Boris Becker über Zeit in Haft: "In der Zelle wirst du wahnsinnig"
- Aktualisiert: 20.12.2022
- 23:02 Uhr
- SID
Boris Becker hat im exklusiven SAT.1-Interview über seine Zeit in Haft gesprochen. Er sprach mit Tränen in den Augen über den Abschied von seiner Partnerin und über Drohungen von Mithäftlingen. Er erklärte auch, warum Jürgen Klopp ihn nicht besuchen durfte.
Boris Becker hat im exklusiven SAT.1-Interview in dramatischen Worten von seiner Zeit in der Haft in England berichtet.
"Im Gefängnis bist Du niemand", sagte Becker nun rückblickend, "du bist nur eine Nummer. Meine war A2923EV. Ich wurde nicht Boris genannt. Ich war eine Nummer. Und es interessiert sie einen Scheißdreck, wer Du bist."
Becker zeigte Reue und ließ keine Zweifel daran, dass er zu Recht im Gefängnis saß. "Natürlich war ich schuldig", sagte er mit Nachdruck.
Das Gefängnis Wandsworth, wo er zunächst untergebracht wurde, beschrieb der komplett in schwarz gekleidete Becker als "extrem schmutzig, extrem gefährlich". Dort treffe man "Mörder über Kinderschänder über Drogenhändler. Da geht es ums nackte Überleben. Jeden Tag musst du aufpassen auf deine Haut." Dort sei er auch erpresst worden.
"Im ersten Gefängnis gab es eine Situation mit einem Mithäftling, ich nenne ihn John. Er saß schon seit 25 Jahren wegen Mordes. Er wollte meine Kohle und hat versucht, mich zu erpressen", erzählte Becker.
Becker: "Er wollte mir an die Wäsche"
Noch ernster wurde es nach der Verlegung nach Huntercombe. Dort habe ihn ein zweifacher Mörder Becker massiv bedroht.
"Er wollte mir an die Wäsche, hat mir verbal gesagt, was er alles mit mir machen wird. Das war jetzt im Oktober erst. Er hatte aber unterschätzt, dass ich eine Position im Gefängnis hatte, dass die anderen Häftlinge im Flügel aufmerksam wurden, herausgekommen sind", sagte der 55-Jährige.
Am nächsten Tag habe sich der psychisch offenbar labile Mithäftling vor Becker auf den Boden geworfen und sich entschuldigt. Becker begann zu weinen, während er die Geschichte erzählte. Die Entschuldigung nahm er an.
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Becker wurde vergangene Woche aus der Haft entlassen
Becker war Ende der vergangenen Woche aus einem britischen Gefängnis entlassen worden und nach Deutschland zurückgekehrt. Im April hatte er wegen Vergehen im Insolvenzverfahren eine zweieinhalbjährige Strafe erhalten, den Rest muss er nicht mehr absitzen.
"Wenn die Zellentür zugeht, bricht die ganze Welt zusammen. Das ist der einsamste Moment, den ich jemals hatte. Da bist nur du mit deinen Gedanken", berichtete der frühere Tennis-Star.
Becker arbeitete allerdings auch regelmäßig, er unterrichtete Englisch und Mathematik: "Mein Leben wurde leichter", stellte er fest, denn: "In der Zelle wirst du wahnsinnig."
Der frühere Weltklassespieler berichtete von seinen Freunden, mit denen er während der Haftzeit Kontakt hatte. Sein ehemaliger Doppelpartner Michael Stich habe ihm einen langen Brief geschrieben, erzählte der sichtlich gerührte Becker. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp hingegen durfte ihn wegen seiner Prominenz in England nicht besuchen.
Becker sagte seiner Freundin: "Du musst nicht warten"
Unter Tränen erzählte Becker von der Trennung von seiner Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro. "Das Schlimmste war der Abschied von meiner Partnerin: Ich habe zu ihr gesagt 'Du musst nicht auf mich warten, Du bist eine junge schöne Frau'", erzählte Becker mit stockender Stimme.
Becker sprach auch über seinen Gewichtsverlust. "Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Hunger gefühlt, bin hungrig ins Bett gegangen", erzählte er. Er habe keinen Alkohol getrunken oder geraucht. Für seine Gesundheit sei das gut gewesen, sagte Becker, der deutlich schlanker wirkte.