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Motorsport DTM

"Beigeschmack bleibt": Wurde Mercedes-AMG im DTM-Titelkampf benachteiligt?

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© Markus Toppmöller

Bis zum letzten Saisonrennen lag Lucas Auer an der Spitze der DTM-Gesamtwertung, doch dann verhinderte Manthey-Porsche-Pilot Ayhancan Güven mit seinem umstrittenen Manöver vier Kurven vor Schluss den Fahrertitel für Mercedes-AMG um vier Punkte. "Es bleibt ein kleiner Beigeschmack", meint Auers Markenkollege Maro Engel nach dem Rennen. "Einfach, weil sich die Leute durchgesetzt haben, die vielleicht am lautesten geschrien haben."

Was Engel, der in der Gesamtwertung noch Dritter wurde, damit meint? "Wenn man sich die Saison anschaut, waren wir ab Mitte der Saison nicht mehr in der Lage, im Qualifying in die Top 3 zu fahren", deutet er an, dass Mercedes-AMG bei den entscheidenden Rennen in Sachen Balance of Performance (BoP) nicht ausreichend berücksichtigt wurde. "Da denke ich in erster Linie an Luggi, der ein megastarkes Jahr gefahren ist."

Hat also Mercedes-AMG den ersten DTM-Fahrertitel seit Maximilian Götz im Jahr 2021 verloren, weil man mit stumpfen Waffen kämpfen musste? Auch "Mr. DTM" Bernd Schneider, der bei Auers Landgraf-Team als Berater fungiert und Mercedes-AMG-Markenbotschafter ist, sieht das ähnlich.

Klare Worte von Bernd Schneider: "Waren von BoP her schlecht"

"Bei den letzten zwei Rennveranstaltungen waren wir von der BoP einfach schlecht", übt der fünfmalige Champion bei ServusTV Kritik. "Die Fahrer müssen extrem viel riskieren, um einigermaßen dabei zu sein." Das sei auch ein Grund für Auers Abflug im Samstags-Qualifying in der ersten Kurve gewesen.

Der Österreicher litt zudem an einem schleichenden Plattfuß und startete nach dem verpatzten Qualifying mit Startplatz 17 denkbar ungünstig in das entscheidende Wochenende.

"Riesenunterschied" zwischen Porsche und Mercedes-AMG

Aber was sagen die Zahlen? Tatsächlich holte Mercedes-AMG in den ersten vier Qualifyings der Saison durch Auer und Jules Gounon drei Poles - und startete bis zum sechsten Rennwochenende auf dem Sachsenring stets aus den Top 5. Bei den letzten fünf Qualifyings der Saison war dann Auers vierter Platz am Sonntag in Spielberg das beste AMG-Ergebnis.

Abgesehen davon lief es für den Landgraf-Mercedes-Piloten mit den Startplätzen 15, 13, 17 und neun durchwachsen, auch seine Mercedes-AMG-Kollegen kamen nicht über Platz sechs hinaus.

Auer, der als einziger Pilot in jedem Rennen punktete, zeigte sich nach dem verlorenen Titelkampf als äußerst fairer Vizemeister und trägt die Niederlage mit Fassung. "Es war die perfekte Saison. Wenn man da nicht gewinnt, dann ist es hart. Gratuliere an 'Can', an Manthey, an Porsche und an alle Titelkandidaten. Top-Job!", so der Routinier.

Dennoch fällt Auer, der als einziger Pilot seiner Marke dieses Jahr in der DTM siegte, auf: "Wir mit zwei, Porsche mit sieben Siegen - das ist einfach ein Riesenunterschied."

AMG-DTM-Leiter Jäger: "Wurden gerne schnell rausgenommen"

Was Mercedes-AMG dazu sagt? "Die Statistik zeigt ein bisschen ein unausgeglichenes Bild", fällt auch Thomas Jäger auf, der bei der Marke mit dem Stern als sportlicher Leiter im DTM-Bereich fungiert. "Wir können uns aber keinen Vorwurf machen, weil es war wirklich eine sehr gute Saison - und es hat leider nicht gereicht." Zudem beweise der Herstellertitel und die Plätze zwei und drei durch Auer und Engel die geschlossene Mannschaftsleistung.

Wieso die starke Performance vom Saisonbeginn, als Auer an den ersten beiden Wochenenden siegte, nicht aufrechterhalten werden konnte? "Wir waren am Saisonanfang sehr gut vorbereitet und hätten uns gewünscht, dass das so weitergeht. Und es ist sehr schnell sehr viel reagiert worden", verweist er auf die massiven BoP-Änderungen. "Wenn wir vorne waren, sind wir auch gerne schnell rausgenommen worden."

Zudem fällt auch ihm auf, "dass manche am Sonntag sehr viel gepunktet haben, weil am Sonntag ein Reset für das nächste Wochenende passiert".

Am Ende habe dann die starke Porsche-Performance in Hockenheim den Ausschlag gegeben. "Wir wissen, dass das Auto konzeptbedingt bei Regen sehr gut ist, aber nach den großen BoP-Änderungen war es schon sehr beeindruckend, auch noch die schnellste Rennrunde zu fahren und zu gewinnen", verweist Jäger auf die beste Rundenzeit, die von Güven gefahren wurde.

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