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Nationalspieler im Exklusiv-Interview

VfL Wolfsburg-Star Lukas Nmecha exklusiv: "Stefan Kuntz und Vincent Kompany verdanke ich besonders viel"

  • Aktualisiert: 28.11.2021
  • 02:59 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
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© 2020 Getty Images

Neu-Nationalspieler Lukas Nmecha ist eine der großen deutschen Sturmhoffnungen für die WM in Katar 2022. Im Exklusiv-Interview mit ran spricht der Wolfsburger unter anderem über seinen guten Start bei den "Wölfen", seine früheren Trainer Vincent Kompany und Stefan Kuntz, sowie den Frage, warum er nicht mit seinem Bruder und Teamkollegen Felix zusammenwohnt. (FC Bayern München vs. VfL Wolfsburg am 17. Dezember ab 19 Uhr live in SAT.1 und auf ran.de)

ran: Herr Nmecha, wie hat sich der Trainerwechsel von Mark van Bommel zu Florian Kohfeldt für Sie persönlich ausgewirkt?

Lukas Nmecha: Bei Mark van Bommel hatte ich zu Saisonbeginn wenig Spielzeit. Aber das war auch nicht anders zu erwarten, da ich die Vorbereitung nicht voll hatte durchziehen können. Ab dem fünften Spieltag habe ich dann aber immer länger auf dem Platz gestanden, und seitdem Florian Kohfeldt unser Trainer ist, spiele ich regelmäßig über 90 Minuten.

ran: Das letzte, für den VfL entscheidende Gruppenspiel in der Champions League werden Sie aber wegen der dritten gelben Karte verpassen. Ist das, wie die Kritiker sagen, Ihrem Alter und mangelnder Erfahrung geschuldet, oder ist auch ein wenig mehr Verständnis angebracht, wenn einem im Eifer des Gefechts mal der Hut hochgeht?

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Nmecha: Ich muss gestehen, dass ich in diesem Moment einfach nicht auf dem Schirm hatte, dass ich bei einer weiteren gelben Karte für die nächste Partie gesperrt sein würde. Wäre mir das bewusst gewesen, hätte ich mich sicher mehr beherrscht. Grundsätzlich ist es aber auch ein wenig so, wie Sie sagen. Man versucht, das Spiel bei Rückstand wieder in den Griff zu bekommen und zu drehen, dann wird aber ein möglicher Konter abgepfiffen wegen eines Handspiels, das aus meiner Sicht keines war. Ich denke, da ist verständlich, dass man auch schon mal sauer wird.

ran: Nach dem Top-Start unter Kohfeldt war das Spiel in Sevilla aber nicht nur deshalb eine ziemliche Enttäuschung …

Nmecha: Stimmt. Und dafür müssen allein wir Spieler die Verantwortung übernehmen. Wenn wir unsere Leistung nicht abrufen und nicht in der Lage sind, den Ball auch mal in den eigenen Reihen zu halten, um das Spiel zu beruhigen, wirst du solche Spiele nicht gewinnen.

ran: Abgesehen von der Sperre läuft es aber für Sie persönlich ziemlich gut, wie Ihre sieben Pflichtspieltreffer zeigen. Hätten Sie das vor Saisonbeginn erwartet?

Nmecha: Eigentlich schon, weil ich grundsätzlich sehr hohe Erwartungen an mich stelle. Und, ja, eigentlich lief es bisher ganz gut. Dummerweise aber erinnert man sich vor allem an das jeweils letzte Spiel. Und das war nun mal in keiner Weise und für niemanden bei uns gut. Gegen Dortmund müssen wir auf jeden Fall ein anderes Gesicht zeigen. Der BVB ist zwar gerade aus der Champions League ausgeschieden, umso mehr aber werden die Dortmunder, genau wie wir, auf Wiedergutmachung aus sein.

ran: Sie gelten als sehr selbstbewusst, sind Ihnen Selbstzweifel völlig fremd?

