Motorsport DTM
"Hätte alles gehabt für die F1": Wie die Lechners Preinings Karriere retteten
Ohne die Hilfe der Salzburger Rennsport-Familie Lechner wäre Thomas Preining heute vermutlich nicht DTM-Champion. Denn nach der Formel-4-Premiere im Jahr 2015, bei der der damals 16-jährige Österreicher mit Mick Schumacher auf dem Podest stand, zahlte ein Sponsor nicht. Preining musste nach zwei Wochenenden zuschauen, die Karriere stand vor dem Aus.
Doch Robert Lechner, der selbst erfolgreicher Rennfahrer war und damals mit seinem Bruder Walter das Formel-4-Team Lechner Racing führte, reanimierte ein Jahr später die Karriere des Jungtalents. "Tommys Vater Andi war nach den ganzen Versprechungen, die nicht eingetroffen sind, sehr enttäuscht und gebrochen", erinnert sich Lechner im Gespräch mit Motorsport-Total.com.
"Es war auch meine Aufgabe - ohne dass es der Bub mitbekommt - dem Andi wieder Vertrauen zu geben und ein kleines Umfeld aufzubauen, das Tommy finanziell unterstützt hat."
"Habe sofort dieses Brennen in den Augen gesehen"
Und so schnürte Lechner trotz der finanziellen Engpässe mit seinem Netzwerk ein Paket für die Formel-4-Saison 2016 - und gab Vater und Motorrad-Legende Andreas Preining die Garantie, dass sein Sohn definitiv die ganze Saison bestreitet. "Ich habe damals gesagt, wir würden ihm helfen", erinnert sich der 46-jährige Lechner an seine Worte. "Wir schaffen das - und was wir nicht schaffen, das steuern wir bei. Aber ich möchte ihn 2016 in unserem Auto haben."
Warum Lechner von Thomas Preining so überzeugt war? "Er hat gleich am ersten Formel-4-Wochenende einen dritten Platz geholt - mit kaputtem Frontflügel", erinnert er sich an Oschersleben 2015. "Da habe ich mir gedacht: Warum fährt der eigentlich nicht bei uns?"
Preining blühte 2016 im familiären und sorgenfreieren Lechner-Umfeld auf und holte zwei Saisonsiege in Spielberg und auf dem Nürburgring.
"Wir hatten nicht das Budget von Prema mit Mick Schumacher, hatten zwar ein gutes Auto, aber weniger Reifen und Testtage. Aber ich habe bei Tommy sofort dieses Brennen in den Augen gesehen, das man von Siegertypen kennt. Und er hat sich extrem schnell auf neue Strecken und Bedingungen eingestellt, was bei unserem Budget ein Vorteil war."
Am Ende wurde er Vierter in der Meisterschaft, Schumacher kam auf Platz zwei. Durch die starke Saison keimte bei Preining und seiner Familie wieder Hoffnung auf, es könnte doch noch was werden mit der Formel 1. Zumal Gerhard Berger dem Landsmann bei ServusTV den Ratschlag gab, den Schritt in die Formel 3 zu wagen.
Anmeldung zur Porsche-Sichtung im letzten Moment
Dass Preining dann aber bei Porsche landete, ist auf die Lechner-Brüder zurückzuführen, die ihn bei einer Porsche-Nachwuchssichtung anmeldeten. "Das Formular hat damals mein Bruder ausgefüllt", erinnert sich Robert Lechner. "Er meinte, wir müssen das machen. Wenn wir den Anmeldeschluss verpassen, dann laden sie ihn nicht zur Sichtung ein, aber so hat er eine Chance. Ich glaube, wir haben es am Tag der Deadline abgegeben."
Der Plan ging auf: Preining setzte sich gegen Ralph Boschung, der übrigens immer noch Formel 2 fährt, und Dennis Marschall durch - und erhielt damit 2017 und 2018 Juniorenstatus bei Porsche. Das sei im Nachhinein "einer der wichtigsten Schritte" gewesen, so Lechner.
Lechner über Rekordsaison 2018: "Sicher sein wichtigstes Jahr"
Denn bei Porsche sah man eine bessere Perspektive als im teuren Formelsport: Zwei Jahre lang war Preinings Programm gesichert - und das Team von Walter Lechner sen. war nicht nur die Referenz in den Porsche-Cups, sondern hatte mit BWT einen potenten Sponsor.
"Tommy hatte zum ersten Mal in seiner Karriere alles, was er brauchte", erinnert sich Lechner. Und er nutzte die Chance: 2018 holte der Österreicher nicht nur den Titel, sondern stellte mit zehn Siegen in 16 Rennen einen Rekord im Porsche-Carrera-Cup Deutschland auf, der bis heute ungebrochen ist.
Durch diese Leistung wurde er 2019 von Porsche zum Young Professional - die Vorstufe zum Werksfahrer - befördert. "2018 war sicher sein wichtigstes Jahr. Und fünf Jahre später ist er DTM-Champion. Das ist unglaublich", schwärmt Lechner, der laut eigenen Angaben im Moment des Titelgewinns Tränen in den Augen hatte.
"Tommy hätte alles gehabt für die Formel 1"
"Das lag daran, dass ich so furchtbar stolz bin", sagt er - und seine Stimme wird dabei emotional. "Weil ich weiß, was es heißt, dass er mit 25 seinen absoluten Höhepunkt erreicht hat. Und dass da noch einiges kommen wird."
In einer Woche wird Preining den LMDh-Boliden von Porsche beim Rookie-Test in Bahrain testen. Das könnte die Vorstufe zum nächsten Kapitel in der Erfolgskarriere des Oberösterreichers sein. Und hin und wieder treffen sich Lechner und Preining heute tatsächlich im Fahrerlager der Formel 1 - als TV-Experten beim ORF.
"Mit den richtigen Möglichkeiten im Rennsport hätte Tommy alles gehabt, um ein guter österreichischer Formel-1-Fahrer zu sein", ist Lechner überzeugt. "Das Funkeln in den Augen, die richtige Vorbereitung, Fitness, Auftreten, Technik, Speed, Talent und Instinkt. Aber jetzt ist er Porsche-Werksfahrer und mit 25 Jahren DTM-Champion. Who cares?"