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Motorsport DTM

Manager-Delegation aus China bei DTM am Nürburgring: Was steckt dahinter?

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© Sven Haidinger/smg

Ungewöhnlicher Besuch beim DTM-Wochenende auf dem Nürburgring: Vor dem Start des Samstagsrennens fiel eine aus rund zehn Mitgliedern bestehende Reisedelegation aus Asien in der Startaufstellung auf, die von ADAC-Sportpräsident Gerd Ennser und ADAC-Vorstand Claudius Leibfritz begleitet wurde.

Doch um wen handelte es sich? Wie Motorsport-Total.com herausgefunden hat, waren es hochranginge Manager des chinesischen Geely-Konzerns. Wem das kein Begriff ist: Geely ist mit über drei Millionen verkauften Autos einer der größten Autohersteller der Welt - und besitzt neben eigenen Elektromarken auch Volvo, Lotus und Polestar.

Zudem ist man zu 17 Prozent an Aston Martin beteiligt und mit 9,7 Prozent größter Einzelaktionär bei Mercedes-Benz, also ein Big-Player in der Autoindustrie. Aber was machen Geely-Manager ausgerechnet bei der DTM?

Nürburgring-Abordnung stammte von Geely-Tochter Mitime

Dass eine Geely-Marke in Zukunft ein GT3-Auto baut und in der DTM an den Start geht, gilt als unrealistisch. Und auch, dass in naher Zukunft ein Markenpokal mit Geely-Fahrzeugen im Rahmenprogramm der DTM an den Start geht. Geely hat zwar mit Lync & Co eine eigene Marke in der TCR-Europe-Meisterschaft, das dürfte aber für die DTM keine Rolle spielen.

Dennoch ist die Zhejiang Geely Holding Group, wie der komplette Name lautet, mit Sitz in der Elf-Millionen-Einwohner-Metropole Hangzhou breiter aufgestellt als man denkt. Die Abordnung, die am vergangenen Wochenende den Nürburgring besucht hat, zählte - wie man hört - zur Geely-Tochtergesellschaft Mitime Investments.

Diese ließ zuletzt vier Rennstrecken in China bauen, darunter der 2017 eröffnete Ningbo International Circuit, der eine FIA-Grad-2-Lizenz besitzt. Dadurch sind dort abgesehen von der Formel 1 alle möglichen Rennen im Rundstrecken-Sport zugelassen. Außerdem übernahm man die US-Rennstrecke Miller Motorsports Park in Utah im November 2018 komplett.

Mitime Sports besitzt Kurse und veranstaltet Rennserien

Könnte das also auf ein mögliches DTM-Gastspiel in China oder in den USA hindeuten? Auch das gilt als äußerst unwahrscheinlich, da die Kosten für die Teams viel zu hoch wären und selbst Bemühungen der DTM, außerhalb von Zentraleuropa größere Zuschauermengen zu aktivieren, bisher nicht von Erfolg gekrönt waren.

Vielmehr ging es den Gästen aus China offenbar darum, Erfahrungswerte von einem großen Motorsport-Event in Europa mitzunehmen. Das DTM-Wochenende auf dem Nürburgring lockte laut offiziellen Zahlen insgesamt 78.000 Zuschauer an, was eine deutliche Verbesserung von 15.500 Zuschauern oder 15,5 Prozent im Vergleich zu 2024 bedeutet.

Mitime Sports betreibt selbst Eventmanagement und veranstaltet neben großen Golf-Turnieren, Marathons und Segelregatten auch Motorsport-Events, darunter die chinesische Formel-4-Meisterschaft und mit der China-Formula-Grand-Prix-Meisterschaft eine weitere Formelserie.

"Schauen sich genau an, wie dieses Thema umgesetzt wird"

"Die Gruppe ist nicht nur als Veranstalter stark an der Entwicklung der Motorsport-Kultur engagiert und trainiert Fahrer und stellt Renn-Equipment und Rennautos zur Verfügung", bekennt sich Mitime auf der Website klar zum Motorsport und will dessen Zugänglichkeit und Reichweite in China verbessern.

Das erklärt auch den Besuch bei der DTM - mit dem vorrangigen Ziel, von den Europäern für mögliche eigene Projekte in Zukunft zu lernen. "Die Chinesen fliegen bei Interesse für ein Thema zum Beispiel nach Europa und schauen sich genau an, wie dieses Thema umgesetzt wird ", sagt ein Kenner der chinesischen Kultur, der Mentalität und auch der chinesischen Automobilindustrie.

"Man könnte sagen, sie saugen Informationen auf. Und man sollte Respekt haben - sie schauen sich alles genau an und lernen dann wahnsinnig schnell." Dieser sei umgekehrt bereits vorhanden: "Eine emotionale Marke mit Tradition wie die DTM - davor hat man in China Respekt!"

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