Motorsport DTM
"Davon geträumt": Aston Martin verpasst ersten DTM-Sieg nach Aufhängungsdefekt
Aston Martin sorgte beim DTM-Finale in Hockenheim für die große Überraschung: Nachdem sich Gilles Magnus im Qualifying sensationell die Poleposition gesichert hatte, mischte der Belgier auch im letzten Rennen des Jahres lange Zeit an der Spitze mit, bis kurz vor dem zweiten Boxenstopp der bittere Ausfall folgte.
"Offenbar hat der innere Kerb in der ersten Kurve die Aufhängung beschädigt", berichtet Comtoyou-Teamchef Francois Verbist im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Es war nur ein leichter Kontakt, aber wir glauben, dass die 'Banane' des Kerbs die Aufhängung beschädigt hat."
"Wir müssen das natürlich noch genauer analysieren, aber es sieht so aus. Es ist wirklich schade, denn wir sind über diesen Kerb bestimmt hundertmal gefahren, seit dem ersten freien Training. Normalerweise hält das, aber diesmal ist es im ungünstigsten Moment passiert. Das ist halt Racing."
Magnus musste seinen Aston Martin in aussichtsreicher Position, auf Platz zwei liegend, abstellen. Damit platzte nicht nur der Traum vom ersten Podestplatz, sondern womöglich sogar vom DTM-Debütsieg. "Ich würde sagen, ein Sieg war durchaus möglich", glaubt Verbist. "Wir haben schon ein bisschen davon geträumt."
Güven rutscht nach dem ersten Stopp vorbei
"Gilles war wirklich stark unterwegs, er hat einen super Job gemacht", lobt sein Teamchef. Tatsächlich konnte Magnus seine Pole beim Start in eine Führung ummünzen und diese in der Anfangsphase souverän behaupten. Zwischenzeitlich lag der Belgier mit rund zwei Sekunden Vorsprung in Front.
Nach dem ersten Boxenstopp jedoch übernahm Güven die Spitze. "Wir wissen, dass wir nach dem Stopp auf der Outlap immer etwas verlieren, das ist im Vergleich zur Konkurrenz ganz klar", erklärt Verbist den Positionswechsel zugunsten des Manthey-Piloten.
Dabei war die Outlap gar nicht das einzige Problem: Magnus verlor hier lediglich 0,581 Sekunden auf seinen Rivalen. Doch seine Inlap war sogar 0,783 Sekunden langsamer als die von Güven, der seinen Rückstand auf diese Weise bereits wettmachen konnte.
Der Manthey-Stopp selbst war mit 0,6 Sekunden sogar langsamer als jener von Comtoyou. "Ich war wirklich zufrieden mit der Leistung des Teams beim Boxenstopp", betont der Teamchef, der vor allem die Outlap als Schwachstelle sieht. "Der Reifendruck ist ein Faktor, aber es ist auch etwas, das wir noch besser verstehen müssen."
Duell mit Wittmann kostet zu viel Zeit
"Jetzt sind wir beim Boxenstopp richtig stark, das passt, aber wir müssen konstanter werden. Die Pace im Stint stimmt, aber die Outlap, da verlieren wir im Moment am meisten." Doch das allein war nicht der Grund, warum Güven in Führung ging.
Denn als der Porsche-Pilot nach seinem Stopp mit kalten Reifen auf die Strecke zurückkehrte, konnte Magnus den Vorteil seiner aufgewärmten Pneus nicht nutzen, weil er sich gleichzeitig gegen den heranstürmenden Marco Wittmann (Schubert-BMW) verteidigen muss.
Der BMW-Pilot war bereits einige Runden früher an der Box und hatte seine Reifen bereits auf Temperatur gebracht. In der Spitzkehre ging Wittmann sogar zeitweise an Magnus vorbei, doch der Aston-Martin-Pilot konterte wenige Meter später vor der Mercedes-Tribüne.
"Das Ziel war, vor Wittmann zu bleiben", sagt Verbist. "Wir haben die Rundenzeiten beobachtet, die direkt nach dem Stopp sehr stark waren, also haben wir reagiert und ebenfalls gestoppt." Damit wurde das Ziel zwar erreicht, doch der Zeitverlust durch das Duell war entscheidend: Güven konnte sich an der Spitze absetzen.
Hätte Magnus am Ende eine Chance gehabt?
"Wir hätten das beim zweiten Stopp vielleicht wieder ausgleichen können", glaubt der Comtouyou-Teamchef. Tatsächlich konnte sich Magnus in den folgenden Runden wieder an den führenden Güven heranfahren und den Rückstand auf weniger als eine Sekunde verkleinern. Das hätte gereicht, um beim zweiten Stopp den Undercut zu versuchen.
Doch dazu kam es nicht mehr: Rund 15 Minuten vor dem Ende musste der Belgier seinen Aston Martin mit einer gebrochenen Radaufhängung abstellen. "Unser realistisches Ziel war das Podium", so Verbist. "Nach dem ersten Stopp waren wir auf dem zweiten Platz, und ich denke, die Pace war da, um um den Sieg zu kämpfen."
Dazu kommt: Güven haderte in der Schlussphase des Rennens mit seinen Reifen, was auch den finalen Angriff von Marco Wittmann ermöglichte. Es ist also gut denkbar, dass auch Magnus in dieser Situation hätte profitieren können. Der erste Aston-Martin-Sieg in der DTM war greifbar nahe - und blieb am Ende doch nur ein Traum.