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Bundesliga

FC Bayern München: Das Flügelspiel ist die nächste Problemzone

  • Aktualisiert: 16.12.2020
  • 13:39 Uhr
  • ran.de / David Kreisl
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© Imago Images

Der FC Bayern schleppt sich ausgelaugt der Winterpause entgegen. Während die erstaunlich wacklige Defensive der Münchner für Gesprächsstoff sorgt, haben sich auch die Flügel zu einer echten Problemzone entwickelt.

München - Die spielerische Herbstdepression des FC Bayern München, so witzelt man gerne unter den Fans des Rekordmeisters, gehört zu München wie das Oktoberfest. Doch während letzteres dem Coronavirus zum Opfer fiel, haben die Folgen der Pandemie die bayerische Fußballmagerkost noch verstärkt und mittlerweile bis in den Winter hinein gezogen.

In diesem auch für den Fußball verrückten Jahr 2020 liegen die Gründe dafür auf der Hand: Eine zur Pause gezwungene und spät zu Ende gespielte Vorsaison, fast keine Pausen, ein überfüllter Terminplan, in dem auch jeder noch so unbedeutende Wettbewerb ausgespielt werden will. Die Folgen? Überspielte Fußballer, Müdigkeit und Verletzungen.

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Die Bayern sind freilich nicht der einzige Topklub, der mit diesen widrigen Umständen zu kämpfen hat. Und wenn man bedenkt, dass sich die Münchner beim 1:4 gegen Hoffenheim die einzige Pleite der Saison am 2. Spieltag einfingen, sind die aktuellen Ergebnisse immer noch ordentlich. Doch lässt sich auch beim amtierenden Champions-League-Sieger nicht abstreiten, dass die Mannschaft auf dem Zahnfleisch daherkommt.

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Offensive kann die Fehler hinten nicht mehr ausbügeln

Die offensichtlichste Folge ist eine erstaunlich wacklige Abwehr. "Es sind einfache Fehler, die uns passieren", meckerte jüngst Kapitän Manuel Neuer. Diese zu einfachen und vor allem zu zahlreichen Fehler kosteten die Münchner schon 17 Gegentore in der Liga nach elf Spieltagen, was es zuletzt vor 39 Jahren gab.

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In den vergangenen vier Bundesligapartien gab es nur einen Sieg - und auch der stand gegen das Überraschungsteam aus Stuttgart lange auf wackligen Beinen. Dass gerade in dieser Saison, gerade in dieser Phase die Gegner nicht reihenweise an die Wand gespielt werden, ist nur logisch; dennoch offenbaren die Münchner immer deutlicher, dass sich neben der Defensive auch die Offensive, und dort vor allem das Flügelspiel, zu einer echten Problemzone entwickeln.

Was zur Folge hat, dass ein Gegentor zu viel hinten nicht - wie noch zu Beginn der Saison - einfach mit einem eigenen Tor mehr vorne ausgeglichen werden kann.

Flick wünscht sich Comans Niveau "von allen"

Auf den Außenpositionen haben die Münchner mit Kingsley Coman genau einen Spieler, der sich aktuell als Unterschiedsspieler präsentiert. Das hat nicht nur mit ausbleibenden Verletzungen des sonst so anfälligen Franzosen zu tun, sondern auch mit einem besonderen Tor.  "Ich habe viel mehr Selbstvertrauen seit dem Tor im Champions-League-Finale", sagt Coman selbst. "Ich probiere viel. Mal geht er rein, mal nicht."

Und selbst, wenn er mal nicht reingeht: Coman ist auch dank seiner Vorlagen aktuell unentbehrlich in der bayerischen Offensive. Alle 70 Minuten ist der 24-Jährige an einem Tor beteiligt. "Im Moment ist Kingsley Coman derjenige, der Akzente setzt, Tore macht, Torgefahr ausstrahlt, Tore vorbereitet und einen guten Blick für den Raum hat", lobte sein Coach Hansi Flick kürzlich. "Dieses Niveau wünsche ich mir von allen."

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Weiter warten auf die Explosion von Sane

Mit "allen" sind seine vier Flügelspieler gemeint, also ebenfalls Leroy Sane. Es ist beinahe ein Mantra, welches die Münchner Offiziellen, vom Coach bis zum Präsidenten, aufsagen, wenn es um den Neuzugang aus Manchester geht: Sane braucht Zeit. "Es ist wichtig", erklärte Flick jüngst, "dass man das Gesamte sieht: schwere Verletzung, Wechsel, nochmal verletzt, neue Idee vom Fußball".

Der Angreifer sehe das "wie ich auch: dass er noch Luft nach oben hat", so Flick. Die Frage ist jedoch: Wie lange darf sich Sane noch für die Eingewöhnung Zeit lassen? Man kann Sane eine brutale Effizienz von der Bank gegen müdegespielte Gegner nicht absprechen, aber in seinen Startelfeinsätzen, voll eingebunden in den Spielplan und auch mit Aufgaben wie Gegenpressing und Verteidigen betraut, hintrlässt Sane bislang einen enttäuschenden Eindruck.

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Dauerläufer Gnabry sucht nach seiner Form

Auch Serge Gnabry sucht auf dem anderen Flügel nicht nur nach seiner Triple-, sondern nach irgendeiner Form. Gnabry, der noch nie für seine Konstanz bekannt war, schien das in seiner vergangenen Fabelsasion mit 37 Torbeteiligungen in 46 Spielen überwunden zu haben. Doch seit seinem Dreierpack am ersten Spieltag gegen, wie sich herausstellen sollte nicht profifußballtaugliche Schalker, hat der Nationalspieler wenig beigetragen zum Spiel der Münchner - wenig Torgefahr, noch weniger individuelle Momente.

Bei Gnabry dürfte es vor allem die Dauerbelastung sein, die ihren Tribut fordert. Mit der Ausnahme einer einwöchigen Quarantäne-Pause aufgrund einer falsch-positiven Corona-Diagnose war er immer im Einsatz, wurde in jedem Spiel mindestens eingewechselt und reiste auch mit der Nationalmannschaft durch die Weltgeschichte.

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Wolfsburg bringt die zweitbeste Defensive der Liga

Der vierte von Flicks Außenspielern, die laut dem Coach alle eine "sehr gute Qualität" haben, ist Neuzugang Douglas Costa. Schon bei seinem ersten Abstecher nach Münchner ließ der Brasilianer einem starken ersten Halbjahr lediglich wenig engagierte Auftritte, unnötige Zirkustricks und sinnfreie Dribblings folgen - und macht seit seiner Rückkehr ungefähr da weiter.

Als wirkliche Bereicherung hat sich Costas Verpflichtung noch nicht herausgestellt, was im Nachhinein die Frage aufwirft, ob es den Transfer überhaupt gebraucht hätte - oder ob die Spielzeit nicht einem Jugendspieler hätte gewährt werden können.

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Aber egal, ob Coman, Sane, Gnabry oder Costa: Die gute Nachricht vor dem Spitzenspiel gegen Wolfsburg am Mittwochabend (20.30 Uhr im Liveticker auf ran.de) ist, dass die Münchner Flügel vielleicht spielerisch gestutzt, aber immerhin allesamt fit sind. Was man in diesen Tagen von wenigen Mannschaftsteilen der Münchner behaupten kann.

Die noch ungeschlagenen Gäste vom VfL stellen mit nur elf Gegentoren die zweitbeste Defensive der Liga. Eine Aufgabe für die Münchner Offensive also, die auch in Normalform schwer genug wäre. Normalform hat - aus Bayernsicht leider - aber gerade nur einer.

David Kreisl

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