"Schrecklich": Dante verliert sein Lachen

Belo Horizonte - Nach der "Schande im Mineirão" hatte selbst Dante sein Lachen verloren. Der Dauergrinser von Bayern München stapfte gedemütigt und mit hängendem Kopf vom Ort der schlimmsten Niederlage seines Lebens. Ausgerechnet gegen Deutschland hatte auch Dante, der sonst so Verlässliche, versagt.

"Schrecklich. Wir hatten einen Blackout", stammelte der Mann mit der auffälligen Wuschelmähne nach dem 1:7 (0:5) gegen die DFB-Elf. Wie die gesamte Selecao war auch Dante im Duell mit seinen Münchner Teamkollegen Thomas Müller und Toni Kroos völlig überfordert. Als Ersatz für den gelbgesperrten Kapitän Thiago Silva sollte Dante der brasilianischen Defensive Stabilität verleihen. Doch stattdessen stürzte der 30-Jährige in seinem ersten WM-Spiel mit all den anderen ins Chaos.

Lachen wie wegradiert

"Wir wollten Geschichte schreiben", sagte Dante, der in den Katakomben des Estadio Mineirão nach dem Debakel um Fassung rang: "Jetzt haben wir negative Geschichte geschrieben." Der Titel, das große Ziel, ist futsch. Der Mund des sonst immer gut gelaunten Stimmungsmachers Dante war zu einem Strich zusammengepresst. Sein Lachen, sonst das Markenzeichen des Mannes aus Salvador da Bahia, war wie wegradiert. Ohne den verletzten Superstar Neymar hatte Brasilien keine Chance.

Zu keinem Zeitpunkt konnte Dante den vermissten Thiago Silva ersetzen. Die Kombinationen, die Angriffe, die Rochaden, die Müller, Kroos und WM-Rekordtorjäger Miroslav Klose auf den Rasen zauberten, schienen Dante und seinen Nebenmann David Luiz (FC Chelsea) völlig zu verwirren.

Am Ende erlebten die stolzen Brasilianer, der Rekordweltmeister, eine "Schande im Mineirão", wie die Zeitung Estadão schrieb. Die Kommentatoren von Globo dichteten den "Mineirazo" - in Anspielung auf die Fußball-Urkatastrophe "Maracanaço", als die Brasilianer im entscheidenden Spiel um den Titel 1950 in ihrem "Wohnzimmer" gegen Uruguay verloren hatten. Doch nie hat die Selecao bei einer WM höher verloren als jetzt gegen Deutschland.

Müller: "Das hat er nicht verdient"

Und Dante war mittendrin. Dabei wollte er es doch allen zeigen, seinen Landsleuten, aber auch seinen Kumpels vom FC Bayern. "Wir haben kurz gesprochen", sagte Müller: "Richtig gut ging es ihm nicht. Die haben auch alles investiert. Wenn man so ein Spiel um die Ohren kriegt, ist das natürlich bitter. Das hat er nicht verdient."

Doch in einem WM-Halbfinale kann man kein Mitleid erwarten. Trainer Luiz Felipe Scolari wollte die Schuld hinterher nicht auf die Abwehr um Dante und Co. schieben, sparte aber auch nicht mit Kritik. "Das ist eine fürchterliche Niederlage, die schlimmste Niederlage aller Zeiten", sagte der 65-Jährige: "Jeder bei uns ist einfach erstarrt, als die schnellen Gegentore fielen. Nach dem ersten Tor kam plötzlich Panik auf, und wir haben die Kontrolle verloren." Auch Dante. Genau wie sein Lachen.