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NBA Finals

NBA Finals Kolumne: Heat gleichen gegen Nuggets aus - Takeaways nach Spiel 2: Was tot ist, kann niemals sterben

  • Aktualisiert: 05.06.2023
  • 11:21 Uhr
  • ran.de / Ole Frerks
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Die Miami Heat haben es schon wieder getan – nach einem 111:108-Erfolg in Spiel 2 der NBA Finals gehört der Heimvorteil ihnen. Droht den Denver Nuggets das gleiche Schicksal wie zuvor den Bucks und den Celtics? Die Takeaways.

von Ole Frerks

Die Miami Heat haben nach dem 111:108-Sieg über die Denver Nuggets in den NBA Finals zum 1:1 ausgeglichen. Das sind die Takeaways nach Spiel 2 der Serie.

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1.    Was tot ist, kann niemals sterben

Nun ist es auch Denver passiert – eins dieser lawinenartigen Comebacks der Heat, die Miami in dieser Postseason zu seinem Markenzeichen gemacht hat. Langsam wird es albern: Zum siebten Mal in diesen Playoffs gewannen die Heat ein Spiel nach mindestens zwölf Punkten Rückstand, das ist der Bestwert über die vergangenen 25 Jahre. Die Moral und Resilienz dieses Teams bleiben bemerkenswert.

Zumal Miami in diesem Spiel selbst viel einstecken musste. Nach einem tollen Start, der auch durch die neue Starting Lineup mit Kevin Love statt Caleb Martin ermöglicht wurde, dominierten schließlich die Nuggets, mit einem 32:11-Run über neun Minuten. Mit bis zu 15 Punkten führte das in diesen Playoffs zuhause zuvor ungeschlagene Heim-Team, bevor Miami sich wieder heranrobbte.

Die Heat kümmern sich nicht um Profanes wie Rückstände oder widrige Umstände, sie spielen einfach weiter, lassen sich nicht beirren. Sie leben nach dem Leitmotiv der Greyjoys in "Game of Thrones" – was tot ist, kann niemals sterben. Und wenn ein Team sie nicht mit der letzten Konsequenz aus dem Weg räumt, finden sie einen Weg zurück ins Spiel.

Und dann kann es leicht sehr schnell gehen – wie eben im vierten Viertel. Aus einem Acht-Punkte-Rückstand zum Start des Durchgangs wurde flugs eine Fünf-Punkte-Führung, ausgerechnet der zuvor punktlose (und defensiv überforderte) Duncan Robinson erzielte während dieses Runs all seine zehn Punkte.

Game 2
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Es hagelt Dreier! Heat gleichen gegen Nuggets aus

Die Miami Heat lassen in Spiel zwei der Finals gegen die Denver Nuggets Dreier regnen und schnappen sich einen 111:108-Sieg über Top-Star Nikola Jokic zum Ausgleich in der Serie.

  • 05.06.2023
  • 07:41 Uhr

Jimmy Butler und Bam Adebayo übernahmen die Partie danach mit ihrem Two-Man-Game. Ehe die Nuggets sich versahen, lagen sie mit elf Zählern hinten. Das Spiel war danach nicht entschieden, auch Denver bewies Moral und verdiente sich nochmal die Chance, im letzten Angriff auszugleichen. Doch Jamal Murray verfehlte, sodass Miami am Ende doch – wie in jeder ihrer Serien im Osten – mit dem geklauten Heimvorteil zurück nach Florida reisen konnte.

Die Nuggets spielten dabei insgesamt kein schlimmes viertes Viertel, im Gegenteil. 56 Prozent aus dem Feld, 43 Prozent von draußen und drei Ballverluste sind in der Regel ausreichend, um eine Führung über die Zeit zu bringen – nur eben nicht, wenn der Gegner ein perfektes Viertel hinlegt. Doch genau das tat Miami, machte laut John Schuhmann (nba.com) 36 Punkte aus 19 Ballbesitzen.

Fast 70 Prozent ihrer Würfe fanden im letzten Viertel ihr Ziel, selbst für die Heat ein absurder Wert. Ein paar fragwürdige Calls gingen dabei zwar auch in ihre Richtung (Butler stand bei einem Assist für einen Dreier im Aus, ein Adebayo-Block war recht klar Goaltending), aber das gehört bei knappen Siegen in den Playoffs oft eben dazu und interessiert schon bald keinen mehr.

Schon gar nicht Michael Malone. "Sie haben alles bekommen, was sie wollten: Dreier, Layups, und das hat es ihnen erlaubt, ihre Zone zu formieren, das Spiel zu verlangsamen", erklärte der Nuggets-Coach: "Wir bekamen keine Stopps und taten uns schwer damit, selbst zu punkten. Unsere Defense muss viel besser sein. Das waren jetzt zwei vierte Viertel, in denen unsere Defense non-existent war."

