US Open: Sabine Lisicki steht sich selbst im Weg
- Aktualisiert: 08.09.2015
- 09:11 Uhr
- ran.de / Petra Philippsen
Mit Sabine Lisicki scheitert die letzte deutsche Spielerin bei den US Open - doch die Chancen auf ihren ersten Viertelfinaleinzug in Flushing Meadows waren da.
New York - James Keothavong hatte alle Hände voll zu tun gehabt. Der erfahrene britische Stuhlschiedsrichter beorderte zunächst über Funk die Physiotherapeutin für Simona Halep ins Louis-Armstrong-Stadium, dann drehte er sich herüber zu Sabine Lisicki und ermahnte sie von oben streng: "Der Linienrichter dort hinten versteht Deutsch."
Es war Keothavongs letzte Vorwarnung an die 25-jährige Berlinerin, nicht ständig mit ihrem Trainer Christopher Kas und ihrem Lebensgefährten Oliver Pocher in ihrer Box zu kommunizieren. Coaching ist im Tennis schließlich untersagt.
Furiose Aufholjagd im Spiel zuvor
Und so hatten beide Akteurinnen in diesem Achtelfinale der US Open so ihre Probleme: Die Weltranglistenzweite quälte der linke Oberschenkel, Lisicki ihr schwankendes Spiel. In der Runde zuvor hatte Lisicki eine schwache Vorstellung noch mit einer furiosen Aufholjagd mit sechs Spielen in Folge zum Sieg gedreht.
Doch dieses Mal fehlten schlicht die spektakulären Elemente in dieser Partie und die 10.000 Zuschauer in der Arena mussten sich mit einer anstrengenden Achterbahnfahrt begnügen. Am Ende wurde es eine Talfahrt für Lisicki, sie unterlag mit 7:6, 5:7 und 2:6 nach 2:38 Stunden.
Lisicki: "Bin wahnsinnig enttäuscht"
Genauso lange brauchte Lisicki danach dann auch, bis sie am Montagabend schließlich zur Pressekonferenz erschien. "Ich bin wahnsinnig enttäuscht", sagte Lisicki, die Augen noch etwas gerötet, "ich wollte, aber es ging nicht. Ich habe im zweiten und dritten Satz Krämpfe gekriegt. Ich habe alles versucht, aber nichts hat mehr geholfen."
Das war ihre Erklärung für ihr Scheitern. Doch im Grunde wusste sie, dass ihr die große Chance auf ihr erstes Viertelfinale bei den US Open selbst aus den Händen geglitten war.
Externer Inhalt
Zu hektisch
Halep wäre an diesem Tag zu packen gewesen. Zwar ging die 23-jährige Rumänin als klare Favoritin in die Partie, die mit ihren Finalteilnahmen in Toronto und Cincinnati ihre Bestform wiedergefunden hatte. Doch nicht an diesem Tag: Halep war angeschlagen, verunsichert. Aber Lisicki nutzte das nicht aus. Sie spielte überhastet, viel zu hektisch in ihren Schlägen. Sie hätte reihenweise Möglichkeiten gehabt, die Sache zügig voranzubringen.
Stattdessen wurde es eine zähe Angelegenheit bei heißen Temperaturen, in der es von leichten Fehlern nur so wimmelte. 30 unterliefen allein Lisicki im ersten Durchgang, Halep 19. Winner waren dagegen rar. Und beide taten sich zudem extrem schwer bei ihren eigenen Aufschlagspielen, allein im ersten Satz gab es insgesamt sechs Breaks.
Fehler auf beiden Seiten
Und im zweiten Durchgang wurde es nicht besser, die Aufschlagverluste gingen munter hin und her - nun sogar mit neun (!) Breaks. Halep verbiss sich jedoch in dieses Match, obwohl sie gehandicapt war.
Bei Lisicki war lange nichts von Einschränkungen zu merken, sie brachte sich vor allem mit ihrer hohen Fehlerquote selbst um den Lohn. Erst nach dem Satzverlust ließ Lisicki die Physiotherapeutin kommen und beide Spielerinnen nahmen sich die zehnminütige Pause, die ihnen die Heat-Rule gestattet.
Schmerzen kehren zurück
Halep kam trotz ihres dicken Oberschenkel-Tapes schneller in Tritt und schnappte sich erst das Break zum 4:2, bis Lisicki insgesamt 72. leichter Fehler die Quälerei beendete. "Es war ein verrücktes Match", sagte Halep kopfschüttelnd, "Sabine hat gekämpft, aber ich habe auch alles gegeben, was ich hatte. Ich bin sehr froh."
Froh war Lisicki am Ende nur darüber, dass sie überhaupt an den US Open teilnehmen konnte. Schon vor dem Turnier habe sie sich am linken Knie verletzt, die Schmerzen seien dann in der dritten Runde wiedergekommen. Genauer wollte sie die Art der Verletzung aber auch danach schon nicht definieren. Am Ende bleibt mit Lisickis Aus der rote Faden dieser Grand-Slam-Saison aus deutscher Sicht erhalten: Irgendwas ist immer.
Aus New York berichtet Petra Philippsen