Motorsport DTM
DTM erteilt Drehmoment-Sensoren für 2026 Absage: Technik wirklich zu teuer?
Beim GT-Weltcup in Macau werden an diesem Wochenende erstmals bei einem GT3-Sprintrennen Drehmoment-Sensoren eingesetzt. So soll sichergestellt werden, dass Hersteller nicht über versteckte Motormappings zusätzliche Leistung freimachen, worauf Manthey beim DTM-Finale 2025 in Hockenheim in Richtung BMW angespielt hatte.
Auch wenn es laut Informationen von Motorsport-Total.com Thema war, 2026 auch in der DTM die Messwellen erstmals einzusetzen - wenn auch vorerst nur zu Testzwecken - scheint das nun vom Tisch zu sein. "Nächstes Jahr noch nicht", stellt ADAC-Motorsportchef Thomas Voss auf Nachfrage von Motorsport-Total.com klar.
Um das System erst einmal nur zu testen, sei es "einfach noch zu teuer", erklärt Voss. Das habe vor allem damit zu tun, dass der US-amerikanische Anbieter MagCanica, der in Kalifornien ansässig ist, nach wie vor eine Monopolstellung besitzt, auch wenn einige europäische Anbieter inzwischen eigene Produkte entwickeln.
ADAC sieht Einführung kritisch: "Zehn Prozent des Fahrzeug-Preises"
"Im Augenblick ist noch der hohe Preis beziehungsweise die Monopolstellung eines einzelnen Anbieters störend", sagt Voss, der von Kosten von 150.000 Euro pro Auto und daher von "zehn Prozent des Fahrzeug-Preises" spricht, womit er offenbar auf die Einsatzkosten von rund 1,5 Millionen pro DTM-Auto anspielt. Denn laut seiner Rechnung benötigt man neben den zwei Messwellen an den Antriebsachsen auch noch mindestens zwei Ersatzwellen.
"Daher ist die Frage: Ist der Mehrwert aus den Daten, die ich dadurch gewinne, den Aufwand wirklich wert? Ich bin kein Gegner dieser Wellen, aber zu den derzeitigen Konditionen ist das schwierig", erklärt der ADAC-Motorsportchef. "Wenn es mehrere Anbieter und unterschiedliche Systeme gäbe - möglicherweise zu unterschiedlichen Preisen -, dann könnte man darüber diskutieren."
Laut Informationen von Motorsport-Total.com kostet ein Satz Drehmoment-Sensoren rund 40.000 Euro - und für eine DTM-Saison benötigt man aufgrund der Laufzeiten eineinhalb Sätze, womit man bereits bei 80.000 Euro wäre. Wenn man Ersatzteile, Logistikkosten und den zusätzlichen Ingenieur ergänzt, erscheint diese Rechnung realistisch.
Mehr Schäden in der DTM durch aggressive Fahrweise?
Denn in der DTM könnte auch noch ein zusätzlicher Faktor eine Rolle spielen: Im Gegensatz zu Langstreckenrennen, in denen Haltbarkeit im Vordergrund steht, wird in der Traditionsserie in den Zweikämpfen härter gefahren, wilder über die Randsteine geräubert und mehr ans Limit gegangen. Dadurch müsste man möglicherweise mit mehr beschädigten Messwellen rechnen.
"Wenn ein Paar in der Revision ist und eines gerade kaputt ist, benötigt man eigentlich sogar ein drittes Paar, um sicherzustellen, dass man alle Trainings und Rennen bestreiten kann. Dann wären wir bereits bei drei Sätzen pro Fahrzeug", rechnet Voss, der auch das Logistik-Thema kritisch sieht, weil die Messwellen zur Wartung stets in die USA geschickt werden müssen.
Porsches DTM-Leiter hält höhere Kosten für Trugschluss
Befürworter sagen derweil, dass auch unter den aktuellen Konditionen durch eine Einführung in anderen Bereichen gespart werden könnte: Die Entwicklung von Schmierstoffen, das Ausreizen von Motoren über Prüfstandtests oder die Getriebe- und Luftfilter-Optimierung wären überflüssig, weil für die Balance of Performance dann nur noch die Leistung zählt, die direkt am Rad ankommt.
"Dafür gehen pro Jahr locker 150.000 bis 200.000 Euro drauf, um sich einen Vorteil zu verschaffen", glaubt ein DTM-Kenner. Wie die Hersteller zu den Drehmoment-Sensoren stehen? Porsche setzt sich intensiv für die Einführung der Technologie ein, während BMW der größte Kritiker ist und um den GT3-Kundensport fürchtet. Aber auch Mercedes-AMG warnt vor den Kosten.