Motorsport DTM
Aktion scharf gegen "Sandbagging" am Norisring: Sieben DTM-Autos überprüft!
Nach den heftigen Diskussionen um die Balance of Performance (BoP) bei den ersten DTM-Saisonrennen hieß es am Norisring-Wochenende Aktion scharf! Denn wie Motorsport-Total.com erfahren hat, wurden nach dem zweiten Freien Training am Freitag-Nachmittag in Nürnberg gleich sieben Boliden eingesammelt und überprüft.
Dabei handelte es sich um den Mercedes-AMG von Maro Engel, den BMW von Rene Rast, den Lamborghini von Nicki Thiim, den Audi von Kelvin van der Linde, den Ferrari von Thierry Vermeulen, den Porsche von Thomas Preining und den McLaren von Clemens Schmid.
Was die Boliden gemeinsam haben? Sie waren im zweiten Training, in dem in der Regel der frische Reifensatz zum Einsatz kommt, die schnellsten Fahrzeuge ihrer Marke.
Was nach dem zweiten Training überprüft wurde
Die betroffenen Teams wurden erst am Ende der Session informiert, welche Fahrzeuge in der Dekra-Box unter der Leitung des technischen Delegierten Robert Maas überprüft werden. Dort wurden alle Fahrzeuge abgewogen sowie der Sprit abgepumpt, bevor diese an die Box zurückkehren konnten.
Zudem wurde auch die Fahrzeug-Höhe, Dämpfereinstellungen und andere Dinge überprüft. Dabei handelte es sich um eine Maßnahme gegen einen potenziellen BoP-Bluff, wie der ADAC bestätigt. Dadurch gewinnt der zuständige SRO-Technikchef Claude Surmont schon am Freitag genaue Daten, welches Fahrzeug am Ende des Freien Trainings wie eingesetzt wurde.
Vor allem die Spritmenge ist ein Mittel, das gerne genutzt wird, um "Sandbagging" zu betreiben und die wahre Leistungsfähigkeit des eigenen Fahrzeugs zumindest am Freitag zu verschleiern.
BoP-Überprüfung in diesem Ausmaß in der DTM neu
Die BoP-Einstufung darf in der DTM laut Reglement auch im Verlauf des Wochenendes geändert werden, wovon regelmäßig Gebrauch gemacht wird. Die SRO überprüft nicht nur die Rundenzeiten der Piloten, sondern vergleicht einzelne Minisektoren, um ein realistisches Bild des Leistungsverhältnisses der Boliden zu bekommen.
Stichprobentests, wie die Boliden eingesetzt werden, sind in der DTM am Freitag nicht unüblich. Dass aber gleich sieben Fahrzeuge nach dem Freien Training durchgecheckt werden, ist ein Novum. Wie man hört, könnte das in Zukunft öfter vorkommen, um herauszufinden, welches Team beziehungsweise welche Marke die Karten bewusst nicht aufdeckt.
Wie die SRO in der GTWCE "Sandbagging" bekämpft
In der SRO-Serie GT-World-Challenge Europe (GTWCE) geht man seit 2024 sogar noch einen Schritt weiter: Die Teams müssen im einstündigen Pre-Qualifying am Freitag, das bei einer Absage des Qualifyings die Startaufstellung bestimmt, einen neuen Reifensatz benutzen, mindestens acht gezeitete Runden fahren und dürfen nicht nachtanken. Am Ende der Session gilt die Parc-Ferme-Regelung für alle Fahrzeuge.
Auch der ADAC bespricht laut Informationen von Motorsport-Total.com gerade unterschiedliche Wege mit den Herstellern, um "Sandbagging" zu verhindern. Die Einführung einer Parc-Ferme-Regelung am Freitag dürfte aber nicht geplant sein.
An den Renntagen gilt nach Qualifying und Rennen ohnehin der Parc Ferme, zumindest die Top-3-Fahrzeuge werden überprüft. Zudem werden aber auch immer wieder andere Boliden in die Dekra-Box geholt, wie zum Beispiel am Norisring nach dem Sonntagsrennen die beiden Manthey-EMA-Porsche.