WM 2022 in Katar
Jamal Musiala: Zauberfuß als Hoffnungsträger der deutschen Nationalmannschaft
- Aktualisiert: 18.11.2022
- 23:33 Uhr
- ran
Er sorgt in der Bundesliga seit Wochen für Furore und ist beim FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft schon mehr als ein Shooting-Star: Jamal Musiala. Nun gilt der hochveranlagte, offensive Mittelfeldspieler als großer Hoffnungsträger für ein gutes WM-Turnier der DFB-Elf in Katar. Mit 19 Jahren.
Von Dominik Hechler
München/Doha - Jamal Musiala machte eine kurze Körpertäuschung nach rechts, einen flinken Haken nach links und flitzte dann mit dem Ball so nah am Fuß, als ob er daran kleben würde, an drei völlig verdutzt schauenden Schalkern vorbei in Richtung "königsblaues" Tor.
Sie waren von allen Seiten auf ihn gestürzt, machten die Räume so eng, dass ihnen eigentlich niemand hätten entkommen können - außer "Houdini" Musiala, der bajuwarische Entfesselungskünstler.
Das war natürlich nur eine klitzekleine Szene und somit nicht mehr als eine Randnotiz beim 2:0-Auswärtserfolg des FC Bayern beim FC Schalke 04 am letzten Bundesliga-Spieltag vor der WM-Pause, doch sie zeigt eindrucksvoll das unglaubliche Talent und Können dieses 19-jährigen Ausnahmespielers.
Immer wieder beeindruckt Musiala in den vergangenen Wochen und Monaten mit seinen weichen, fast schon katzenartigen Bewegungen auf dem Platz, dieser enormen Wendigkeit und dieser überaus zarten, aber perfekten Ballbehandlung. Hinzu kommen seine bereits stark ausgeprägte Spielintelligenz, seine präzisen Pässe und seine Torgefährlichkeit. Der Beweis: 12 Tore, 10 Assists in 22 Pflichtspielen für den FC Bayern.
Ein kompletter Spieler. Mit 19 Jahren.
Und trotzdem schlummert in ihm noch so viel Entwicklungspotenzial. Kein Wunder, dass Lothar Matthäus ihn erst kürzlich mit Lionel Messi verglich und ihm einen Marktwert von 250 Millionen Euro andichtete.
Musiala schon ein geschliffener Diamant, kein Juwel mehr
"Jamal ist schon ein geschliffener Diamant und kein Juwel mehr. Der Junge ist sowohl in der deutschen Nationalmannschaft als auch bei uns beim FC Bayern Gold wert", lobte FCB- und DFB-Kapitän Manuel Neuer den Youngster nach dem Schalke-Spiel dann auch gleich über den grünen Klee.
Und weiter: "Er ist ein Schlüsselspieler und wird auch bei der Weltmeisterschaft den Unterschied machen können."
In der Tat. Die Hoffnungen auf einen erfolgreichen WM-Verlauf der deutschen Mannschaft um Bundestrainer Hansi Flick ruhen vor allem auf den schmalen Schultern Musialas, der in der deutschen Zentrale die Fäden ziehen und in der Wüste Katars für die besonderen Momente sorgen soll.
"Wenn du nach Leistung gehst, müssen beim DFB-Team Spieler wie Manuel Neuer, Jamal Musiala, Joshua Kimmich oder Leon Goretzka gesetzt sein. Musiala ist dabei für mich ein ganz klarer Fixpunkt im deutschen Spiel - es würde mich somit sehr überraschen, wenn er gegen Japan im ersten Gruppenspiel nicht in der Startelf stehen würde", sagte Ex-Nationalspieler und Europameister von 1996, Markus Babbel, in der ran Bundesliga Webshow über das Ausnahmetalent des FC Bayern.
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Babbel schwärmt vom 19-Jährigen
Und einmal in Fahrt, schwärmte der 50-Jährige noch ein bisschen weiter von dem hochveranlagten Mittelfeldspieler.
"Ich glaube nicht, dass der FC Bayern selbst bei einer Ablösesumme von 250 Millionen Euro bei ihm schwach werden würde. Denn Musiala kann das Gesicht des FC Bayern werden, die Fans lieben ihn für seine Art und Weise, Fußball zu spielen. Das ist für einen 19-Jährigen ja auch absolut außergewöhnlich. Und selbst wenn er mal nicht so gut oder auffällig spielt, ist er auf dem Rasen trotzdem immer dort, wo es brennt und für einen besonderen Moment wie einen genialen Pass oder eine flinke Drehung im Mittelfeld - die dann zu einer Großchance führt - zu haben."
Eines gefällt Babbel an Musiala ganz besonders: "Das Faszinierendste für mich ist, dass er bei all dem Brimborium um seine Person so einen völlig normalen Eindruck macht. Den würde man ja am liebsten einpacken, mit nach Hause nehmen und dort behüten, weil er so unfassbar sympathisch wirkt. Dieses Gesamtpaket ist einfach herrlich."
Ein Gesamtpaket, dass auch die Engländer hätten haben können - aufgrund von Musialas doppelter Staatsbürgerschaft. Doch der 19-Jährige entschied sich für Deutschland und zeigte England die kalte Schulter. Zum großen Ärger von "Three Lions"-Coach Gareth Southgate.
Entscheidung für Deutschland ärgert Southgate
"Jamal Musiala ist ein außergewöhnlicher Spieler. Wir hatten ihn bei uns mit Jude Bellingham in unserer U16. Sie wissen, wie sehr wir ihn mochten, sie wissen, wie sehr wir versucht haben, ihn zu behalten. Er hat aber beim FC Bayern mit acht deutschen Nationalspielern trainiert, die die Gelegenheit hatten, ihn zu beeinflussen. Das ist eine Schande. Er ist ein sehr spezielles Talent", sagte Southgate im September nach dem 3:3 seiner Engländer gegen Deutschland in Wembley mit ernster Miene auf der Pressekonferenz.
Der Stachel auf der Insel sitzt tief. Sehr tief sogar. Verständlich, bei den Leistungen, die Musiala sowohl in der deutschen Nationalmannschaf, vor allem aber zuletzt im Verein abliefert.
Das gibt ein gutes Gefühl. Nicht nur ihm selbst.
"Es ist wichtig, dass wir als Bayern-Block diese positive Stimmung und die Performance der vergangenen Wochen mit nach Katar nehmen können, um mit einer guten, positiven Einstellung auf dem Rasen zu stehen", so Neuer, der natürlich genauso wie 80 Millionen Deutsche darauf hofft, dass die DFB-Elf und vor allem Hoffnungsträger Musiala seine Fähigkeiten in Katar abrufen können.
Denn wenn das klappt, spielt der 19-Jährige auch in der Wüste mit seinen Gegenspielern wieder "Hase und Igel" - die Schalker kennen das nun ja schon.