Nmecha: Ich glaube, dass man im Profi-Fußball ein gewisses Selbstbewusstsein braucht, wenn man erfolgreich sein will. Trotzdem gibt es manchmal Momente, in denen man auch mal etwas infrage stellt. Vor allem dann, wenn es ohnehin nicht so gut läuft, sei es, weil man verletzt ist oder man aus anderen Gründen keine Spielzeit bekommt. Solche Phasen hatte ich natürlich auch schon. Wenn ich aber erst einmal auf dem Platz stehe, kann ich eigentlich alles um mich herum ausblenden und mich ganz auf meinen Job konzentrieren. Dann weiß ich, dass ich auch etwas Gutes zustande bringen kann.

ran: In Ihrer noch jungen Karriere haben Sie bereits mit einigen echten Größen des Weltfußballs zu tun gehabt, etwa mit Pep Guardiola in Manchester oder mit Vincent Kompany in Anderlecht. Wer hat Sie am meisten geprägt?

Nmecha: Es gibt zwei Trainer, denen ich besonders viel verdanke. Trainer, die mir ihr Vertrauen geschenkt und auch dann an mich geglaubt haben, als es bei mir nicht so rund lief. Vincent Kompany hat in Anderlecht fast immer auf mich gesetzt. Er war selbst ein Weltklasse-Innenverteidiger und hat mir gezeigt, was ein Abwehrspieler nicht mag und mit welchen Eigenschaften eines Stürmers er Probleme bekommt.

ran: Und der andere?

Nmecha: Das ist Stefan Kuntz. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass ein Stürmer gerade dann Vertrauen spüren muss, wenn es mal nicht so läuft. Und das war bei mir der Fall, als ich bei Preston North End und beim FC Middlesbrough eine schwierige Zeit hatte. Trotzdem hat er mich immer zur U21-Nationalmannschaft eingeladen und darin bestärkt, dass es für mich irgendwann auch einen Weg zur A-Nationalmannschaft geben kann.

ran: Wie denken Sie über Kuntz' Engagement in der Türkei?

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Nmecha: Ich bin überzeugt, dass er, egal, wo er Trainer ist, einen sehr guten Job machen wird. In der Türkei hatte man die WM wahrscheinlich schon abgeschrieben, er aber hat das Team nun zumindest schon einmal in die Playoffs geführt.

ran: Kuntz hat auch Recht behalten mit seiner Prognose, Sie waren mittlerweile bereits zweimal bei der A-Nationalmannschaft. Sind Sie der Mittelstürmer, den ganz Fußball-Deutschland schon so lange sucht?

Nmecha: Ich glaube, ich bin vor allem nicht derjenige, der diese Frage beantworten sollte. Natürlich bin ich sehr froh, dass ich nun zweimal dabei war. Aber es gibt eine Reihe Faktoren, die dabei eine Rolle gespielt haben, zum Beispiel, dass Timo Werner verletzt war. Ich weiß, dass ich noch an vielen Dingen arbeiten muss, aber ich will auch in Zukunft dabei sein, vielleicht sogar in Katar.

ran: Welche Dinge sind das?

Nmecha: Zum Beispiel muss ich noch lernen, das Spiel schneller zu lesen – wobei, das ist schon besser geworden in den vergangenen Monaten. In der Nationalmannschaft Stammspieler zu werden ist nun mal kein Selbstläufer. Ich kenne dieses Gefühl aus meiner Zeit bei Manchester City. Einerseits bist du dabei und kannst mit der Mannschaft trainieren, aber es reicht noch nicht für einen Platz in der Startelf. Selbst wenn es zuletzt in Wolfsburg sehr gut für mich gelaufen ist – die Herausforderung ist, das Woche für Woche zu bestätigen. Das ist meine ganz persönliche Challenge, und der stelle ich mich.

ran: Sie haben zuletzt auch ein paarmal für einige Minuten gemeinsam mit Ihrem Bruder Felix auf dem Platz gestanden, der wie Sie bei ManCity ausgebildet wurde. Ist das noch etwas Besonderes für Sie beide?

Nmecha: Wir sind uns einig, dass das schon etwas Besonderes ist, aber ganz weit in den Hintergrund rückt, sobald angepfiffen wird. Dann sind wir, wie jeder andere Spieler auch, im Tunnel und denken nur noch an den Job, den wir zu erledigen haben. Erst nach dem Spiel, wenn die Anspannung langsam abfällt, ist das Brüder-Ding wieder ein Thema.

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ran: Wie eng ist die Bindung zu Felix, leben Sie in einer WG?

Nmecha: Nein. Aber er wohnt mir direkt gegenüber. Das ist cool, weil man sich problemlos jederzeit sehen kann, aber trotzdem sein eigener Herr bleibt und auch mal sein eigenes Ding machen kann. Für uns beide passt das sehr gut.

Das Interview führte: Andreas Kötter

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