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Steve Sarkisian bei den Texas Longhorns: Ein Spiel mit dem Feuer
- Aktualisiert: 23.09.2021
- 23:49 Uhr
- ran.de/Timo Nicklaus
Nur wenige Universitäten besitzen solch eine Strahlkraft wie die Texas Longhorns. Und doch bleibt der Erfolg seit Jahren aus. Für Head Coach Steve Sarkisian ist es die vielleicht schwerste Aufgabe seiner bewegten Laufbahn.
Texas/München - Es gibt sie überall. Im Football. Im Fußball. In jeder anderen Sportart.
Vereine, die vor Tradition nur so strotzen. Vereine, die Massen für sich begeistern können. Aber auch: Vereine, in denen die besten Tage gezählt scheinen.
Was hierzulande im Fußball der FC Schalke 04, der Hamburger SV oder auch Werder Bremen sein mag, sind im College Football die Texas Longhorns.
Vier National Championships, 32 Conference Titel. Nur drei Colleges (Michigan, Alabama, Ohio State) haben in ihrer Historie mehr Siege eingefahren als die University of Texas.
Hohe Ansprüche, schlechte Leistung
Doch die Erfolge liegen weit zurück. 2009 gewannen die Longhorns letztmals ihre Conference, seitdem gleicht ihre Bilanz einer Achterbahnfahrt. Zwischen 2001 und 2009 kassierte die Mannschaft nur 16 Niederlagen. Von 2011 bis 2019 waren es satte 50 Pleiten.
Eines hat sich dabei aber nicht verändert: Die Ansprüche sind weiterhin ungebremst hoch. Immer vorne dabei, nur das Maximum zählt. Das ist die Divise in Texas.
Dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit aber noch immer eine Lücke zu klaffen scheint, machte die noch junge Saison bereits deutlich. Als Favorit ins Spiel gegangen, kassierten die "Horns" in Woche zwei eine böse 21:40-Klatsche gegen Arkansas.
Angekommen in der Realität.
Im dritten Anlauf: Sarkisian soll Texas wieder stark machen
Der Druck vor dem Duell gegen die noch ungeschlagenen Texas Tech Red Raiders (Sa., ab 17:45 Uhr live auf ProSieben MAXX und ran.de) könnte daher bereits größer kaum sein. Im Zentrum: Head Coach Steve Sarkisian.
Der 47-Jährige übernahm vor der Saison den Job und sollte das schaffen, woran Charlie Strong und Tom Herman in den vergangenen Jahren gescheitert sind: Das Team zurück zur Spitze führen.
Sarkisian blickt seinerseits auf eine bewegte Karriere zurück. Unter Pete Carroll machte er bei den USC Trojans seine ersten Coaching-Erfahrungen. Über Washington (2009-2013) kam er 2014 zurück nach Kalifornien und wurde Head Coach bei den Trojans - eine ähnlich traditionsreiche Uni wie die Longhorns.
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Dunkle Zeiten bei den USC Trojans
Doch die Zusammenarbeit scheiterte nach nur zwei Jahren krachend. Sarkisian, so die Vorwürfe, verfiel dem Alkohol. Mehrere Spieler berichteten, dass er sowohl beim Training als auch bei Spielen betrunken gewesen sein soll.
Die Entlassung folgte prompt, Sarkisian verklagte die Universität und bestand auf eine unrechtmäßige Kündigung. Letztendlich verlor er vor Gericht - seine Zukunft als Football-Trainer war mehr als nur fraglich.
Schon damals stand ihm sein einstiger Mentor bei. "Sark ist ein begnadeter Footballtrainer, und das hat er mir schon damals bewiesen", lobt Carroll: "Er hat harte Zeiten durchgemacht. Manchmal ist es leicht, zu kritisieren, aber es hat ihn zu einem besseren Menschen und einem besseren Trainer gemacht."
Plötzlich in der NFL
Ähnlicher Meinung war offenbar auch Nick Saban. Der Head Coach des erfolgreichsten College-Teams des vergangenen Jahrzehnts, der Alabama Crimson Tide, gab ihm eine zweite Chance. Zunächst als Teil des Trainerstabes, dann als Interims Offensive Coordinator.
Sarkisian machte seinen Job so gut, dass plötzlich die Atlanta Falcons anklopften und ihn für ihre Offensive gewinnen konnten. Das Intermezzo in der NFL blieb jedoch ungekrönt, nach zwei Jahre kehrte er zurück nach Alabama und gewann zusammen mit Nick Saban eine National Championship.
In Texas erhielt er vor der Saison nun einen Sechsjahresvertrag über 34,2 Millionen US-Dollar. Es ist einer der Top-Verträge im College Football und das obwohl die Longhorns schon lange nicht mehr zu den Anwärtern auf einen Titel gehören.
Wertvollste College-Teams: Texas überragt alle
Doch es zeigt ebenso, welche Strahlkraft vorhanden ist. In wohl keinem anderen Bundesstaat der USA wird Football so gelebt wie in Texas. Es mag verrückt klingen, aber: In der Liste der wertvollsten College-Teams stehen die Longhorns auf Platz eins. Vor den Top-Teams aus Alabama, Clemson oder Ohio State.
Rankings, an denen man ablesen kann, wie hoch der Druck in Texas sein muss. "Ich bin ein wirklich glücklicher Kerl, der das tun kann, was er liebt. Es gibt nicht viele Menschen auf der Welt, die das von sich behaupten können und ich bin einer von ihnen", beschwichtigt Sarkisian bei "Hook'em.com"
Auf dem Feld zählen aber andere Attribute. Es muss geliefert werden. Am besten schon gegen Texas Tech.
Denn eine Niederlage gegen die deutliche kleinere Technik-Uni würde den Druck nur weiter erhöhen. Und das kann in Texas nun wahrlich keiner gebrauchen. Erst recht nicht Steve Sarkisian.
Timo Nicklaus
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