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Nach Potsdam-Beben: VBL mit denkwürdigem Saisonstart
Der Paukenschlag erschütterte die Bundesliga, noch bevor sie überhaupt angefangen hatte. Völlig unerwartet hatten sich die Volleyballerinnen des SC Potsdam kurz vor dem Start aus dem Spielbetrieb zurückgezogen. Der kurzfristige Abschied des Topteams - für dessen eigentlichen Auftaktgegner Dresdner SC nicht weniger als "eine Katastrophe". Während der Pokalsieger am Wochenende erst einmal zum Zuschauen verdammt ist, startet die Konkurrenz in eine denkwürdige Saison mit alten Problemen und neuen Hoffnungen.
Denn nachdem die Liga der Frauen in den vergangenen Jahren aufgrund finanzieller Sorgen einiger Klubs immer weiter geschrumpft war, wagen nun gleich drei Neulinge den Schritt ins Oberhaus. Dass nun wieder elf Teams ins Rennen gehen, ist laut VBL-Geschäftsführerin Kim Oszvald-Renkema "enorm wichtig für die Liga" und ein "richtungsweisendes Signal an aufstiegsinteressierte Standorte".
Die Skurios Volleys Borken, die ETV Hamburger Volksbank Volleys und die Binder Blaubären TSV Flacht starten ab Samstag in das Abenteuer Bundesliga. Die drei Teams wollen und müssen sich erst einmal beweisen, aber "insgeheim darf es natürlich auch gegen etablierte Bundesligateams die ein oder andere Überraschung geben", sagte ETV-Mittelblockerin Anni Hartig.
Mit dem Kampf an der Spitze dürften die Neulinge aber nichts zu tun haben. Beim Titelverteidiger SSC Palmberg Schwerin hält man sich derweil mit Kampfansagen noch zurück. "Vermutlich treten wir in 90 Prozent aller Spiele als Favorit an. Das spornt nicht nur uns an, sondern natürlich auch unsere Gegner, denn den amtierenden Meister zu schlagen, ist immer ein besonderer Anreiz", sagte Trainer Felix Koslowski. Dennoch wolle seine Mannschaft um Shootingstar Leana Grozer "in allen ausstehenden nationalen Wettbewerben ganz vorne mitspielen".
Das wird der SC Potsdam nicht mehr. Mischte das einstige Topteam in der vergangenen Saison noch bis zum Play-off-Viertelfinale im Meisterschaftsrennen mit, wird der Startplatz der Brandenburgerinnen in diesem Jahr leer bleiben. "Der Rückzug des SC Potsdam ist natürlich bedauerlich für die Liga, für den Standort und für die anderen Vereine", sagte Oszvald-Renkema dem SID. Man sei mit dem Klub "lange im Austausch" gewesen, habe nach Lösungen gesucht. Doch ohne Erfolg.
Aus Potsdam war Ende September mit der Ankündigung des Rückzugs des Lizenzantrags hingegen scharfe Kritik gekommen. Der Liga sei "sogar ein Testat eines Wirtschaftsprüfers vorgelegt" worden, "das die Schlüssigkeit der Wirtschaftlichkeit für die nächste Saison bestätigt", sagte Geschäftsführer Eugen Benzel, der sich "zutiefst enttäuscht" zeigte: "Der Schaden ist immens."
Auch beim eigentlichen Auftaktgegner aus Dresden sind die Konsequenzen spürbar. Trainer Alexander Waibl und sein Team stünden "in den Startlöchern für die neue Saison", erklärte Geschäftsführerin Sandra Zimmermann Anfang Oktober: "Deshalb ist dieser einmalige Vorgang sowohl sportlich als auch organisatorisch eine Katastrophe." Das Team sei "unvorbereitet vor vollendete Tatsachen gestellt" worden - und das kurz vor dem Start in die Saison.