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"Berger wollte Chaos": Keine Norisring-Crashfestivals dank neuem Startablauf?

  • Aktualisiert: 18.07.2023
  • 08:05 Uhr
  • Motorsport-Total
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© Gruppe C Photography

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr sind in Nürnberg Unfälle bei den Rennstarts ausgeblieben:

Im Vorjahr gab es beim DTM-Wochenende auf dem Norisring ein Crashfestival der Sonderklasse: Von "Autoscooter" war die Rede, der Schaden ging in die Millionen. Dieses Jahr gab es bei der Anfahrt zur engen Grundig-Kehre zwar auch Kollisionen, doch der große Knall blieb aus.

Ist das darauf zurückzuführen, dass die Starts nach Indy-Vorbild, auf die die DTM im Vorjahr auch nach Safety-Car-Phasen setzte, der Vergangenheit angehören? "Ich finde, dass die richtigen Maßnahmen getroffen wurden", sagt SSR-Lamborghini-Pilot Mirko Bortolotti im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Und damit bezieht er sich nicht nur auf den Norisring. "Das ist auf jeder Strecke besser. Gerade wenn du zwei Runden vor Schluss noch einmal einen normalen Restart hast wie in der Vergangenheit der DTM, dann ist die Wahrscheinlichkeit 99 Prozent, dass es kracht. Weil dann geht es um alles."

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So wurde der Startablauf in der DTM geändert

"Aber was hat sich konkret geändert? Während der DTM-Formation-Start, wie er 2022 genannt wurde, einen knappen Abstand in der eigenen Reihe und einen Abstand von weniger als einer Autolänge zwischen den Reihen vorsah, setzt der ADAC auf einen Ablauf wie bisher im ADAC GT Masters.

Es gibt zwar weiterhin einen fliegenden Start in Zweierreihe, die Boliden müssen aber - wie im Reglement unter Artikel 38.4 genau definiert - in Längsrichtung über die Startboxen fahren. Der Abstand der Fahrzeuge, die sich in einer Reihe befinden, "darf jeweils maximal eine Fahrzeuglänge" betragen.

Mit der Lösung, dass das Startsignal nicht wie 2022 von der Ampel vorgegeben wird, sondern der Führende innerhalb des Startkorridors bestimmt, wann das Rennen eröffnet wird, soll das Feld entzerrt werden. Der Starter reagiert auf den Führenden: Ab dem Grünlicht ist ein Ausbrechen aus der Formation erlaubt. Wenn Piloten den Start antizipieren, zu früh Gas geben und die Formation verlassen, drohen Strafen.

Auf dem Norisring erhielten im ersten Rennen zwei Fahrer Strafen. Das waren Mirko Bortolotti (SSR-Performance-Lamborghini) und Jusuf Owega (Landgraf-Mercedes). Vor allem der in Wien lebende Italiener war damit alles andere als einverstanden: "Wenn man bestraft, muss man die bestrafen, die aus der Reihe tanzen, und nicht die, die sich dran halten."

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Neuer Startablauf "die goldrichtige Entscheidung"

Grundsätzlich blieben Chaos und Unfälle bei den Starts auf dem Norisring aus. Restarts nach einer Safety-Car-Phase erfolgen im Gegensatz zum Vorjahr im Single-File-Format. Im vergangenen Jahr hatte es bei den Startversuchen einige Unfälle gegeben.

Deswegen wird das neue Format für gut befunden. "Die erste Frage ist, was ist gut?", meint HRT-Geschäftsführer Ulrich Fritz im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Für Gerhard Berger ist es gut, wenn es Chaos gibt. Sicherlich gefällt das auch dem einen oder anderen Zuschauer."

"Ist es für uns gut? Nein, weil es massiv viel Geld kostet. Bei allem Respekt vor Geld sollte man auch nicht vergessen, dass es auch einen Respekt für die Fahrer geben sollte. Was wir im vergangenen Jahr am Norisring oder in Hockenheim gesehen haben, kann auch ins Auge gehen."

"Wir haben es damals als Teamchefs und auch als Fahrer gesagt, dass das sehr gefährlich ist. Von daher glaube ich, dass es die goldrichtige Entscheidung war. Man darf jetzt auch nicht vergessen, dass jetzt auch nicht alle Unfälle vermieden werden können."

Auch der Tenor der Fahrer ist positiv. "Wenn man es mit dem vergangenen Jahr vergleicht, dann ist es zu 100 Prozent besser", meint Samstagsieger Sheldon van der Linde (Schubert-BMW). "In Kurve 1 hätte ich in beiden Rennen mehr Chaos erwartet."

"Generell waren die Fahrstandards gut. Alle haben sich gegenseitig respektiert und genug Platz gelassen." Landgraf-Mercedes-Fahrer Maro Engel pflichtet bei: "Wir haben ein gutes Rennen gesehen. Insofern ist es sicher die bessere Lösung, besonders auf einer Strecke wie dem Norisring."

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Lob für Rennleiter Sven Stoppe

Seit diesem Jahr ist Sven Stoppe der Rennleiter. Er hat unter anderem das Startprozedere und die Penalty-Lap vom ADAC GT-Masters übernommen. "Sven ist wahnsinnig erfahren", meint Engel im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Er hat die DTM jahrzehntelang gemacht."

"Von daher hatte man von Anfang des Jahres an einen sehr guten Dialog. Sven hat natürlich die Meinungen der Fahrer miteinbezogen. Da haben wir gute Lösungen gefunden. Ich glaube, das läuft sehr gut."

Auch Fritz sieht die Änderungen als Schritt in die richtige Richtung: "Grundsätzlich glaube ich auch, dass wir mit der aktuellen Rennleitung einen sehr guten Wurf gemacht haben. Ich glaube, da wird sehr konsequent durchgegriffen."

"Jeder weiß woran er ist. Da ist auch der Punkt, am dem Disziplin der Fahrer kommt. Wenn sie überzeugt sind, dass Konstanz und Stringenz vorhanden sind, dann braucht es keine Standpauke." Das große Crashfestival ist deshalb in diesem Jahr auf dem Norisring ausgeblieben.