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2.    Das Shooting kehrt zurück

Es ist bei den Heat in diesen Playoffs langsam ein alter Hut, und doch muss es bei fast jedem Sieg wieder erwähnt werden. Es war im Vergleich zu Spiel 1, nach dem Butler kritisiert hatte, dass sein Team zu sehr auf den Jumper fokussiert war, nicht so, dass Miami nun auf einmal am Ring gelebt hätte.

Die Heat hatten zwar zehn Mal so viele Freiwürfe wie in Spiel 1 und wirkten generell etwas aggressiver, trotzdem wurden am Ende nur zehn Abschlüsse am Ring notiert. Fast alle ihre Abschlüsse kamen von weiter weg, sie waren auch in diesem Spiel auf Jumper fokussiert und machten sogar weniger Punkte in der Zone als in Spiel 1 (34 zu 38). Der Unterschied war, dass sie ihre Jumper diesmal wieder sensationell trafen.

Max Strus war nach seiner 0/9-Stinkbombe wieder er selbst und traf vier seiner sieben Dreier im ersten Viertel. Topscorer Gabe Vincent traf vier von sechs. Robinson, Kyle Lowry, Love und sogar Butler trafen jeweils zwei Dreier, insgesamt kam Miami auf 17/35 von draußen. Es war das neunte Spiel in dieser Postseason, in dem die Heat mindestens 40 Prozent ihrer Dreier trafen.

Miami bekam tolle individuelle Leistungen insbesondere von Adebayo, der wieder etwas weniger Scorer und mehr Playmaker/Screener war, und vom unermüdlichen Vincent; Butler war als Scorer wieder eher schwach (21 Punkte, 19 Würfe), dafür stark als Playmaker. Aber wenn man den Sieg auf einen Faktor herunterbrechen will, dann ist es die Dominanz von draußen (Denver traf 11/28).

"Ich glaube nicht, dass es ein Geheimnis dahinter gibt", sagte Butler: "Wir bewegen einfach den Ball, finden den offenen Spieler und spielen simplen Basketball. So ähnlich wie sie das auch tun. Und wir haben Würfe getroffen. Das ist dieses Spiel, entweder du triffst oder du verfehlst. Wir haben heute einige Würfe getroffen; sie nicht."

Und, apropos alter Hut: Denver könnte darauf verweisen, dass Miami in der Regular Season 34 Prozent seiner Dreier traf und ja nicht den Rest der Serie so gut werfen wird … das hat den Milwaukee Bucks und den Boston Celtics allerdings auch nicht geholfen. Vielleicht sind die Heat ja wirklich so ein gutes Shooting-Team?

3.    Nikola Jokic, der Ego-Shooter

Erik Spoelstra echauffierte sich zwar nach dem Spiel über die Andeutung von "ESPN"-Reporterin Ramona Shelburne, sein Team habe Nikola Jokic zum Scorer gemacht – das sei "lächerlich", weil Jokic und die Nuggets für eine so simple Direktive zu gut, zu komplex seien –, aber völlig aus dem Nichts kam diese Idee nicht. Die Offense der Nuggets sah in jedem Fall etwas anders aus als in Spiel 1, auch aufgrund der defensiven Umstellungen der Heat.

Spoelstra beorderte den in Spiel 1 gar nicht eingesetzten Love in die Starting Five, um einen zweiten Big Man auf dem Court zu haben, der ein größeres körperliches Hindernis für Aaron Gordon darstellen sollte. Dieser Schachzug ermöglichte es unter anderem, dass Butler Murray verteidigen und Miami so seine besten Verteidiger gegen das Murray/Jokic-Two-Man-Game stellen konnte.

Murray hatte seine Mühe mit Butlers Länge und situativ eingesetzten Blitzes und konnte das Spiel trotz seiner 18 Punkte und zehn Assists nicht so prägen wie Spiel 1. Den Nuggets wurde so ein wenig die Dynamik genommen, die sie sonst oft auszeichnet – Szenen wie diese, in denen das Two-Man-Game einen Lob auf einen freien Gordon produzierte, genossen Seltenheitswert.

Nicht, dass die Offense der Nuggets schlecht gewesen wäre – ihr Offensiv-Rating betrug 125,6 laut "Cleaning the Glass", das ist eigentlich sogar elitär. Die Offense kam nur eben anders zustande. Jokic war limitiert als Playmaker (vier Assists, fünf Ballverluste) und holte stattdessen immer wieder als Scorer die Kohlen aus dem Feuer, weil es schwerer war, an andere gute Optionen zu kommen.

