Babybrei, Strafsingen, Meditation: Die Rituale der deutschen Olympia-Stars
Die Rituale der deutschen Olympia-Stars
Um erfolgreich zu sein, greifen Sportler gerne auf Rituale zurück. Auch einige deutsche Olympia-Stars haben so ihre Macken bei der Vorbereitung auf oder rund um die Wettkämpfe. ran zeigt sie.
Deutsche U21
Trainer Stefan Kuntz hat sich mal wieder etwas Besonderes einfallen lassen. Die Vorgabe: Nach jedem Training müssen die Spieler drei Tore erzielen. Wer das als Letzter schafft, der muss beim Abendessen vor der Mannschaft ein Lied oder ein paar Sätze auf Japanisch zum Besten geben. "Man spürt, dass die Stimmung dann gleich besser wird. Wir wachsen auf und neben dem Platz zusammen. Das ist extrem wichtig, Stefan Kuntz macht das sehr gut. Er ist bekannt dafür, Mannschaften so zu formen, dass sie schnell zu einer Einheit werden", sagte Benjamin Henrichs.
Deutsche U21
Motivierend war auch die Visite des Olympischen Dorfes in Tokio. Neben einem Besuch in der Mensa nutzte das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz die Gelegenheit auch für Schnappschüsse mit anderen Sportlern: Angreifer Max Kruse posierte mit Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig, Arne Maier mit US-Skateboarder Nyjah Huston. "Das war eine tolle Erfahrung für jeden von uns. Wenn wir in der Gruppe Erster werden, ziehen wir ins Dorf. Es ist unser großes Ziel, wieder dorthin zu kommen", sagte Maier.
Philipp Buhl
Segel-Weltmeister Philipp Buhl (31) hat sich etwas Neues ausgedacht, um sich gegen die enormen Strapazen zu wappnen: Er hat zum ersten Mal ein Elektrolyte-Gel mit an Bord. "In der letzten Viertelstunde im Rennen wird der Mund komplett trocken, man glüht, kann nicht mehr klar denken", sagte er der "Bild".
Sebastian Brendel
Erst wird die Eissauna auf 90 Grad aufgeheizt, dann geht es in die andere extreme Richtung: Mit Stickstoff wird sie auf minus 196 Grad runtergekühlt. Unter anderem zur Regeneration wird die Kältekammer genutzt. Der dreimalige Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel (33) nutzt die sogenannte Kryotherapie in der Vorbereitung auf Olympia.
Sabine Kusterer
Gewichtheberin Sabine Kusterer belegte 2016 in Rio de Janeiro den zehnten Platz in der Klasse bis 58 Kilogramm. Womit sie aber jede Menge Aufmerksamkeit erregte, war ihr "Snack": Vor dem Stoßen hatte sie eine mit Schokocreme garnierte Banane gegessen. Sie überlegt, das Ritual, das sie sich zwischenzeitlich abgewöhnt hatte, wieder einzuführen. "Das hat ja auch einen Wiedererkennungswert", sagte sie den "Badischen Neuesten Nachrichten".
Malaika Mihambo
Weitspringerin Malaika Mihambo (27) setzt auf Meditation. Und das mindestens fünfmal in der Woche. "Morgens und abends nehme ich mir dafür zwischen zehn und 20 Minuten Zeit", sagte sie dem "Spiegel". Zweimal reiste sie alleine mit dem Rucksack nach Indien, um das Ganze zu erlernen. "Man sollte dort unter anderem dreimal am Tag ganz stillsitzen, ohne zu zucken. Auf das Nicht-Denken konzentrieren oder auf das Körpergefühl", erklärte sie in der "Bild". "Für mich bedeutet Meditation auch, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, sich selbst kennenzulernen und sich zu reflektieren. Um dann eben im Wettkampf, aber auch im Alltag, Dinge verändern zu können."
Lisa Nippgen
Leichtathletin Lisa Nippgen wird in Tokio mit der 4x100m-Staffel an den Start gehen. Ihre Rituale vor dem Wettkampf sind vielfältig: "Am Abend davor möchte unser Trainer immer, dass wir Steak essen. Beim Wettkampf ist immer mein Glücksesel dabei und davor muss ich einen Babybrei essen."
Christina Schwanitz
Christina Schwanitz wird auch in Tokio an ihrem Ritual festhalten: Wenn sie mit dem rechten Arm die Kugel in die Höhe stemmt, dann hat sie den Zopf in der linken Hand. "Es ist mein Ritual geworden und dient der Konzentration", sagt die 35-Jährige. Damit es mit ihrem großen Ziel klappt, der ersten Olympia-Medaille: "Ich bin sehr stolz, jetzt zu meinen vierten Olympischen Spielen zu fahren. Das hätte ich niemals erwartet. Mit viel Ehrgeiz und Elan will ich in Tokio die Bombe platzen lassen."
Sideris Tasiadis
Kanadier-Fahrer Sideris Tasiadis (31) geht mit einem neuen Boot an den Start. "Der Sport wird immer schneller, das Boot muss wendiger werden. Ich habe es drei Zentimeter breiter bauen lassen, die Oberfläche ist flacher und der Einstieg größer, weil ich ja knie", sagte er der "Bild". Auch am Training feilt er: "Das hat sich über die Jahre so entwickelt. Ich mache mir Gedanken, wie ich besser werden kann." Durch das immer gleiche Programm, so stellte Tasiadis fest, "bin ich nicht besser geworden. Ganz im Gegenteil. Meine Leistungskurve wurde immer schlechter, obwohl ich das Gleiche trainiert hatte."
Oliver Zeidler
Ruderer Oliver Zeidler (24) hat einen Kniff genutzt, um seine Technik zu verbessern: Er verlegte einige Einheiten von der künstlichen Regattastrecke in Oberschleißheim auf den Starnberger See. Denn dort sind mehr Wellen. "Die Olympia-Regattastrecke liegt in einem Hafen mit Meerzugang, ist windanfällig", erklärt er der "Bild". Außerdem ist Physio Nicole Hollaus in ständigem Kontakt mit dem Weltmeister. "Oliver ist in bester körperlicher Verfassung. Er ist völlig schmerzfrei. Das ist für einen Leistungssportler auf diesem Niveau etwas ganz Besonderes. Wir können uns bei den Behandlungen darauf konzentrieren, das komplette System am Laufen zu halten."
Isabell Werth
Eine sechsmalige Olympiasiegerin als Stewardess? Klar, für Dressur-Legende Isabell Werth ist das keine Frage. Sie fliegt mit den deutschen Pferden im Frachtraum des Transportfliegers, darunter ist auch ihr Erfolgspferd Bella Rose. "Wir sind praktisch die Stewardessen", sagte die sechsmalige Olympiasiegerin der "Sportschau". Wie läuft das konkret ab? "Wir betreuen die Pferde zwischendurch mit leichten Fütterungen und Wasser. Wichtig ist, dass man immer wieder nach dem Rechten sieht und dafür sorgt, dass die Pferde sich so wohl wie möglich fühlen." Zwar sitzt Werth eigentlich in einem mit der Economy-Klasse vergleichbaren Bereich im vorderen Teil des Fliegers, aber "es spielt sich sowieso alles bei den Pferden ab. Bei 18 Stunden wird das eine echte Herausforderung. So luxuriös ist das nicht."