Die DTM live in SAT.1 und auf ran.de
Sophia Flörsch exklusiv: "Ich will mir den Respekt erfahren"
- Aktualisiert: 22.03.2021
- 20:45 Uhr
- ran.de / Kai Esser
Sophia Flörsch geht den nächsten Schritt in ihrer Rennfahrerkarriere. Die ehrgeizige 20-Jährige fährt in der Saison 2021 in der DTM (live in SAT.1 und auf ran.de) im Team Abt. Mit ran hat sie exklusiv über ihre Ziele gesprochen und darüber, wie sie in der Männerwelt des Motorsports wahrgenommen wird.
München - Das Fahrerfeld für die DTM-Saison 2021 (live in SAT.1 und auf ran.de) nimmt Konturen an. Auch Sophia Flörsch wird einen der Boliden pilotieren. Die ehemalige Formel-3-Pilotin startet für das Team Abt an der Seite des 2013er DTM-Champions Mike Rockenfeller und des Südafrikaners Kelvin van der Linde. Ein Audi R8 LMS GT3 wird ihr neues Dienstfahrzeug.
Flörsch ist in der neuesten Ausgabe des ran racing-Podcasts zu Gast. Im Interview mit ran hat die 20-jährige Münchnerin aber bereits im Vorfeld über ihre Rolle als Frau in einer Männerdomäne und ihre Ziele nach dem Wechsel vom Formel- zum Tourenwagen-Sport gesprochen.
ran.de: Frau Flörsch - ganz allgemein zu Beginn: Wie kam es zu dem Schritt DTM?
Sophia Flörsch: Eigentlich war mein Plan, noch ein Jahr lang in der Formel 3 zu fahren. Wir hatten mit mehreren Teams Kontakt, aber die Top-Teams haben ihre Plätze bereits vergeben. Mein Partner Schäffler und ich hatten etwa zum Jahreswechsel die Idee von der DTM. Ab da ging es recht schnell, vor drei bis vier Wochen haben wir dann fix gemacht, dass ich für Abt in der DTM fahren werden.
ran.de: Stand das Handy heute überhaupt still?
Flörsch: Heute? Nicht wirklich (lacht). Es war sehr schwer, diese großen News geheim zu halten und ich bin auch sehr happy darüber, endlich diese großen Neuigkeiten verkünden zu können.
ran.de: Sie haben 2020 in Hockenheim schon DTM-Luft geschnuppert. Gab es da schon Kontakte?
Flörsch: Nein, nicht wirklich. Dort durfte ich die Zukunft der DTM testweise fahren und es war erst im Gespräch, dass ich in der Entwicklung des Autos helfe, aber nie, dass ich in der DTM tatsächlich an den Start gehen werde.
ran.de: Motorsport ist eine Männerdomäne. Haben Sie das Gefühl, manchmal nicht ernst genommen zu werden? Wie reagieren die Leute auf Sie?
Flörsch: Schon hauptsächlich positiv. Klar, manchmal sind komische Kommentare dabei und es gibt Leute, die eine Frau nicht gerade befürworten, aber das ist ganz normal. Ich sag' immer: '[Lewis] Hamilton hat auch nicht nur Fans.' Motorsport ist eine Männerwelt, das stimmt, aber ich will mich da durchsetzen und mir den Respekt sozusagen 'erfahren'. Ich bin schon lange genug da, die meisten kennen mich und wissen, dass ich nicht nur eine Frau bin, sondern auch schnell.
ran.de: Sie sind nicht alleine als Frau, auch Ihre zukünftige Ingenieurin Laura Müller ist weiblich. Verstehen Sie sich als Vorbild für junge Mädchen, die auch im Kart sitzen und diesen Traum haben?
Flörsch: Ich denke schon. Ich komme mit Laura super klar und freue mich auf die Zusammenarbeit dieses Jahr. Ich glaube, der Motorsport hat uns ähnlich gestrickt, wir wissen was wir wollen, wir haben unsere Ziele und natürlich versuchen wir das als 'Frauenteam' auch nach außen zu tragen. Wir wollen den jungen Mädels zeigen, dass der Motorsport auch eine Branche für Frauen ist, egal ob als Sportlerin oder Ingenieurin.
ran.de: War die DTM schon immer ein Ziel von Ihnen?
