Motorsport DTM
"Dachte, das war's": Wie DTM-Cockpit Fabio Scherers Karriere rettete
Am vergangenen Wochenende verblüffte HRT-Ford-Pilot Fabio Scherer auf der Nürburgring-Nordschleife nach all dem Trubel um Max Verstappen bei seinem erst zweiten Einsatz mit einem neuen Streckenrekord. Und auch in seiner ersten DTM-Saison übertraf der GT3-Neuling, der in Spielberg bis zum Antriebswellen-Defekt auf Podestkurs war, die Erwartungen.
Was aber nur wenige wussten: Der 26-jährige Schweizer stand vor einem halben Jahr vor dem Karriereende! "Vor weniger als einem Jahr dachte ich mir: Das war's. Jetzt ist der Traum vorbei und ausgeträumt", schreibt Scherer auf Instagram in einem emotionalen Posting.
"Nach all der harten Arbeit, Leidenschaft und Energie, die ich in meine Karriere gesteckt habe, schien es, als wäre sie zu Ende. Im März letzten Jahres hatte ich noch immer keinen Vertrag", offenbart der langjährige Prototypen-Pilot, der in Le Mans 2023 trotz mehrerer Knochenbrüche den LMP2-Klassensieg holte.
"Nie zu träumen gewagt, dass ich neben Verstappen stehe"
"In diesem Moment hätte ich mir nie zu träumen gewagt, dass ich in der kommenden Saison mit den erfahrensten Fahrern der DTM um Punkte kämpfen würde. Dass ich neben Max Verstappen auf dem Podium stehen würde. Dass mein Auto plötzlich auf einem Flugzeug durch die Wolken fliegen würde. Dass ich meine Saison mit einem Streckenrekord auf der Nordschleife beenden würde", lässt der Engelberger sein unglaubliches Jahr Revue passieren.
"Ein paar Tage später unterschrieb ich bei HRT Ford Racing, und die Dinge nahmen ihren Lauf: Ich saß zum ersten Mal in einem GT3-Auto und beantragte meine Lizenz für die Nordschleife. Rückblickend hätte es nicht besser laufen können", schreibt Scherer, der sich bei seinen Unterstützern bedankt - und meint, dass er mit dem HRT-Team "eine neue Familie gefunden" habe.
Und er macht allen Mut, die sich in einer ähnlich verzweifelten Lage befinden wie er vor einem Jahr. "Wenn es mal nicht so gut läuft, wenn dir eine Tür vor der Nase zugeschlagen wird oder dir der Boden unter den Füßen weggezogen wird, bleib konzentriert, kämpfe für deine Ziele und vertraue dir selbst und deinen Fähigkeiten. Manchmal muss man fünf Schritte zurückgehen, um durchzustarten."
Scherer und das HRT-Cockpit: Welche Rolle Tomczyk spielte
Tatsächlich dauerte es im Vorjahr lange, bis das HRT-Team für das erste Ford-Team seine DTM-Fahrer bekanntgab. Arjun Maini war lange fix - und zunächst sah es so aus, als würde Werksfahrer Dennis Olsen im anderen Auto sitzen, doch dann zauberte das Team am 31. März plötzlich Scherer aus dem Hut, der nach fünf Jahren in die DTM zurückkehrte.
Aber wie kam es überhaupt zum überraschenden Deal? "Das ist eigentlich ganz lustig", erzählt HRT-Teamchef Ulrich Fritz. "Martin Tomczyk hat gesagt: 'Ihr kennt euch doch, magst du ihn nicht anrufen?' Aber da ging es noch gar nicht um DTM, sondern um eine grundsätzliche Zusammenarbeit. Dann haben wir uns getroffen, und das hat supergut gepasst."
Scherer habe dann "spezifisch" nach dem DTM-Programm gefragt. "Und dann haben wir Gas gegeben", so Fritz. Zum Hintergrund: Tomczyks Ehefrau ist die Schweizerin Christina Surer - und die kennt Fabio Scherer noch aus dessen Anfangszeiten im Kart. Eine Connection, die dem talentierten Engelberger nun möglicherweise die Karriere gerettet hat.