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Motorsport DTM

"Das ist reine Physik": Wieso beim DTM-Debüt von Aston Martin nichts ging

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© Alexander Trienitz

Harte Aston-Martin-Premiere in der DTM: Die belgische Comtoyou-Truppe, die im Vorjahr die 24 Stunden von Spa-Francorchamps gewonnen hat und in der GT-World-Challenge Europe (GTWCE) bis zum Schluss um den Titel fuhr, lag beim Debüt des Vantage GT3 Evo in Oschersleben stets am Ende des Feldes und wurde am Samstag zu allem Überdruss auch noch disqualifiziert.

"Das war ganz klar die schlimmste Strecke für uns, allein der Papierform nach", erklärt Teamchef Francois Verbist im Gespräch mit Motorsport-Total.com auf die Frage, woran es lag. "Der Aston wurde im Grunde für die WEC gemacht, also lange Strecken wie Portimao, Le Mans, Paul Ricard oder Spa."

Das stimmt mit Informationen von Motorsport-Total.com überein, wonach der Vantage auch in seiner Evo-Variante vor allem flüssige Kurven mag - ganz im Gegensatz zu harten Bremspunkten und Passagen, in denen eine gute Traktion gefragt ist.

"Wir können die Physik nicht ändern"

Der Radstand des Aston Martin Vantage GT3 ist zwar etwas kürzer als der des Ford Mustang GT3 oder des BMW M4 GT3, dennoch zählt der von Prodrive entwickelte Bolide zu den längsten im Feld, was in engen Ecken kein Vorteil ist. Dass man in Oschersleben nicht perfekt aufgestellt war, sei "reine Physik", zuckt Verbist mit den Schultern. "Und wir können die Physik nicht ändern."

Aber wieso musste das Team im Debütrennen bei beiden Autos eine Disqualifikation hinnehmen? Die DTM-unerfahrenen Piloten Gilles Magnus und Nicolas Baert haben die verpflichtete Abwaage direkt nach dem Rennen verpasst. "Die Fahrer sind noch nicht daran gewöhnt", verweist Verbist darauf, dass die GTWCE-Abläufe anders sind. "Wir hätten sie nach einem einstündigen Rennen daran erinnern sollen."

Rückstand am ersten Wochenende halbiert

Das sei "ein Fehler" gewesen, aber man habe daraus gelernt. Überhaupt war die Lernkurve für die - auch was das Personal angeht - DTM-unerfahrene Aston-Martin-Truppe steil. "Wir waren am Anfang zwei Sekunden weg, am Ende 1,2", zeigt sich der Teamchef mit den Fortschritten zufrieden.

Beim Oschersleben-Test Anfang April lag Gilles Magnus als bester Aston-Martin-Pilot tatsächlich noch 2,6 Sekunden zurück, was im GT3-Sport eine Welt ist. Im Freien Training fehlten 1,8 Sekunden, im ersten Qualifying 1,5 und im zweiten 1,3 Sekunden. Teamkollege Baert war übrigens stets mehrere Zehntel pro Runde langsamer als Magnus.

"Die anderen machen im Verlauf des Wochenendes auch Fortschritte", zeigt sich Verbist über die Steigerung des Teams ermutigt. "Das zeigt, dass wir mithalten und die Lücke schließen können."

"Müssen Hirn neu starten": Reifen als größte Herausforderung

Was für das Team in der DTM die größte Herausforderung ist? "Die Reifen zu verstehen - und den Ablauf, wenn es kalt ist", verweist er auf das in der DTM so wichtige Qualifying, das in der Magdeburger Börde bei Temperaturen von knapp über zehn Grad über die Bühne ging.

"Wir waren in den vergangenen drei Jahren im GT-Sport das Reifenheizen gewohnt. Wir müssen diesbezüglich jetzt unser Hirn neu starten. Wir werden bei den Autos keine Revolution durchführen, aber ich bin zuversichtlich, dass wir bessere Tage erleben werden."

Comtoyou leidet nicht an Walkenhorsts Sprit-Problem

Auch das Aston-Martin-Team Walkenhorst tat sich im Vorjahr im ADAC GT Masters mit dem Vantage schwer: Das lag laut Informationen von Motorsport-Total.com vor allem daran, dass der Hersteller kein Motormapping für den Shell-Kraftstoff mit 100 Oktan zur Verfügung hatte.

Der neue synthetische Kraftstoff von Coryton, der dieses Jahr erstmals in der DTM eingesetzt wird und den Shell-Sprit ersetzt, hat aber eine Oktanzahl von 98, die die Klopffestigkeit des Sprits angibt. "Natürlich hätten wir gerne eine bisschen mehr Performance gehabt, aber das wird jeder im Feld sagen", sagt Verbist. "Der Sprit funktioniert, wie er soll".

Ob man ein dafür vorgesehenes Mapping von Aston Martin erhalten habe? "Natürlich", antwortet Verbist. "Wir korrigieren es jeden Tag, auf Basis des Vortages. Diesbezüglich haben wir keine Probleme." Das ergibt Sinn, denn auch Walkenhorst nutzte im Vorjahr ein Mapping für 98 Oktan, wie es auf der Nürburgring-Nordschleife zum Einsatz kommt.

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