Flörsch: Ich war 2011 erstmals bei einem DTM Rennen, damals im Olympiastadion München, und fand es voll geil als Zehnjährige. Klar, die DTM war schon immer eine angesehene Rennserie mit extrem hohem Niveau. Ich habe immer gesagt, dass ich mich der DTM nie verschließen würde und dieses Jahr dort fahren zu dürfen ist eine große Ehre. Und dann auch noch für Abt zu fahren, die bewiesen haben, dass sie ein sehr gutes Team sind, ist natürlich super.
ran.de: Was sind Ihre Ziele für diese Saison und vielleicht sogar darüber hinaus?
Flörsch: Es ist mein Rookie-Jahr, mein erstes Jahr überhaupt im GT-Sport. Von daher werden viele neue Eindrücke kommen, aber das Wichtigste wird sein, sich so schnell wie möglich an das Auto zu gewöhnen und Erfahrungen zu sammeln und dann mit dem Speed mitgehen zu können. Dann will ich einfach geile Rennen zeigen. Ich freue mich vor allem darauf, nicht ständig aufpassen zu müssen, dass der Frontflügel noch dran ist, in der DTM geht es ja etwas härter zu. Ich will hart arbeiten und vor allem Spaß haben. Im Moment konzentriere ich mich erstmal darauf.
ran.de: Einer Ihrer Teamkollegen wird Mike Rockenfeller sein. Was können Sie von so einer DTM-Legende lernen und mitnehmen?
Flörsch: Bestimmt sehr viel. Er hat die letzten Jahre nichts Anderes gemacht. Er weiß wie alles abläuft, er weiß wie man so ein Auto fahren muss, da kann ich nur lernen. Ich bin ja noch jung und habe noch nicht viel Erfahrung, gerade im Tourenwagen. Ich freue mich darauf, mit ihm und Kelvin [van der Linde (zweiter Teamkollege, Anm. d. Red.)] zu arbeiten.
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ran.de: Sie kommen von der Formel 3. Die allgemeine Meinung ist, dass Formel-Fahrzeuge und Tourenwagen ein riesiger Unterschied sind. Was sind die größten Herausforderungen für Sie?
Flörsch: Der größte Umstieg wird das Anti-Blockier-System sein. Im Formel-Sport ist man es gewohnt, mit der Bremse entsprechend umgehen zu müssen und das Gefühl im Fuß zu haben, das brauche ich jetzt nicht mehr in dem Ausmaß. Ich werde mich daran gewöhnen müssen, aber ich glaube, dass der Umstieg von Formel auf Tourenwagen viel leichter ist, als andersrum.
ran.de: Sie sagten: "Der Formel-Sport ist alles für mich." Das höchste im Formel-Sport ist die Formel 1, auch ein Ziel für Sie?
Flörsch: Ja, das Ziel ist immer noch da. Ich habe mit dem Formel-Sport keinesfalls abgeschlossen, weil ich mich für die DTM entschieden habe. Früher oder später werde ich hoffentlich auch dorthin zurückkehren.
ran.de: Die DTM fährt viel in Deutschland. Sie sind gebürtige Münchnerin, freuen Sie sich nun näher an der Heimat zu sein?
Flörsch: Ja, sehr! Ich freue mich einfach auf die deutschen Fans und hoffe natürlich, dass, sobald es die Pandemie zulässt, sie auch kommen können, wenigstens ein paar. Ich war letztes Jahr mit der Formel 3 überhaupt nicht in Deutschland, 2019 auch nicht. Von daher hoffe ich einfach, dass deutsche Fans wieder an die Strecke kommen dürfen und die Atmosphäre wieder so ist, wie ich sie von den DTM-Rennen damals kenne.
Das Interview führte Kai Esser
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