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Miami machte es auch ihm nicht leicht. Die Coverages wurden fleißig durchgemischt, oft wurde Jokic gefrontet, um ihn erst gar nicht (oder so spät wie möglich) an den Ball kommen zu lassen. Auch die Zone kam zum Vorschein und sah etwas anders aus als in vorigen Serien, oft mit einem zentralen Verteidiger auf der Höhe der Freiwurflinie (Butler!), der Jokic von dessen Spot bringen sollte.

All diese Arbeit resultierte am Ende oft doch in zwei Punkten für den Serben, der auf dem Weg zu 41 Punkten wieder eine ganze Reihe unmöglicher Würfe versenkte. Das ist vielleicht demoralisierend, aber Miami nahm es in gewisser Weise in Kauf, was vor allem diese Szene verdeutlicht.  

Vincent erhält bei diesem Mismatch keine Hilfe. Das ist kein Breakdown, sondern hat System. Was sich in dieser Situation nicht ergeben wird, ist ein freier Dreier oder ein Layup für einen Cutter, und darum ging es den Heat. Denver nahm insgesamt bloß 28 Dreier und viele davon in Transition oder nach Offensiv-Rebound – in der "normalen" Halbfeld-Offense kamen sie kaum auf Triples, das ist ein Gewinn für die Heat, die in dieser Serie mehr Dreier nehmen müssen als ihr Gegner.

Jokic trifft in aller Regel die richtige Basketball-Entscheidung. Wenn er keinen besseren Wurf für jemand anderen finden kann, schließt er selbst ab – und tut das offensichtlich sehr gut. Sein Team ist jedoch am besten, wenn er das etwas seltener tun muss. Die drei Spiele dieser Playoffs, in denen er 40 Punkte übertraf, hat Denver allesamt verloren.

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4.    Denver muss auf die Details achten

Denver hätte diese Partie nicht verlieren müssen. Wie erwähnt, ihre Offense war insgesamt gut, auch wenn sie sich 13 teils sehr vermeidbare Ballverluste leisteten. Die Defensive hingegen offenbarte mehr Lücken als in Spiel 1, gerade zu Beginn des Spiels schienen die Starter nicht richtig da zu sein.

"Es sind die verdammten Finals. Wir können hier nicht über Energie reden, das muss selbstverständlich sein", schimpfte Oldie Jeff Green nach dem Spiel, mit Recht. Es ist eine Sache, wenn Heat-Spieler verteidigte Jumper treffen – Denver bietet hier schon vom System her etwas an, gerade mit der Drop Coverage. Mit einigen dieser Treffer muss man als Team leben, selbst wenn der Druck teilweise hätte besser sein können.

Eine andere Sache sind die verschlafenen Rotationen, die fehlende Hilfe, die mangelnde Aufmerksamkeit in einigen Szenen. Allein im ersten Viertel verloren die Nuggets mehrfach Strus aus den Augen, nachdem sie dessen "Picks" falsch gelesen hatten (Strus slippt jedes Mal). Sie wirkten fast unsicher, ob sie doppeln oder switchen sollten, wodurch der Schütze komplett blank gelassen wurde.

Gerade Michael Porter Jr. war im Lauf des Spiels regelmäßig im Niemandsland zu finden. Der Forward hatte wie schon in Spiel 1 offensiv große Probleme (mittlerweile 3/17 Dreier in der Serie) und konnte das diesmal nicht durch gute Defense kompensieren. Im Gegenteil, immer wieder war er der Grund, weshalb Heat-Spieler offene Würfe bekamen.

Coach Malone hält den übertalentierten Porter Jr. seit Jahren an der kurzen Leine und nimmt ihn schnell raus, wenn er zu viele Fehler begeht. In dieser Partie war die Leine eher zu lang, zumal Bruce Brown, Christian Braun und Green defensiv allesamt besser aussahen als er. Seine Minuten gingen mit -15 verloren, in diesem Fall wirkte das repräsentativ.

Porter Jr. war allerdings auch nicht der einzige Nugget, der unnötige Fehler beging. Kentavious Caldwell-Pope, der einzige Nugget mit Finals-Erfahrung, sammelte zwei seiner sechs Fouls gegen aktive Dreierschützen – auch solche Aktionen führen mal dazu, dass Coaches ihre Spieler auf die Bank setzen.

"Wir müssen über Einsatz sprechen. Das hier sind die Finals, da macht es mir Sorgen, dass wir dieses Thema haben", schimpfte Malone: "Wir hatten Jungs da draußen, die sich bemitleidet haben, weil ihre Würfe nicht reinfielen, oder die dachten, dass sie einfach den Schalter umlegen können. Das hier ist nicht die Preseason, sondern die Finals. Es kann nicht sein, dass sie so viel härter arbeiten als wir."

Es sind Geschenke, die man den Heat nicht machen darf. Wer diesem Team einen Finger reicht, dem wird gerne mal die ganze Hand abgebissen.


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