwald: Messi muss die Lust am Spiel verlieren
- Aktualisiert: 12.07.2014
- 08:13 Uhr
- ran.de / Felix Teubler
Guido Buchwald gewann im WM-Finale 1990 gegen Argentinien den Pokal. Im exklusiven Interview mit ran.de verrät der ehemalige Maradona-Bewacher unter anderem die Mittel, wie Lionel Messi aus dem Spiel genommen werden kann und verrät die Trümpfe der deutschen Mannschaft.
ran.de: Herr Buchwald, Sie waren beim letzten WM-Sieg 1990 gegen Argentinien selbst dabei - kribbelt's noch?
Guido Buchwald: Ja natürlich kribbelt es noch. Man erinnert sich an die Situation, die man selbst vor 24 Jahren erlebt hat. Es ist der gleiche Gegner, der zudem einen ähnlichen Spielstil wie damals pflegt. Ich drücke natürlich die Daumen und fiebere mit.
ran.de: Sie können sich als Ex-Nationalspieler in die einzelnen Spieler bestens hineinversetzen. Wie fühlen sich die Jungs vor so einem wichtigen Spiel?
Buchwald: Das Spiel gegen Brasilien ist in die Geschichte eingegangen. Die deutsche Mannschaft hat fantastisch gespielt und daher unheimlich viel Selbstvertrauen. Jetzt wollen sie die volle Konzentration auf das Endspiel legen und den Pokal mit nach Hause nehmen. Ich bin davon überzeugt, dass sie das schaffen werden!
ran.de: Gegen Algerien tat sich die DFB-Elf überraschend schwer. Gegen Brasilien lief dagegen alles wie am Schnürchen. Wie stark sind die Deutschen wirklich?
Buchwald: Sie sind unheimlich stark. Gegen Algerien hat man sich ziemlich schwer getan, sie haben natürlich auch sehr kompakt gestanden. Bei einer WM wird es aber immer wieder Spiele geben, die nicht so verlaufen, wie man es sich vorstellt. Trotzdem schätze ich unser Team als sehr stark ein. Der große Trumpf unserer Nationalmannschaft ist vor allem die Breite des Kaders: Wir haben den Luxus, immer wieder richtig gute Spieler von der Bank zu bringen.
ran.de: Sie haben damals Diego Maradona kalt gestellt. Dieses Mal nimmt Lionel Messi die Rolle von Maradona ein. Wie schafft man es, Messi aus dem Spiel zu nehmen?
Buchwald: Messi ist der Mittelpunkt im Spiel der Argentinier und gleichzeitig der Spieler, der ständig für Gefahr sorgt. Er kann das Spiel mit nur einer Situation entscheiden. Wir sollten ihn auf jeden Fall doppeln, ihn immer im Auge behalten und die Räume um ihn herum zustellen. Die Mannschaft muss ihn im Kollektiv bekämpfen und seine Tempodribblings im Keim ersticken.
ran.de: Wie haben Sie sich damals auf Diego Maradona eingestellt?
Buchwald: Für mich war ganz klar, ihm möglichst wenige Ballkontakte zu ermöglichen und die Passwege früh zuzustellen. Meine Aufgabe bestand darin, ihn immer wieder an die Seitenauslinie zu drängen, damit ihm nur eine Seite bleibt, auf der er durchbrechen kann. Denn umso öfter ein Maradona merkt, dass er nicht durchkommt, desto mehr verliert er die Lust am Spiel und resigniert. Bei Messi könnte das ebenfalls funktionieren.
ran.de: Wie schätzen sie die Argentinier ein? Wie wird ihr Trainer Alejandro Sabella taktisch vorgehen?
Buchwald: Es wird sich nicht viel verändern. Der Matchplan der Argentinier wird genau so aussehen, wie im Halbfinalspiel gegen die Niederlande. Sie werden mit sehr viel Respekt ins Finale gehen und das Risiko meiden.
ran.de: Die Argentinier stehen defensiv sehr kompakt und gut geordnet - Wie knackt man eine so gut gestaffelte Mannschaft?
Buchwald: Wir müssen immer wieder durch schnelles Passspiel und Dribblings hinter die Abwehrreihe kommen. Man muss sie laufen lassen und müde machen. Unser Vorteil ist, dass die Argentinier die 120 Minuten aus dem Halbfinale noch in den Knochen haben und wir uns ab der 50. Spielminute mehr oder weniger ausruhen konnten. Wir werden daher mehr Kraft haben, Druck auszuüben.
ran.de: Wo werden Sie das Finale am Sonntag verfolgen?
Buchwald: Ich werde es zu Hause mit Freunden anschauen.
ran.de: Die abschließende Frage: Warum wird Deutschland Weltmeister?
Buchwald: Wir schaffen dass, weil wir insgesamt das bessere Team sind und die Chancen nutzen werden. Mein Tipp: 2:0 für Deutschland.